Grubenschaden am Nikolausweiher

St. Nikolaus. Es war einmal eine Mühle am Weiherufer; der Bach, der den Weiher durchströmte, trieb mit fünf PS Wasserkraft das Mühlrad an. Es war einmal ein Badeweiher, zu dem es im Sommer Menschen aus der ganzen Region zog; bis zu 4000 Badegäste wurden an Spitzentagen gezählt. Es war einmal ein Ausflugsweiher, über den man mit gemieteten Booten schippern konnte.Lange her

St. Nikolaus. Es war einmal eine Mühle am Weiherufer; der Bach, der den Weiher durchströmte, trieb mit fünf PS Wasserkraft das Mühlrad an. Es war einmal ein Badeweiher, zu dem es im Sommer Menschen aus der ganzen Region zog; bis zu 4000 Badegäste wurden an Spitzentagen gezählt. Es war einmal ein Ausflugsweiher, über den man mit gemieteten Booten schippern konnte.Lange her. So lange, dass Sabine Schäfer und ihr Bruder Frank Dunsbach, Margriet Zieder-Ripplinger und ihr Bruder Jan Zieder nur noch ferne Kinder-Erinnerungen an Baden und Bootsverleih haben. Die Mühle, das war vor ihrer Zeit. Davon hat ihre Großmutter erzählt, die einst Mühlen-Chefin war. Und Weiher-Eigentümerin. Das sind die zwei St. Nikolauser Geschwisterpaare nun selbst, gemeinsam mit weiteren Verwandten. Und die Erbengemeinschaft hat ein Problem: Wenn der Entsorgungszweckverband Saar (EVS) die nahe Karlsbrunner Kläranlage stilllegt - das ist geplant -, wird der Weiher von dort kein Wasser mehr bekommen. Dann droht ihm zeitweiliges Austrocknen. Was die Anziehungskraft des Weihers für Ausflügler mindern würde. Schlecht für die Eigentümer, denen auch das Restaurant am Weiher gehört. Schlecht aber auch für die Region, die in der Nach-Bergbau-Ära mit Tourismus und Naherholung punkten will und dabei auf die Farben Grün und Blau setzt, auf Wald und Weiher. "Wir sind sehr an der Erhaltung des Nikolausweihers interessiert", sagt denn auch Großrosselns Bürgermeister Peter Duchene. Aber: Die Kommune könne in den Weiher, der sich ja in Privatbesitz befinde, kein öffentliches Geld stecken. Es sei denn, es gäbe langfristige Nutzungsverträge. Solche Verträge zu schließen, wären sie gern bereit, sagen die Eigentümer. Man wolle ja gar nichts ändern am Status quo: ein privater Weiher, der der Öffentlichkeit zur Freizeit-Nutzung zur Verfügung stehe; "wir brauchen dafür nur Wasser". Das kam einst aus dem Nikolausbach. Doch der ist nicht mehr das verlässliche, großzügig fließende Gewässer, das er mal war. Er ist zum Rinnsal geschrumpft, kann in trockenen Sommern sogar fast versiegen. Ebenso verhält es sich mit weiteren Weiher-Zuflüssen. Davon gab es früher etliche, hat die Müllerin-Großmutter dem Erben-Quartett überliefert, mindestens drei innerhalb des Weihers, weitere - da ist die Zahl unklar - im Einzugsgebiet. Alle diese Quellen sind trocken gefallen, seit deutsche und französische Bergbau-Unternehmen mit dem Kohleabbau in der Region begonnen haben. Die Pumpen, die die untertägigen Grubengebäude trocken hielten, haben auch der Oberfläche Wasser entzogen. Nun sind die Pumpen abgeschaltet, das Wasser kehrt zurück. Doch nach den Prognosen wird es frühestens 2020 wieder den Stand alter Zeiten erreichen. Für den Nikolausweiher zu spät - der EVS möchte die Kläranlage, die den Weiher-Wasserstand bisher stabilisiert, bald außer Dienst stellen. Wobei Ralf Hasselbach, beim EVS zuständig für den Kläranlagenbau, betont, dass die EVS-Pläne das Weiher-Problem nur an den Tag brächten, aber keinesfalls dessen Ursache seien. Verursacher - das sagt Hasselbach freilich so nicht - ist offenkundig der Bergbau. Meinung

HintergrundSeit 2003 gilt in Deutschland das Wasserhaushaltsgesetz, das auf der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union basiert. Ralf Hasselbach, beim EVS zuständig für den Kläranlagenbau, erklärt auf SZ-Nachfrage, was das bedeutet: Danach müssen alle Gewässer eine bestimmte Mindestqualität haben. Für Einleitungen gelte, dass sie die Funktionalität des Gewässers nicht beeinträchtigen dürfen. Das, so Hasselbach, sei kritisch, wenn Kläranlagen-Abwasser in ein stehendes Gewässer wie den Nikolausweiher fließe. Denn der Phosphatgehalt des Abwassers lasse sich selbst mit modernster Technik nicht zuverlässig unter die Grenzen drücken, die ein stehendes Gewässer vertrage. ddAuf einen BlickDer Wasserzweckverband Warndt hat bei Jürgen Wagner (Foto: Hiegel), Professor für Hydrogeologie aus Neunkirchen, eine Studie in Auftrag gegeben, die den Nach-Bergbau-Wasseranstieg in der Region zum Thema hat. Früh an die Oberfläche tretendes Wasser, sagt Wagner auf SZ-Anfrage, könne man eventuell in den Nikolausweiher pumpen. Jedoch fehle noch Auskunft von französischer Seite, ob dies tatsächlich möglich sei. Bis zum Abschluss der Studie im Februar/März hofft Wagner in dieser Frage auf Klarheit. dd