Nach „Geruchsbelästigung“ Carling: Firma soll schneller informieren

Völklingen/Carling · Firma Arkema stellte dem Umweltministerium ein Konzept für „besondere Ereignisse“ vor

 Ein Blick aus der Ferne auf die Chemieplattform Carling, aufgenommen am Mittwoch. 

Ein Blick aus der Ferne auf die Chemieplattform Carling, aufgenommen am Mittwoch. 

Foto: BeckerBredel

Nach dem Austritt von Ethylacrylat aus der Chemieanlage in Carling im Oktober 2019 hat die Firma Arkema zugesichert, die saarländischen Behörden schneller zu informieren. Nach Angaben des Umweltministeriums hat das Unternehmen im vergangenen Jahr erst nach vier Stunden den Vorfall der Feuerwehr gemeldet. Erst dann konnte den Anwohnern die Auskunft gegeben werden, dass keine akute Gesundheitsgefahr bestand. Bürger hatten sich über massiven Gestank und Kopfschmerzen beschwert. Sogar aus Saarwellingen kamen solche Beschwerden. Das Umweltministerium ist nach eigenen Angaben erst nach fünf Stunden direkt informiert worden. So steht es in einer Präsentation von Vertretern des Umweltministeriums, die kürzlich im Völklinger Rathaus zwei Stadtrats-Ausschüssen Rede und Antwort standen.

Wie soll der Informationsfluss künftig besser werden? Am 26. Februar präsentierte die Firma Arkema dem Umweltministerium ein Konzept für „besondere Ereignisse, bei denen über die Werksgrenzen hinaus Geruch, Rauch oder Geräusche wahrnehmbar sein können“. Das gelte für alle Unternehmen auf der Chemieplattform.

Für Behördenanfragen soll es künftig eine Telefonnummer und zusätzlich eine E-Mail-Adresse geben. Eine automatische Meldung eines Vorfalls soll spätestens nach 30 Minuten abgeschickt werden. Hier wird noch geprüft, ob Formulare mit deutscher Übersetzung verschickt werden können. Außerdem werde es eine Telefonnummer für Bürgeranfragen geben. Dort ist dann eine Bandansage zu hören. Die Telefonnummer soll Ende des ersten Halbjahres eingerichtet und auch für Deutsche kostenlos sein, teilt das Umweltministerium mit. Die Bürger könnten sich aber weiterhin ans Ministerium sowie an Stadtverwaltung, Polizei und Feuerwehr wenden. Zur Information der Behörden erklärt das Ministerium weiter: „Auf der Chemieplattform Carling existiert bereits ein umfangreiches Fax-Meldesystem. In dieses ist nicht nur Arkema, sondern auch alle anderen Unternehmen der Plattform eingebunden. Alle Meldungen laufen beim Führungs- und Lagezentrum der Polizei des Saarlandes auf und werden von dort aus unmittelbar an die benannten deutschen Stellen weitergeleitet.“ Dazu zählen das Innen- und Umweltministerium, aber auch die Kommunen Völklingen und Großrosseln sowie die Feuerwehr und Polizeiinspektion in Völklingen.

Das Führungs- und Lagezentrum werde künftig parallel eine E-Mail verschicken. Die Information per Fax werde auf französischer Seite beibehalten. Künftig werde auch die Gemeinde Überherrn in den Verteiler aufgenommen.

Die Vertreter des Ministeriums hatten in Völklingen betont, dass die Behörde im Oktober 2019 viel zu langsam informiert worden sei und die Verunsicherung der Bürger groß war. Das Ministerium stellt aber auch klar, dass es sich nicht um einen Störfall im Sinne der Störfallverordnung gehandelt habe. „Weder der externe Notfallplan noch der interne Notfallplan wurden ausgelöst.“

Die von Arkema vorgestellten Maßnahmen werden in den kommenden Monaten umgesetzt und dann getestet, erklärt das Ministerium. Der Ortsvorsteher von Völklingen-Lauterbach, Dieter Peters, ist zuversichtlich, dass künftig schneller informiert wird. Gerade in Lauterbach, das direkt an der Grenze liegt, hatten sich Bürger über den Gestank im Oktober 2019 beschwert. Die Bürgerinitiative „Saubere Luft für die Warndtgemeinden“ hatte nach dem Vorfall in einem Offenen Brief die Landesregierung und die Firma Arkema kritisiert.

Bürger auf beiden Seiten der Grenze hätten sich besorgt an das Notfalltelefon der Chemieplattform sowie an saarländische Behörden gewandt. Es habe weder Erklärungen noch Verhaltensregeln gegeben. Erst der Notruf des Kindergartens Lauterbach habe zum Einsatz von Rettungskräften auf saarländischer Seite geführt.

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