Erster Ausflug führt unter Tage

Großrosseln · Über 250 Jahre prägte der Kohlenbergbau die Saar-Region. Dass der Bergbau an der Saar auch nach seinem Ende am 30. Juni 2012 in Erinnerung bleibt, dafür sorgen nicht nur zahlreiche Berg- und Hüttenarbeitervereine, sondern auch das Erlebnisbergwerk Velsen und seine Betreiber um seinen Vorsitzenden Volker Etgen.

 Extra für die Führung kam der Mönchengladbacher Jan Mücke (12) mit seinen Großeltern aus Koblenz. Mit Hilfe von Romain Dal-Ferro konnte er selbst Hand anlegen. Fotos: Rolf Ruppenthal

Extra für die Führung kam der Mönchengladbacher Jan Mücke (12) mit seinen Großeltern aus Koblenz. Mit Hilfe von Romain Dal-Ferro konnte er selbst Hand anlegen. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Wer will, kann auch mit der Kuli-Bahn durch den Stollen fahren.

Wer will, kann auch mit der Kuli-Bahn durch den Stollen fahren.

"Das Erlebnisbergwerk Velsen ist einzigartig in Deutschland, ja sogar in Europa," versichert Volker Etgen. Das gilt insbesondere für die Technik unter Tage. Mächtige Schilde in mehreren Streben, Schrämwalzen, Förderanlagen, Transportbahnen, Lademaschinen, Bohrgerät und Hochdruckpumpstation können besichtigt und sogar in Betrieb genommen werden. Die besonderen Höhepunkte sind dabei der Blindschacht mit funktionierender Seilfahrteinrichtung und Signalanlage, die Schrämmaschinen und das Förderband, das für Personenseilfahrten zugelassen ist.

Rechtlich untersteht das Erlebnisbergwerk in Velsen der Bergaufsicht durch das Bergamt Saarbrücken. Das Bergwerk mit 700 Metern Strecken und Streben auf drei Sohlen befindet sich unter Tage, ist aber durch einen übertägigen Stollen zu erreichen.

Das Interesse ist ungebrochen: Jeden ersten Sonntag im Monat kommen viele Besucher von nah und fern, um das Besucherbergwerk zu sehen. "Eine besondere Anmeldung ist nicht notwendig", betont Volker Etgen. Vereine, Schulen, Kindergärten oder andere Gruppen können zudem spezielle geführte Besichtigungen zu fast jedem gewünschten Zeitpunkt vereinbaren.

Zum Jahresanfang hielt sich der Andrang in Grenzen. Gut 60 Besucher besichtigten am Sonntag in drei Gruppen die Anlage. "Im März erwarten wir wohl unseren 20 000. Besucher", betont Volker Etgen. Pro Jahr kommen um die 7000. Daher will der Verein neue Mitstreiter gewinnen und schulen, damit frische Kräfte die bisherigen unterstützen.

Thomas Krisam (49) aus Emmersweiler, einst Markscheider im Bergwerk Warndt, jetzt Logistik-Meister bei "Abel & Schäfer", startete kurz nach 10 Uhr die erste Führung. Mit der Bahn ging es nach der Einkleidung mit Hemd und Mantel einmal rund, um dann durch den Stollenmund vorbei an der Heiligen Barbara, der Schutzheiligen der Bergleute, zu den einzelnen Streben vorzudringen. Wie fast immer mit dabei sein zwölfjähriger Sohn Johannes , der sich inzwischen bestens auskennt und seinem Vater nach besten Kräften zur Hand geht. Mit großem Interesse vor Ort ist auch Jan Mücke (12) aus Mönchengladbach. Er kämpfte sich tags zuvor mit seinen Großeltern Manfred und Christine Wirth aus Koblenz fast fünf Stunden über die verschneite Eifelautobahn ins Saarland, um neben dem Besucherbergwerk auch noch das Weltkulturerbe Alte Völklinger Hütte und die Ägyptenausstellung zu besuchen.

Der frühere Bergmann Roman Kreutzer, jetzt bei ZF, hatte seine Frau und Töchterchen Klara (4) mitgebracht, um ihnen einmal ganz authentisch die Arbeitswelt des Bergmanns zu zeigen. Eng, steil, dunkel - die Besucher können bei dem eineinhalbstündigen Rundgang die Welt des Kohlenbergbaus in der Tat mit allen Sinnen erleben, und sie machen dabei gleichzeitig auch eine Zeitreise durch die Geschichte des Bergbaus im Saarland und in Lothringen. Beeindruckt zeigten sich auch Steuerberater Wolfgang David und seine Frau Stefanie aus Sulzbach, obwohl sie bereits richtig unter Tage waren. "Den besten Eindruck bekommt man aber, wenn man vor Velsen das ‚Erbe' in Göttelborn und die frühere Zechenanlage in Kleinrosseln, das Musee Carreau Wendel, besucht hat", betont der Steuerberater aus Sulzbach.

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