Bürgerinitiative testet neue Technik zur Feinstaub-Messung

Dorf im Warndt · Unscheinbar liegt es auf dem Tisch, ein etwa handgroßes, halbrundes Gerät mit einem kleinen Display: das Laser-Egg. Mit zwei dieser eigens aus China importierten Maschinen nimmt die Bürgerinitiative (BI) "Saubere Luft" im Warndt seit einigen Wochen Feinstaub-Messungen vor. Am Mittwoch hat die BI in Dorf im Warndt erste Ergebnisse dieser Messungen sowie ein zweites Gerät, das eventuell zum Einsatz kommen soll, vorgestellt.

 Das Laser-Egg misst die Feinstaubbelastung in der Luft.

Das Laser-Egg misst die Feinstaubbelastung in der Luft.

Foto: Ruppenthal

Die BI vertritt die Bürger der Gemeinden im Warndt, die sich in der Nähe des Total-Petro-Chemie-Werks Carling befinden. Doch dabei haben die Mitglieder ihren Blick ebenfalls auf weitere Einflussfaktoren wie die Mülldeponie in Velsen, erläuterte Martin Becker von der BI. "Es hängt alles mit allem zusammen", meinte er und erklärte, es würden nicht nur die Luft, sondern auch Böden und Gewässer untersucht.

Der Grund, warum die BI eigene Messungen vornimmt, ist ihre Kritik an den Daten des Umweltministeriums. Die Grundlagen hierfür seien europäische Luftqualitätsrichtlinien sowie das Bundes-Immissionsschutzgesetz, erläuterte Heike Schreiner von der BI. Diese schreiben, was Feinstaub angeht, Jahres- und Tagesmittelwerte vor - doch die reichen aus Sicht der BI nicht aus. Zunächst einmal forderten Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Absenkung der Mittelwerte, betonte Schreiner. Außerdem wies sie erneut darauf hin, dass die Menschen in Frankreich zeitnahe Gesundheitswarnungen erhielten, wenn die Grenzwerte überschritten würden - die deutschen Bürger jedoch nicht. Deshalb wünsche sich die BI eine "grenzüberschreitende Vorgehensweise".

Ein Mittel zur Selbsthilfe soll nun das Laser-Egg sein. Die Geräte seien zwar nicht geeicht, räumte BI-Vorsitzender Adriano Pitillo ein, und "eher für den Hausgebrauch, aber sie funktionieren". Das Gerät messe auch den gefährlichen Feinstaub PM 2,5, der von vielen Messstationen gar nicht erfasst würde, beschrieb Schreiner die Technik. Das Gerät sauge die Luft an und ein Laserstrahl im Inneren erfasse anhand der Lichtbrechung die Partikel. Ein Feinstaubsensor messe diese Veränderungen und stelle sie auf dem Bildschirm des Geräts dar, inklusive eines sogenannten Luftindexes. Bei den bisherigen Messungen habe das Gerät teilweise Spitzenwerte angezeigt, die dem Doppelten des Tagesmittelwertes entsprächen, führte Schreiner aus.

 Die neu vorgestellte Alternative: der FDS 15. Fotos: R. Ruppenthal

Die neu vorgestellte Alternative: der FDS 15. Fotos: R. Ruppenthal

Doch das Laser-Egg ist nicht die einzige Alternative für die Bürger im Warndt. Die BI hatte an diesem Abend Thomas Lambertz von der Firma Dr. Födisch eingeladen, um einen Sensor seines Unternehmens vorzustellen: den FDS 15. Dieser sei zwar auch nicht für den behördlichen Einsatz zertifiziert, aber technisch mit zugelassenen Geräten vergleichbar, versprach er. Unter dem grünen Gehäuse verstecke sich eine ähnliche Messmethode wie beim Laser-Egg, allerdings komme anstatt eines Lasers Infrarot zum Einsatz. Durch eine Beheizung seien die Bedingungen im Gerät immer gleich, ein zuverlässiger Einsatz innen und außen sei möglich. Die BI überlegt nun, ein solches Gerät - Kostenpunkt: circa 1500 Euro - anzuschaffen. Ein flächendeckendes Netz würde jedoch den finanziellen Rahmen sprengen. Pitillo betonte: "Hier sehen wir ganz klar die Landesregierung, ihre Behörden, Kommunen und Institutionen im Interesse der Bevölkerung in einer konstitutionellen als auch moralischen Pflicht."

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