Lieder über Gefühle und das „kleine Glück”

Großrosseln · 200 Zuhörer kamen zum Konzert mit Marcel Adam in die Großrosseler Rosseltalhalle.

 Marcel Adam Archivfoto: Iris Maurer

Marcel Adam Archivfoto: Iris Maurer

Hannelore Koschorke hat frisch gepflückte Maiglöckchen zum Konzert mitgebracht: "Für Marcel, der wird sich freuen", sagt die Ludweiler Seniorin. Und Marcel Adam freut sich auch, beim Konzert am Freitagabend in der Rosseltalhalle, über den Duft der Maiglöckchen, die familiäre Atmosphäre und über den eigenen "humorvoll melancholischen" Rückblick auf über 30 Jahre Bühnenerfahrung.

"Ihr wisse joo, midd mir kinna schwäddse", sagt Adam. Das tut er, lange vor Beginn, in jeder Minute der Pause, und danach.

200 Besucher! Mit "Je n' aurai pas le temps" (auf Deutsch: "Ich werde nicht die Zeit haben") vom Kollegen Michel Fugain beginnt Marcel, und schon beim allerersten Lied summt das Publikum leise mit. Viel braucht der Mann nicht: Hocker, Fußbänkchen, Verstärker, strahlendes Lächeln, eigene Chansons, ein paar "Leihgaben" von Wader, Nena, Aznavour, Gitarre (einschließlich herausragendem Fingerpicking), variable Stimme.

Marcel Adam singt vom "Kleinen Glück", wohl wissend, wie fragil Schicksale sein können. "Das macht seine Lieder so anrührend", sagt Esther Berty. "Es Onna", beispielsweise: Schöner kann man die Oma-Enkel-Beziehung nicht schildern. Oder "Die Muttergottes auf dem Berg": Sie steht in echt im lothringischen Großbliedersdorf auf einem Hügel, und jetzt erinnert sich der 65-jährige Liedermacher daran, wie er 30 Jahre zuvor in deprimierter Stimmung ("War damals arbeitslos") zur Madonna hochschaut und denkt: "Die Welt is owwe hui unn unnen pfui!", und "Es Läwe isses Läwe nidd werd". Ist es doch, befindet der Liedermacher dann, und besingt, in schönstem Berlinerisch, "Die Krumme Lanke", lustig, bei allem familiären Elend, das hier mitschwingt. Adam zitiert Gitte Haenning mit "Ich will alles", streut einen aufregend schnellen Flamenco ein, lässt Nena mit "Wunder geschehn" zu Wort kommen, kokettiert plaudernd mit dem eigenen Alter und seiner Vergesslichkeit, singt hinreißend.

Gefühle beschreiben, Kitsch vermeiden, lautet die Devise. Kommt beim Publikum gut an: "Lebensbejahend, er singt, spielt, lebt seine Lieder", urteilt Dieter Alt. "Marcel Adam hat nichts von seiner Ausstrahlung verloren, ich höre ihn immer wieder gern", sagt Oranna Weiten. "Und ich bringe ihm immer wieder gerne Blümchen mit", fügt Hannelore Koschorke hinzu.

Ein Abend der leisen Töne geht zu Ende, der Kultursommer in der Rosseltalhalle Großrosseln beginnt erst. Ganz andere Töne stellt am kommenden Samstag, 20. Mai, der Musikverein "Rheingold" in Aussicht, das Konzert "Letz Zep" in Erinnerung an die legendäre Rockgruppe Led Zeppelin am Freitag, 23. Juni, sowieso.

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