Ein Warndt-Hotel voller „Koch-Verrückter“
Karlsbrunn · Viele Menschen können nicht nur fantastisch kochen, sie lassen auch andere daran teilhaben - durch Bücher und Internet-Beiträge, aber gern auch mal „in Echt“. So kam es kürzlich zu einem höchst genussvollen Koch-Wochenende in Karlsbrunn, arrangiert vom Saarbrücker Rolf Klöckner.
Die Liebhaber von sauren Nierchen sind rar geworden. Bis vor Kurzem war es meist Zufall, wenn sich zwei begegneten. Aber dann kam das Internet und brachte sie zusammen. Aber nicht nur sie. Sondern auch die Freunde von grünem Pfeffer, australischen Weinen oder Saucen mit Anis.
Einer der - nicht mehr zählbaren - Facebook-Freundeskreise, die sich ums genussvolle Essen und Trinken scharen, heißt "Käptn's Dinner". Dieser wurde vor wenigen Jahren auf Betreiben von Männern in Limburg und Berlin gegründet und hat über tausend Mitglieder in Deutschland, aber auch benachbarten Ländern. Es sind überwiegend ambitionierte Hobbyköche, aber auch Küchenmeister, Journalisten, Erzeuger sowie Mitteilungsfreudige, die Meinungsseiten ("Blogs") betreiben. Sie kochen, probieren, schwärmen, raten auch mal ab, kosten noch mal, reisen herum - und behalten nichts für sich. Es ist ein schier endloses kulinarisches Geplauder.
Manchmal treffen sich Mitglieder der Gruppe auch persönlich, womit ganz nebenbei der Eindruck widerlegt wäre, dass das Internet die Leute zu Stubenhockern macht. Kürzlich kochte zum Beispiel ein gutes Dutzend Personen aus der "Käptn's Dinner"-Mitgliedschaft im Warndt. Arrangiert hatte das Treffen der Saarbrücker Gastro-Journalist und Buchautor Rolf Klöckner. Hotelinhaber Eugen Waibel stellte Zimmer, Herd und Gaststube seines Hauses zur Verfügung, und so war alles aufs Beste gerichtet für eine friedliche, lang andauernde Küchenschlacht, deren einziger Nachteil darin bestand, dass sie nicht öffentlich ausgetragen wurde.
Die Designerin und Food-Bloggerin Petra Hermann aus Weimar kochte Limonensüppchen mit Gurkensalat und frisch geräuchertem Kabeljau. Die Berliner Zahnärztin Dr. Eva Schaefers, die ein Kochbuch für Leute mit Zahnproblemen geschrieben hat, brachte Dreierlei von der Forelle auf die Tische. "Klärchen Kompott" aus dem Ruhrgebiet, die im Gebäudemanagement arbeitet, wagte sich an Pfirsicheis mit Speck. Immobilienmaklerin Susanne Denkmann aus Landsberg am Lech in Bayern verwöhnte die Freunde mit Bangkok-Küche. Ex-Banker Bo Frederiksen aus Dänemark, der in Luxemburg lebt, hatte die Weine mitgebracht. Das Saarland war mit Grillweltmeister Thomas Zapp und einem Zwölf-Stunden-Niedertemperatur-Schweinebraten ebenso hochkarätig vertreten wie das benachbarte Lothringen: Die aus Madagaskar stammende Léonie Jungen aus Forbach hatte Vanilleschoten aus der Heimat dabei.
Was neben der hohen Qualität der Gerichte staunen machte, war die Entspanntheit und Bescheidenheit, mit der die Köchinnen und Köche agierten - keine Spur von Konkurrenzdenken. "Wir sind lauter Koch-Verrückte", fasste Klöckner zusammen.