Geprüfte Heidschnucken Gewogen, gemessen, geprüft – und bestanden

Karlsbrunn · Der Karlsbrunner Landschaftspflegeverein nimmt Tierzucht sehr ernst: Jetzt war Körung für die Jung-Heidschnucken.

 Junge Heidschnucken des Landschaftspflegevereins Karlsbrunn. Ausnahmsweise im engen Verschlag statt auf großzügigen Weiden: Sie warten auf die Körung.

Junge Heidschnucken des Landschaftspflegevereins Karlsbrunn. Ausnahmsweise im engen Verschlag statt auf großzügigen Weiden: Sie warten auf die Körung.

Foto: Andreas Lang

Mit nur knapp 50 Kilogramm Gewicht vermag so manche Kreatur eine unglaubliche Kraft zu entwickeln. So auch die meist lammfrommen Heidschnucken, eine Schafart, in diesem Fall in der Schäferei Griggelmausberg des Landschaftspflegevereins am Karlsbrunner Ortsrand. Für einige Tiere steht nämlich die Körung an, eine wichtige Prüfung, bei der Gewicht, Körperbau, Wollbeschaffenheit und Gesundheit untersucht werden.  Die Aufgeregtheit der Tiere scheint begründet, schließlich geht es für die allesamt weiblichen Schnucken auch darum, mit welchem der drei Böcke sie verheiratet werden.

Nein, das wissen die Nutztiere selbstverständlich nicht, ihre Aufregung ist alleine der ungewohnten Situation geschuldet. Schon die erste Prüfungsstation verheißt für die Vierbeiner wenig Gutes: Sie werden in einem engen Drahtkäfig gewogen. Zum Glück dauert das nicht länger als notwendig. Dennoch reicht es, um den Fluchtinstinkt der Gehörnten zu wecken. Und so müssen Hans Lang und die anderen Helfer schon beherzt zupacken, damit das liebe Vieh nicht direkt aus der Box stiften geht.

Zumal sie anschließend auf einer Holzplatte aufrecht und still stehen müssen, da ihre Schulterhöhe, der Rist, genau vermessen wird. Manfred Brill macht das, der Landesvorsitzende der Heidschnuckenzüchter. Anton Schmitt, Zuchtleiter der Schafzucht in der Landwirtschaftskammer, begutachtet noch die Wolle und das Gebiss, anschließend wird die gekörte Heidschnucke in eine der drei Boxen entlassen.

Zwei Dutzend Tiere durchliefen diese Prozedur in diesen Tagen. So manche Schnucke ist mit der anschließenden Einteilung nicht einverstanden. Überspringt den trennenden Zaun in die Nachbarbox. Der Letzten auf dem Prüfstand gelingt es sogar, kurz auszubüchsen. Die Anwesenden bringen sich erst einmal in Sicherheit. Sie wissen: Alle Ausgänge sind versperrt, und so heißt es: „Die kommt wieder.“ Stimmt. Sekunden später schießt sie um die Ecke, ein beherzter Griff, und ein Helfer hat die Situation unter Kontrolle.

Einige der Gekörten sind bereits Mütter, so auch die letztgenannte Ausreißerin. Ein Umstand, der die gerechte Einstufung der Tiere erschwert, wie Schmitt einwirft. Aus der Bewertung können die Fachleute ersehen, wozu die Nutztiere am besten taugen.

Heidschnucken bringen Landwirten in der Fleisch- und Wollgewinnung Nutzen, aber auch in der Landschaftspflege, wie Wilhelm Wagner berichtet, der Vorsitzende des 85 Mitglieder starken Landschaftspflegevereins.  Neben zirka 130 Heidschnucken kümmert sich der Verein auf seiner Anlage noch um 17 Limousinrinder. Je Saison kommen um die 60 Lämmer zur Welt. Wenige sterben aus natürlichen Gründen, ein Teil endet auch beim Schlachter. Etliche werden lebend verkauft, auch an Privatpersonen, die sie auf größeren Wiesen weiden lassen.

Die Vierbeiner mögen nicht nur Gras. Derzeit durchforsten sie auf ihren Weiden den Boden mehrfach täglich speziell unter Eichen, ob dort Früchte vom Baum gefallen sind. Den Tieren schmeckt‘s, die Züchter sprechen von Eichelmast.

 Hans Lang hat eine aufgeregte Heidschnucke bei den Hörnern gepackt. Denn gleich soll das Tier auf die Waage. 

Hans Lang hat eine aufgeregte Heidschnucke bei den Hörnern gepackt. Denn gleich soll das Tier auf die Waage. 

Foto: Andreas Lang

Übrigens haben alle Tiere dieser Woche ihre Körung bestanden, einer Eintragung ins Herdenbuch steht somit nichts mehr im Wege.

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