Geduldiger Pädagoge auf vier Pfoten

Großrosseln · Sid heißt das neue Kollegiums-Mitglied an der Grundschule Großrosseln: Ein Schulhund hilft Kindern jetzt beim Lernen.

Die Jungs und Mädchen der Klasse 4.2 der Grundschule Großrosseln haben ihren neuen Kameraden ins Herz geschlossen. "Der ist ganz nett", erzählt Valentin. Luca findet vor allem seine blauen Augen süß. Die Rede ist von Sid, dem Schulhund. Der eineinhalbjährige Australian Shepherd gehört Klassenlehrerin Nina Hoffmann. Die Pädagogin hat ihn fünf Monate ausbilden lassen. Apportieren, Arbeiten mit Fremdpersonen und Kontaktübungen standen auf Sids Stundenplan. Seine Halterin wurde ebenfalls geschult, sie informierte sich unter anderem über Hygienevorschriften und die Gesundheitsvorsorge beim Hund.

Auch die Schulleitung ist von dem neuen Kollegen auf vier Pfoten begeistert. "Er ist sehr charmant", schwärmt Konrektorin Natalie Kräwer. Davon können sich die Presse und Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt am Montag während einer kleinen Demonstration überzeugen.

Im Halbkreis sitzen die Schüler zusammen. Das Körbchen mit der Decke und den Wassernapf hat der Förderverein der Schule spendiert. Schüler Nevio rückt mit seinem Stuhl in die Mitte und entfaltet ein Handtuch auf dem Schoß. Zunächst legt der Hund nur die Pfote aufs Knie des Jungen, dann kommen sich die beiden langsam näher. "Jetzt darfst du ihn streicheln", sagt Lehrerin Hoffmann. Nevio lässt sich nicht lange bitten. In einer anderen Übung zieht der Schulhund den Kindern vorsichtig eine Socke von der Hand. "Sid, das hast du toll gemacht!", lobt seine Ausbilderin Jutta Birk.

Ihr Schützling wedelt mit dem Schwanz, und die Schüler zeigen keinerlei Berührungsängste. Sie geben Befehle, machen klare Gesten, verteilen Leckerlis. Gerne spazieren sie mit ihrem vierbeinigen Freund eine Runde durch den Saal. Am Ende des Hundebesuchs weiß jeder, was zu tun ist: Hände waschen und desinfizieren.

Sid hat eine Engelsgeduld, aber auch er wird irgendwann müde. "Wenn er den ganzen Morgen in der Schule war, ist er mittags platt", berichtet seine Besitzerin. Im kommenden Schuljahr können ihn auch die anderen Grundschüler kennenlernen - eine Hunde-AG ist geplant.

Lehrerin Hoffmann berichtet schon von ersten Erfolgen: Schüler, die sonst schnell abschalten, bleiben in der Gegenwart des Hundes länger aufmerksam. Außerdem ist es ruhiger im Saal, die Kinder nehmen Rücksicht auf den Hütehund. Und sie achten mehr auf Ordnung als früher. Hoffmann verweist auf die geschlossenen Ranzen. "Diverse Pausenbrote mussten schon dran glauben", erzählt die Pädagogin schmunzelnd.

Bei der Umsetzung des Projekts zogen Lehrer und Eltern an einem Strang, die Schulkonferenz und das Ministerium willigten ein. Bürgermeister Dreistadt gab ebenfalls grünes Licht und sagte seine Unterstützung zu.

Übrigens: Sid wird selbst noch weiter die Schulbank drücken. Hoffmann lässt ihn zum Therapiebegleithund ausbilden - mit dieser Qualifikation kann er dann auch mit behinderten und kranken Menschen zusammenarbeiten.

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