Die Devise heißt ZusammenarbeitStaunende Nachbarn

Großrosseln. Die Zeit der klaren Mehrheiten ist in Großrosseln vorbei. Weniger wegen der Abschaffung der Fünf-Prozent-Hürde. Sondern in erster Linie, weil die Wähler es so gewollt haben. Sie haben - übrigens mit einer vergleichsweise hohen Wahlbeteiligung von 67 Prozent - die Fraktionen beider großer Parteien schrumpfen lassen

Großrosseln. Die Zeit der klaren Mehrheiten ist in Großrosseln vorbei. Weniger wegen der Abschaffung der Fünf-Prozent-Hürde. Sondern in erster Linie, weil die Wähler es so gewollt haben. Sie haben - übrigens mit einer vergleichsweise hohen Wahlbeteiligung von 67 Prozent - die Fraktionen beider großer Parteien schrumpfen lassen. Die CDU hat 12,3 Prozent der Stimmen eingebüßt und damit vier Ratssitze. Die Verluste der SPD sind kleiner, aber ebenfalls deutlich: Sie hat jetzt 7,3 Prozent Stimmen und zwei Sitze weniger als in der vergangenen Legislaturperiode. Neben zehn Christ- und neun Sozialdemokraten werden je vier Ratsmitglieder der Linken und der Freien Wähler (zuvor zwei) Platz nehmen.Man müsse nach Koalitionen suchen, hatte Bürgermeister Peter Duchene, der auch örtlicher CDU-Chef ist, bereits am Wahlabend gesagt. Doch dafür braucht es Partner. Und derzeit sieht es bei den anderen Fraktionen nicht aus, als stünden sie für eine feste Verbindung zur Verfügung. "Wir werden mit jedem zusammenarbeiten", sagte SPD-Spitzenkandidat Jörg Dreistadt auf SZ-Nachfrage; aber: "Wir werden jede Entscheidung einzeln prüfen." Wechselnde Mehrheiten also, je nach Sachlage und Thema. Nein, fügt er hinzu, endgültig beschlossen sei darüber noch nicht, das Zusammenarbeits-Thema werde parteiintern noch eingehend diskutiert. Eine feste Koalition SPD-Linke scheint nicht in Sicht, wenn man von der Stimmung am Wahlabend ausgeht: Dreistadts Parteifreunde Ludwig Speicher und Armin Quinten zum Beispiel, die beide für den Großrosseler Ortsrat kandidiert haben, hegen wenig Sympathien für die Linke, hätten am liebsten gar nichts mit ihr zu tun. Auch Ralf Hektor, Spitzenkandidat der Freien Wähler, hält eine echte Koalition für wenig wahrscheinlich: "Wir werden uns verkaufen", sagt er. Auf der anderen Seite ist er zur Zusammenarbeit mit allen anderen politschen Kräften im Rat bereit. Für die Freien Wähler, betont Hektor, stünden stets Sach- und nicht Parteifragen im Vordergrund. Und so werde die FWG im Rat darauf schauen, wo es in der Sache Übereinstimmungen gebe. Er nennt zwei Beispiele: Beim Thema Vereinsförderung "sind wir näher dran an der SPD", wobei es da nicht um "große Summen" gehe, sondern darum, dass die Gemeinde Vereinsarbeit auf verschiedenen Ebenen unterstütze. Beim Thema regenerative Energien - es spielt auch im Rahmen des EU-Leader-Programms im Warndt eine Rolle - "sind wir auf einer Linie mit der CDU". Norbert Wagner, Spitzenkandidat der Linken, mag seinerseits noch gar nichts sagen zu Koalitions- oder Zusammenarbeits-Fragen. Bei der künftigen Gemeinderatsarbeit seiner Fraktion solle weder seine Person noch seine Partei im Blickpunkt stehen, erklärt er. Sondern "das, was für die Gemeinde am besten ist". Großrosseln. Mit Staunen beobachteten Gäste aus dem benachbarten Petite Rosselle am Sonntagabend den Wahlausgang in Großrosseln. Völlig unvorstellbar für Frankreich seien die neuen, "bunten" kommunalen Mehrheiten, sagten Marc Franck vom lokalen (Privat-)Fernsehsender TV Rosselle und sein Kameramann kopfschüttelnd. Anerkennend hingegen der Blick auf die hohe Großrosseler Wahlbeteiligung - in Petite Rosselle gingen nur gut 20 Prozent der Wähler zur (Europa-)Wahl, berichtet Liliane Becker, die als Wahlhelferin dabei war. Von den 894 Wahlberechtigten ihres Bezirks füllten nur 137 Stimmzettel aus - "das war schnell gezählt". dd

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