Das Bioenergie-Zentrum kommt voran

Karlsbrunn. Das Pförtnerhaus an der Einfahrt zum Gelände der ehemaligen Grube Warndt in Karlsbrunn ist nach wie vor besetzt. Doch der Pförtner hat neue Aufgaben: Statt Betriebsfremden den Zutritt zu verwehren, weist er Ortsunkundigen den Weg. Wobei er viele Ankömmlinge als Bekannte grüßt - hinterm Tor sind neue Nutzer eingezogen. Etwa Werner Mohr

Karlsbrunn. Das Pförtnerhaus an der Einfahrt zum Gelände der ehemaligen Grube Warndt in Karlsbrunn ist nach wie vor besetzt. Doch der Pförtner hat neue Aufgaben: Statt Betriebsfremden den Zutritt zu verwehren, weist er Ortsunkundigen den Weg. Wobei er viele Ankömmlinge als Bekannte grüßt - hinterm Tor sind neue Nutzer eingezogen. Etwa Werner Mohr. Er verkauft in Klarenthal Maschinen für Lebensmittelhersteller, speziell für Fleischer. Im für Kleingewerbe bestimmten Magazingebäude, 3900 Quadratmeter groß, hat Mohr zusätzliche Räume gemietet: "Ich habe da mein Außenlager." Für ihn sei die Lage "ideal - in 15 Minuten bin ich mit Kunden dort." Unternehmer Albert Winzent (Foto: bub), der 2009 das Tagesanlagen-Gelände inklusive Bauten gekauft hatte, berichtet beim Ortstermin, dass sich weitere Firmen eingemietet haben, mit Werkstatt, Lager oder Versand. Das Sozialgebäude, jetzt Gründerzentrum, ist schon komplett belegt, nur sind die Mieter noch nicht drin - der Winter hat die Sanierung der Heizung in die Länge gezogen. Sechs Firmengründern stehen 1600 Quadratmeter zur Verfügung. Neben 15 Büros gibt es Seminar- und Veranstaltungsräume, die alle nach Bedarf nutzen können. Und ein Jahr lang - starkes Argument für die Ansiedlung im alten Bergwerk - müssen die Gründer weder Miete noch Energie bezahlen. Winzents große Projekte zur Erzeugung erneuerbarer Energie (siehe "Auf einen Blick") sind noch Projekte, zuerst muss die Kommune dafür Baurecht schaffen. Aber die Planung läuft. Und die zugehörigen Firmen arbeiten. So lange schon, dass auf den Visitenkarten von Katja Rommelfanger und Reiner Weiand, Geschäftsführerin und Umweltingenieur der Biogas-Firma SWI Saar GmbH, noch eine provisorische Adresse steht statt der offiziellen Anschrift "Zum Alten Bergwerk", die der Ortsrat inzwischen beschlossen hat. Im Evonik-Heizkraftwerk ist seit Ende 2009 Feuer im Kessel. "Wir sind am Netz", sagt Betriebsleiter Marcus Schuler. Ja, räumt er auf Nachfrage ein, anfangs habe die Turbine ein bisschen gezickt; sie müsse halt eingestellt werden. Das brauche Zeit, auch weil der Hersteller im italienischen Brescia sitze - "da sind die Techniker immer einen ganzen Tag unterwegs". Aber Experten für die Kraftstoff sparende OCR-Technologie gebe es nun mal in Deutschland nicht.Der Saarforst-Brennholzhof, seit 2007 am Ort, hat die Anfangs-Provisorien hinter sich. Und übt sich in anschaulichem Kunden-Service, mit einer Installation, zu der Philipp Klapper, der Verantwortliche, gar nicht viel sagen muss. Ein Stück Buchenstamm liegt da: ein Festmeter Holz, Ersatz für 290 Liter Heizöl. Daneben zwei Bretterkisten, je ein Kubikmeter, links sorgsam gestapeltes langes Spaltholz, rechts kurze Scheite wild durcheinander: ein Raummeter und ein Schüttraummeter, Ersatz für 210 oder 150 Liter Heizöl. So wird die energetische Bedeutung von Holz auf einen Blick klar - und komplizierte Forst-Arithmetik plötzlich ganz einfach.

Auf einen BlickGeplante Bioenergie-Anlagen:Biomasse-Vergärung, Leistung 1,15 Megawatt (MW) Strom, 1,4 MW Wärme (Energiepflanzen, Anbaufläche 600 Hektar) - Investition 7,5 Millionen Euro; Biomasse-Vergasung, 3,0 MW Strom, 3,2 MW Wärme (Grünschnitt) - sechs Millionen Euro;Biomasse-Verbrennung, 1,5 MW Strom, 7,0 MW Wärme (Landschaftspflegehölzer) - sechs Millionen Euro;Photovoltaik, Fläche 10,6 Hektar, Leistung bis zu 4,0 MW - zehn Millionen Euro;Holzpellet-Fabrik, Jahreskapazität 20 000 Tonnen Kleinpellets, 40 000 Tonnen Industriepellets - 15 Millionen Euro. dd HintergrundDie Grube Warndt, jüngstes saarländisches Bergwerk, förderte von 1963 bis Mitte 2005 Kohle. Nach der Stilllegung suchte man nach neuen Nutzungen für die Fläche der Tagesanlage in Karlsbrunn. Die Wahl fiel auf erneuerbare Energie. Der Saarforst-Brennholzhof siedelte sich an, die Firma Evonik baute ein Biomasseheizkraftwerk. Die (große) Restfläche und die denkmalgeschützten Bauten nutzt jetzt der Unternehmer Alber Winzent für weitere Bioenergie-Anlagen. dd

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