Denkmalsanierung Neues Leben für ein altes Haus im Warndt
Großrosseln · Private Investoren haben den Tannenhof in Karlsbrunn erworben. Derzeit sanieren sie den historischen Bau – denkmalgerecht.
Füllige Menschen kommen derzeit schwer ins Haus. Denn die Gerüstbauer haben, um mit ihren eckigen Ständern und Brettern die Erker-Rundung einzuhegen, Stützen auf die Eingangstreppe gestellt. So muss man sich nun hindurchquetschen zwischen Gerüst und Geländer. „Unbequem“, sagt Michael Reimsbach, „vor allem, wenn man Material ins Haus bringen will.“ Aber er nimmt es gelassen: Das Gerüst werde nicht mehr lange stehen. Und bis es wieder abgebaut sei, könne man ja ausweichen auf den Eingang durch den Keller.
Reimsbach, der im Großrosseler Ortsteil Dorf im Warndt eine Versicherungsagentur führt, hat den Karlsbrunner Tannenhof im November 2018 erworben. Gemeinsam mit seiner Frau Annette, Personalchefin bei Saarstahl, und mit Iris Richter-Rosar und Patrick Rosar, einem befreundeten Ärzte-Ehepaar. Nun ist das Quartett am Sanieren. Unter Hochdruck: Das Haus, sagt Reimsbach, solle bis Ende September fertig sein. Und möglichst bis zum Jahresende auch die Außenanlage drumrum – zum Tannenhof gehört ein riesiges Grundstück, das vom so genannten Villa-Weiher bis zum Warndt-Wald-Wanderweg reicht und auf der Rückseite tief in den Wald hinein.
Das Erdgeschoss ist schon fertig. Den großen Raum vorne mit den eigenwilligen Rund-Erkern, ehemals Gaststube (siehe „Info“), haben die neuen Eigentümer „Villa Tannenhof Forum“ getauft: Ihn wollen sie als Seminarraum für ihre jeweiligen beruflichen Zwecke nutzen. Klar und hell wirkt er, mit dezent installierter Technik wie Beamer und Co. – und mit einem Holzofen. Verbeugungen vor der Haus-Vergangenheit auch in der Küche nebenan. Die alten Bodenfliesen habe man nicht mehr nutzen können, sagt Reimsbach; aber ein paar, die noch intakt waren, finden sich nun zwischen modernen Wandplatten. Ein historischer Kohleherd („nicht der originale, der war leider nicht mehr da“) steht an der Wand, allerdings nicht angeschlossen, nur als Deko; echter Herd und Kühlschrank tragen Retro-Look.
Nostalgische Spielchen, Reimsbach belächelt sie selber. Und erzählt dann von den ernsthaften Herausforderungen denkmalgerechter Sanierung. Die Holzfenster, neu gefertigt und doppelt verglast, bekamen Sprossen und Schließmechanik wie in den 1920er Jahren. Bei der Holztreppe zu den Obergeschossen hingegen habe der Denkmalpfleger drauf bestanden, das Original zu erhalten. „Machen wir jetzt so“, sagt Reimsbach. Wobei alle Handwerker, bei denen man angeklopft habe, einen Neuaufbau günstiger angeboten hätten als die Bestands-Sanierung; „Denkmal halt“, sagt Reimsbach lachend. Bei funktionalen Dingen – von den Fenstern bis hin zu Heizung und Versorgungsleitungen – habe der Denkmalpfleger aber modernen Lösungen zugestimmt, „eine gute Zusammenarbeit“, sagt Reimsbach anerkennend.
Die erste Etage wird Wohnung, mit hinreißendem Ausblick aus dem Erkerzimmer; im August soll Einzug sein. Wohnen ist auch fürs Dachgeschoss vorgesehen, dort ist aber noch allerhand zu tun. Die Mieter, erzählt Reimsbach, stehen schon seit Jahresanfang fest. Nein, selbst einziehen wollen die Eigner nicht. Liebgewonnen hat Reimsbach den Tannenhof dennoch: „Ich bin fast jeden Tag ein paar Stunden hier.“