Ein Ausflug in den Wildpark Karlsbrunn Für Leckerbissen tun die Tiere fast alles

Karlsbrunn · Rund 90 Tiere vom Hirsch bis zur Zwergziege tummeln sich im Karlsbrunner Wildpark. Füttern ist erlaubt – aber nur mit Verstand. Um die Gehege kümmert sich ein gemeinnütziger Verein. Für den Rest der Weihnachtsferien – und auch sonst – ein prima Ausflugstipp.

 Ein Hirsch, umringt von seinen Damen, in seinem Gehege im Wildpark Karlsbrunn.

Ein Hirsch, umringt von seinen Damen, in seinem Gehege im Wildpark Karlsbrunn.

Foto: Andreas Lang/Picasa

Die nicht verkauften Christbäume kommen den Ziegen im Gehege des Wildparks Karlsbrunn gerade recht. Mal senken einige Tiere die Hörner und fordern den hineingeworfenen Nadelbaum zum Duell, mal nagen sie am nadeligen Grün. Unterbrechen lassen sich die Gehörnten beim Spiel mit dem Tannenbaum nur, wenn sich Besuch nähert. Jetzt winken nämlich Streicheleinheiten und so manche Leckerei, die besser schmeckt als Nadelgrün. Eng drücken sie sich an den grobmaschigen Zaun und wetteifern um die Gunst der streichelnden und fütternden Hände, die sich da durch die Zaunmaschen recken. Und tatsächlich werden die Huftiere alsbald belohnt.

Viel gemächlicher lässt es der Geweihträger im Gehege ein paar Meter weiter oben angehen. Für ihn gilt es, seine Position als Platzhirsch zu untermauern. Und an einem milden Wintertag gestaltet sich das so: Gemütlich auf den Waldboden legen, und alle paar Sekunden das Kinn in die Höhe recken, um kurz ein bisschen zu röhren. Anschließend wohlwollend und gelassen die Huldigungen der anwesenden Wild-Damen ringsum entgegennehmen, und dann das Ganze von vorn.

Gegenüber grunzen die Wildschweine zufrieden. Die Bachen sind derzeit recht zutraulich und recken einem jeden Besucher die Schnauze begrüßend entgegen. Ein bisschen fordernd, denn auch ihnen ist jeder  zusätzliche Leckerbissen willkommen. Die Jungen halten sich ein wenig im Hintergrund, schmatzen aber schon in Vorfreude – falls was kommt. Doch Vorsicht – Streicheln wäre jetzt fatal,  wie auch das Schild am Zaun warnt: Anders als die Zicklein könnten diese Tiere zubeißen.

Eigentlich bietet die Natur wegen des meist milden Winters genügend Nahrung für die Wildparkbewohner. Warum also versuchen sie, dennoch weiteres Futter zu erhaschen? Nun: Sie wissen ja nicht, was der Winter noch bringt – und sollte in einer möglichen Frostperiode das Futterangebot knapp werden, könnte jedes angefutterte Gramm Körperfett lebenswichtig werden.

Und so ändert sich das Verhalten der Viecher nur, wenn sie schlechte Erfahrungen mit den Menschen gemacht haben. Etwa, wenn sie Tage oder Wochen zuvor in den Gehegen bejagt wurden, was in der Regel einmal pro Jahr  der Fall ist, wie der Vereinsvorsitzende Patric Louis berichtet: „Beim Wild müssen wir bejagen, um das richtige Geschlechterverhältnis herzustellen.“  Beim Schwarzwild müsse er den Bestand auf den genehmigten Stand bringen. Was erlegt wird, werde meist zu Wurst und Fleisch verarbeitet und verkauft: „Das trägt dann auch dazu bei, den Verein zu finanzieren.“

Der Tierpark Karlsbrunn wird seit 1969 vom gemeinnützigen Verein für Naherholung Karlsbrunn betrieben. Die Aktiven des Vereins unterhalten und pflegen das  Wildfreigehege, das rund 90 Tieren ein Zuhause bietet. Auf dem Rundweg, der auch problemlos mit Kinderwagen zu bewältigen ist, entdecken die Besucher auf insgesamt etwa 35 Hektar Fläche Tierarten wie westafrikanische Zwergziegen, Damwild, Sikawild und Wildschweine.

Ein großer Spielplatz, unterhalten von der Gemeinde,  lädt Familien mit Kindern zum Verweilen ein. Zum artgerechten Füttern der Tiere sind am Kiosk direkt am Wildpark Futterbeutel erhältlich; ansonsten können Futtermittel wie getrocknetes und vor allem schimmelfreies Brot in den im Eingangsbereich  bereitgestellten Futtertonnen abgelegt werden.

 Zicklein freuen sich über Aufregendes, seien es fütternde oder streichelnde Hände oder auch ein ausgedienter Tannenbaum.

Zicklein freuen sich über Aufregendes, seien es fütternde oder streichelnde Hände oder auch ein ausgedienter Tannenbaum.

Foto: Andreas Lang/Picasa
 Neugierig lugen die Schwarzkittel aus ihrem Gehege im Wildpark, um zu schauen, wer ihnen ein paar Leckereien mitgebracht hat.

Neugierig lugen die Schwarzkittel aus ihrem Gehege im Wildpark, um zu schauen, wer ihnen ein paar Leckereien mitgebracht hat.

Foto: Andreas Lang/Picasa

„Alle Vorstandsmitglieder sind regelmäßig in ihrer Freizeit im Park“, berichtet Patric Louis. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter kümmern sich um Ausbesserungs- und Reparaturarbeiten an Zäunen und an den Stallungen, halten Kontakt mit den Verantwortlichen bei der Gemeinde Großrosseln und der zuständigen Veterinärbehörde. Sie haben für jede einzelne Tierart den entsprechenden Sachkundenachweis erworben. Über das Jahr bieten die Aktiven kostenlose Führungen für Schulklassen und Kindergartengruppen durch den Wildpark an und organisieren für die eigenen Mitglieder Kindergeburtstage.

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