Große Windwürfe im WarndtwaldAm Warndtweiher eingeschlossen

Warndt. "Der Sturm hat den Warndt sehr stark getroffen", sagt Reiner Schumacher, Dienstleistungsförster im Saarforst-Kooperationsrevier 1. Nadelbäume seien "flächig" geworfen worden: "Gucken Sie sich mal die Zufahrt zum Warndtweiher an, da liegen ganze Fichtenbestände auf der Straße

 Die Zufahrt zum Warndtweiher gestern Mittag - Bäume, die der Sonntagssturm gleich reihenweise entwurzelt hat, machen sie unpassierbar. "Da liegt ein ganzer Fichtenbestand auf der Straße", beschreibt Förster Reiner Schumacher die Situation. Foto: Jenal

Die Zufahrt zum Warndtweiher gestern Mittag - Bäume, die der Sonntagssturm gleich reihenweise entwurzelt hat, machen sie unpassierbar. "Da liegt ein ganzer Fichtenbestand auf der Straße", beschreibt Förster Reiner Schumacher die Situation. Foto: Jenal

Warndt. "Der Sturm hat den Warndt sehr stark getroffen", sagt Reiner Schumacher, Dienstleistungsförster im Saarforst-Kooperationsrevier 1. Nadelbäume seien "flächig" geworfen worden: "Gucken Sie sich mal die Zufahrt zum Warndtweiher an, da liegen ganze Fichtenbestände auf der Straße." Im Laubwald gebe es keine flächigen Windwürfe, jedoch seien Einzelbäume entwurzelt. Und zwar viele: Schumacher schätzt, dass pro Hektar Wald zehn bis 15 Festmeter Holz am Boden liegen. Wobei in den ersten drei Sturm-Stunden wenig passiert sei. Dann aber seien reihenweise Bäume gefallen, oft bei nur schwachen Windstößen; die Orkanböen zuvor hatten das Ihre bereits getan. "Man muss sich das vorstellen wie Brandungsbrecher am Meer", sagt Schumacher: In immer neuen Sturm-Wellen biege sich ein Baum, schnelle in die Ausgangslage zurück, biege sich neu - bis er ausgehebelt sei.Gestern beim ersten Tageslicht haben die Forstleute mit dem Aufräumen begonnen. Zuerst auf den Straßen - die Strecke zur Müllverbrennungsanlage Velsen war schon gestern Morgen wieder frei, sie hatte die höchste Priorität. Aber "wir kommen nicht nach", sagt Schumacher. Zwar seien alle Waldarbeiter im Einsatz, doch es stünden halt nur drei Drei-Mann-Teams mit je einem Rückefahrzeug zur Verfügung, dazu Personal des Landesbetriebs für Straßenbau. Man werde Tage brauchen. Vor allem im Süden, "da ist alles dicht."Thomas Brill (Foto: eng), Produktionsförster im Südwarndt-Revier, bestätigt: "Wir haben zu wenige Leute." Er hofft, dennoch bis heute Abend die Straßen wieder öffnen zu können. Ab Mittwoch sind die Waldwege dran. Solange die durch umgestürzte Bäume blockiert sind, kommen auch die Forstleute nicht in den Wald; Brill selbst hat bisher erst einen kleinen Teil des Reviers in Augenschein genommen. Extrasorgen bereitet ihm der durchweichte Boden, in dem Autos und Gerät steckenbleiben. Selbstwerber dürfen vorerst nicht ins Revier, das sei viel zu gefährlich: "Wir werden in den nächsten 14 Tagen kein Brennholz verkaufen." Bald, fügt Brill hinzu, beginne die Flugzeit des Borkenkäfers. Zur Schädlingsvorbeugung müssten die gefallenen Fichten schleunigst aus dem Wald. Aber dazu seien die Windwürfe zu ausgedehnt - "wir werden wohl ein Käferjahr kriegen". Ludweiler/Lauterbach. Einen sehr speziellen Sturmtag haben Christine und Patrick Kerner, Betreiber des Restaurants am Warndtweiher, und ihre Gäste erlebt: Sie waren im Lokal eingeschlossen und zeitweilig ohne Kontakt zur Außenwelt. Am Vormittag, berichtet Christine Kerner, waren Stammgäste da, darunter einige ältere Herren. Gegen 11.30 Uhr machten die sich auf den Heimweg, zum Mittagessen - und kamen zurück, weil entwurzelte Bäume alle Straßen und Waldwege blockierten. Hilfe zu rufen oder besorgte Angehörige zu beruhigen, sei nur anfangs möglich gewesen; dann seien Strom und Telefon ausgefallen. Und Mobilfunk sei am Warndtweiher unzuverlässig. "Wie die Streichhölzer" seien Bäume umgefallen, "es war schon unheimlich". Erst nach dem Sturm habe die Gruppe sich aus dem Schutz des Gebäudes herausgewagt. Zu Fuß - besonders mühselig für einen gehbehinderten Gast. Christine Kerner hofft, dass das Lokal am Mittwoch wieder erreichbar ist: "Unsere Autos stehen noch da." dd

HintergrundNach Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und des Wetterdienstes Meteomedia ist der Sturm Xynthia mit enormen Geschwindigkeiten über die Region gefegt. In der DWD-Station Berus gab es den Rekord: 133 Stundenkilometer (km/h). Die Böen, sagt DWD-Meteorologe Marcus Beyer, hatten im ganzen Saarland Orkanstärke (Windstärke 11, ab 103 km/h), sie waren meist über 110 km/h schnell. Nach Meteomedia-Auskunft lag in der Messstation Völklingen der Spitzenwert bei 122 km/h, in Dillingen bei 109 km/h. Der Geislauterner Hobby-Meteorologe Roland Schliwinski hat als Maximum nur 66 km/h gemessen - seine Station, sagt er, liege vor Südwestwind geschützt. dd

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