Breitband-Netz trotz Grenzlage

Großrosseln · Alle reden derzeit davon, dass das Land flächendeckend schnelles Internet brauche und dafür das Glasfaserkabel-Netz ausgebaut werden müsse. In Großrosseln ist der Ausbau schon im Gange; bis Frühjahr 2018 soll er in der ganzen Gemeinde abgeschlossen sein.

 Ein Arbeiter spreizt ein Bündel von Glasfaser-Leitungen auf. Sie ermöglichen einen schnellen Zugang ins Internet. Und da sich mit ihrer Hilfe auch große Datenmengen übertragen lassen, nutzen Unternehmen bevorzugt diese Technik. Symbolfoto: Kneffel/ dpa

Ein Arbeiter spreizt ein Bündel von Glasfaser-Leitungen auf. Sie ermöglichen einen schnellen Zugang ins Internet. Und da sich mit ihrer Hilfe auch große Datenmengen übertragen lassen, nutzen Unternehmen bevorzugt diese Technik. Symbolfoto: Kneffel/ dpa

Reichlich Baustellen haben die Großrosseler im vorigen Jahr ertragen müssen, sagt Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD ) im SZ-Redaktionsgespräch. Straßensanierungen, Kanal-Erneuerungen, das volle Programm. Und zusätzlich etwas, das man sich in Großrosseln dringlich wünschte, von dem man aber noch vor wenigen Jahren nicht zu träumen wagte: In der Gemeinde werden derzeit Glasfaserkabel fürs schnelle Internet verlegt. "Mit der Breitbandversorgung sind wir im Soll oder drüber", berichtet der Rathauschef. In Dorf im Warndt seien die Arbeiten bereits beendet, im Ortsteil Großrosseln sollen sie bis Ende 2016 abgeschlossen sein. Im Frühjahr 2018, so der Plan, werden auf dem gesamten Gemeindegebiet Glasfaserkabel fürs schnelle Internet liegen.

Weil die Betreiber normalerweise in Grenzgebieten, in denen ihr Netz als Sackgasse endet, die teure Kabelverlegung scheuen, hatte man in Großrosseln zunächst an eine Funk-Lösung gedacht. "Aber das ist nichts für Firmen", sagt Dreistadt; wenn eine Kommune wirtschaftlich vorankommen wolle, benötige sie Glasfaser, denn nur so könne man Profi-Datenpakete übers weltweite Netz transportieren. Wie kommt Großrosseln nun trotz seiner Grenzlage zu einer Breitband-Komplettversorgung? "Naja", sagt Dreistadt lachend, "Kontakte haben dabei nicht geschadet" - Kontakte zur Energie-Szene, die zurückreichen in seine Vor-Bürgermeister-Zeit bei den Saarbrücker Stadtwerken.

Zwei Leitungen in einem Kanal



Der Stromversorger Energis baut derzeit Oberleitungen zurück und legt die Versorgungskabel ins Erdreich. Im selben Zug, im selben Versorgungskanal legt die VSE Net nun Glasfaserkabel. Wobei gleich vorbereitet wird für die Hausanschlüsse: Da wird nämlich einfach ein dünnes Leerrohr mitverlegt, durch das man später - ohne neue Buddelei - das Glasfaserkabel hindurchschießt.

Was kostet das für die Nutzer? Dreistadt hebt abwehrend die Hände: "Keine Ahnung, ich bin ja nicht der Provider"; da könne es nachher Unterschiede geben. Aber, entscheidend: Die Grund-Verkabelung sei da. Bei einer sowieso erforderlichen Baumaßnahme mit eingezogen und so erstmal ohne Extrakosten für Bürger und Gemeinde.

Und wie sieht es mit der sonstigen Versorgung in Großrosseln aus? Hat sich die Entscheidung bewährt, den Bauhof von der Großrosseler Ortsmitte auf die ehemalige Gruben-Tagesanlage zu verlegen und in der Ortsmitte statt dessen neue Geschäfte anzusiedeln? "Das war ein Glücksgriff", sagt Dreistadt. Seit im Frühjahr 2015 mitten in Großrosseln ein dm-Drogeriemarkt und eine Filiale des Schuhhändlers Deichmann eröffnet wurden, gebe es merklichen Schub für den Einzelhandel im Ort. Auch für andere Geschäfte . Es kämen seither auch mehr Kunden aus der Umgebung, "so viele VK-Autos hat man in Großrosseln noch nie gesehen". Den Schub verspüre man sogar noch in Petite Rosselle, habe sein dortiger Amtskollege ihm bestätigt. Die Folge für Großrosseln : Der Discounter Lidl wolle nun sein Geschäft vergrößern und die Drogeriekette Rossmann ins leerstehende frühere Aubertin-Kaufhaus einziehen. Baurechtlich sei das bereits geregelt. Aber für weitere Neuansiedlungen gebe es Grenzen: "Großrosseln hat ein Luxusproblem - wir haben nicht genug Gewerbeflächen im Ortskern." Doch vielleicht sei das auch gar nicht schlecht, sagt Dreistadt nachdenklich. Dann brauche man, wenn der Boom irgendwann mal nachlasse, keine ausgedehnten Leerstände fürchten.

Einkaufsmarkt für Naßweiler

 Umgezogen: Großrosselns Bauhof arbeitet jetzt am ehemaligen Warndtschacht. Auf seinem früheren Gelände sind neue Geschäfte entstanden, Großrosselns Ortsmitte pulsiert. Foto: Becker & Bredel

Umgezogen: Großrosselns Bauhof arbeitet jetzt am ehemaligen Warndtschacht. Auf seinem früheren Gelände sind neue Geschäfte entstanden, Großrosselns Ortsmitte pulsiert. Foto: Becker & Bredel

Foto: Becker & Bredel



In den übrigen Ortsteilen jedoch bleibe es "schwierig" mit der Nahversorgung. Immerhin, Naßweiler bekomme einen größeren Einkaufsmarkt. Spätestens Anfang 2017 wolle die Kette Netto mit dem Bau beginnen.

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