Herbstliche Ernte mit Hut

Karlsbrunn. Die Pilzwanderung, veranstaltet vom Saarforst-Landesbetrieb und der Gemeinde Großrosseln, lockt am Freitagnachmittag rund 50 Naturfreunde zum Karlsbrunner Jagdschloss. Tobias Thiel, 31-jähriger Pilzsachverständiger aus Riegelsberg, berät nicht nur private Sammler. Auch Krankenhäuser fragen ihn um Rat, wenn sie Patienten mit Pilzvergiftungen haben

Karlsbrunn. Die Pilzwanderung, veranstaltet vom Saarforst-Landesbetrieb und der Gemeinde Großrosseln, lockt am Freitagnachmittag rund 50 Naturfreunde zum Karlsbrunner Jagdschloss. Tobias Thiel, 31-jähriger Pilzsachverständiger aus Riegelsberg, berät nicht nur private Sammler. Auch Krankenhäuser fragen ihn um Rat, wenn sie Patienten mit Pilzvergiftungen haben.Noch im Schlosshof nimmt der Experte die ersten Exemplare unter die Lupe: Der Kupferrote Gelbfuß, den eine Teilnehmerin mitgebracht hat, ist essbar. Der Kahle Krempling hingegen kann eine Allergie auslösen. Und der Grünling ist mittlerweile von der Speisepilzliste verschwunden. In Verbindung mit Medikamenten, sagt Apotheker Thiel, können nach dem Verzehr dieses Pilzes Komplikationen auftreten.Die Pilzfreunde kommen aus Großrosseln, Völklingen, Heusweiler oder Saarwellingen. Blutige Anfänger sind ebenso mit von der Partie wie erfahrene Sammler, die ihr Wissen vertiefen möchten. Etwa die Hälfte der Teilnehmer schlägt sich auf eigene Faust in die Büsche, der Rest dreht gemeinsam mit Thiel eine Runde durch den Wildpark.Schön ist es im Wald: Die Herbstsonne wärmt, Vögel zwitschern, Blätter rascheln - und am Wegesrand sprießen die Gewächse mit Hut. Tobias Thiel kennt sie alle: Der Grünblättrige Schwefelkopf ist magen- und darmgiftig, der Lila Lacktrichterling gilt als essbar, aber wenig schmackhaft. Berührungsängste braucht niemand zu haben. Nein, versichert der Fachmann, über die Haut werde kein Gift aufgenommen. Und das Beschnuppern ist ebenfalls ungefährlich. Die Exemplare, die Thiel herumreicht, riechen nach Kernseife, nach Rettich, nach Kartoffelkeimen. Einige Zuhörer blättern im Pilzführer, andere machen sich Notizen. Bei der Vielfalt verliert man schnell den Überblick: "Anfänger sollten den Fokus auf ein oder zwei Pilzarten legen", rät der Experte. Bei seinen Erläuterungen geht er immer vom "empfindlichsten Magen" aus. Nur absolut bekömmliche Pilze werden von ihm freigegeben. Für die meisten Speisepilze gilt: Werden sie klein geschnitten und 20 Minuten scharf gebraten, liegen sie auch nicht schwer im Magen.Etwa 120 bis 150 Pilzarten, so schätzt der Experte gegen Ende der Exkursion, haben die Spaziergänger im Warndtwald gesehen. Das ist weniger als zunächst erwartet. Im Köllertal sei die Vielfalt zurzeit größer, stellt Thiel fest. Insgesamt sind im Saarland 2500 Pilzarten bekannt. Nach zwei Stunden treffen sich die Wanderer zur Fundbesprechung am Jagdschloss. Mit sicherer Hand sortiert Tobias Thiel die Pilze, die sie mitgebracht haben: Die guten landen im Körbchen - und die schlechten in der Abfalltüte. "Anfänger sollten den Fokus auf nur ein oder zwei Pilzarten legen. "Tobias Thiel, Apotheker und Pilz-Experte

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