Bloß nicht zurück zu geschlossenen Grenzen

Großrosseln · Die Franzosen haben am Sonntag ihren Präsidenten gewählt. Wie sehen Menschen in Großrosseln das für die Grenzregion wichtige Ergebnis?

Bei der Stichwahl um das Amt des französischen Präsidenten am Sonntag hat sich Emmanuel Macron mit 66 Prozent der Stimmen klar durchgesetzt gegen die Kandidatin des rechtsgerichteten Front National, Marine Le Pen. Auch in den saarländischen Orten an der Grenze blickten die Menschen dem Wahltag mit gemischten Gefühlen entgegen. Zum Beispiel in Großrosseln, wo der "kleine Grenzverkehr" seit Jahrzehnten zum Alltag gehört.

Manuela Höpfner, Rentnerin aus Forbach, ist zufrieden mit dem Wahlausgang. "Wenn Marine Le Pen gewonnen hätte, hätte sich viel geändert. Zum Beispiel die Währung, wir wären aus der EU ausgetreten", sagt die 54-Jährige. Darüber, dass besonders in Grenznähe viele Menschen Le Pen gewählt haben, sei sie nicht verwundert: "Die Leute werden immer rechtsradikaler. Das ist nicht gut. 2017 muss man kein Rassist mehr sein. Jeder soll so leben können, wie er möchte." Ebenfalls zufrieden ist Roger Schlein. "Ich war natürlich wählen. Auch wenn ich mit der derzeitigen Politik nur zu 50 Prozent zufrieden bin, bin ich sehr froh, dass der Front National nicht gewonnen hat", sagt der 73-jährige Rentner. "Denn ich fände es nicht gut, wenn die Grenzen wieder dichtgemacht und wir zum Franc zurückkehren würden."

"Ich war nicht wählen - weder in Frankreich noch in Deutschland", erklärt Helga Schmitt (77). Die Deutsche lebt in Homburg-Haut. "Ich bin froh, dass Le Pen nicht gewonnen hat. Denn ein Angstgefühl ihr und ihrer Politik gegenüber hatte ich schon", meint die Rentnerin. "In meiner Gegend leben immer mehr Rassisten, daher kann ich nachvollziehen, dass viele an der Grenze Le Pen gewählt haben. Das macht mir auch Angst." Sie verstehe allerdings, dass die Menschen möchten, dass sich etwas in der Politik ändert. "Arme Menschen sind böse, dass sie kaum Geld haben, Flüchtlinge aber alles bezahlt bekommen."

Albine Mergen aus Merlebach hat gewählt. "Ich habe nicht für Le Pen gestimmt. Es macht mir Angst, dass in Grenznähe so viele Menschen für sie gestimmt haben", sagt die 68-Jährige. Sie habe zwar Zweifel, da Macron mit 39 Jahren noch recht jung sei, aber sie hoffe, dass er frischen Wind in die Politik bringe. Auch Viviane Charoloy lässt sich von Macron überraschen. "Ich bin gespannt, ob er seine Wahlversprechen einhält", sagt die 22-Jährige aus Saarbrücken. Sie arbeitet bei Deichmann nahe der Grenze. "Wäre Le Pen an die Macht gekommen, hätte es sicher Probleme in unserer Filiale gegeben. Hier kaufen 80 Prozent Franzosen ein." Die Pläne Le Pens, die Grenzen wieder zu schließen hätten die Existenz der Filiale eventuell bedroht.

Cihan Korkut, Filialleiterin bei Deichmann in Großrosseln, hätte einer Präsidentschaft von Le Pen auch mit großen Zweifeln entgegengeblickt. "Ich fühle mich als Türkin aktuell in den USA unerwünscht und wegen Erdogan nicht mehr willkommen in der Türkei. Ich hätte Angst, dass es in Frankreich auch so wird, wenn mit Le Pen ebenfalls jemand mit solchen Ansichten an die Macht käme." Sie fahre oft nach Frankreich zum Einkaufen, sagt die 29-Jährige, oder durch Frankreich in Urlaub - das wäre unter Le Pen nicht mehr einfach gewesen.

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