Bartholomäusnacht Wie ein Blutbad in Paris zum Aufschwung im Warndt führte

Völklingen/Großrosseln · Die Kirchengemeinde Völklingen-Warndt erinnert mit großem Programm an ihren hugenottischen Ursprung und die „Bartholomäusnacht“.

 Der alte Holzschnitt zeigt die Ermordung Tausender Hugenotten während der „Bartholomäusnacht“ in Paris.

Der alte Holzschnitt zeigt die Ermordung Tausender Hugenotten während der „Bartholomäusnacht“ in Paris.

Foto: dpa

Etwa 5000 Tote forderte die „Bartholomäusnacht“ vom 23. auf den 24. August im Jahr 1572 allein in Paris, etliche Tausende weitere in den nachfolgenden Tagen auch in anderen französischen Städten: Die Zeichen hätten damals auch durch den vergleichsweise aufgeschlossenen französischen König Charles IX. auf „Entspannung“ stehen können. Doch Spannungen zwischen Katholiken und Hugenotten – also den französischen Protestanten – waren wieder aufgeflammt: Ein gescheitertes und nie ganz aufgeklärtes Attentat auf den hugenottischen Anführer Admiral Gaspard de Coligny führte aus Angst vor einer „Rache der Hugenotten“ zunächst dazu, dass deren Anführer einschließlich Colignys ermordet wurden, dann begann das Blutbad in den Straßen.

In der Folge gab es Bürgerkriege, wirtschaftlichen Abschwung und die Flucht von über 200 000 Hugenotten aus Frankreich. Einige wurden im Warndt sesshaft, der zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken gehörte. Sie sorgten mit Fleiß und auch als Unternehmensgründer für einen Aufschwung.

Die evangelische Kirchengemeinde Völklingen-Warndt erinnert mit einer einmonatigen Veranstaltungsreihe an den 450. Jahrestag der Bartholomäusnacht, auch „Pariser Bluthochzeit“ genannt, weil ihr eine eigentlich der Versöhnung zwischen den Gruppen dienende Hochzeit vorausgegangen war.

„Wir möchten an die Ursprünge unserer Kirchengemeinde und unserer hugenottischen Tradition erinnern“, sagt Jugendmitarbeiterin Annette Vollmer, eine der Initiatorinnen des Programms, „denn es waren Hugenotten, Flüchtlinge aus Frankreich, die um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in Ludweiler die reformierte Kirchengemeinde gründeten.“ Zunächst wurden sogar die Gottesdienste in französischer Sprache gefeiert. „Inzwischen ist Ludweiler Teil einer evangelischen Großgemeinde, doch die Besonderheiten der calvinistischen Prägung sind bis heute sichtbar, das achtspitzige Hugenottenkreuz weithin präsent“, heißt es in der Ankündigung. In der Reihe gehe es aber auch um einen Blick auf die Gegenwart, betont Vollmer.

Am Sonntag, 28. August, können Kleingruppen an einer Geocaching-Rallye über den Hugenotten-Wanderweg teilnehmen und einen Teil des Weges nachzuvollziehen, den die Hugenotten im 17. Jahrhundert auf ihrer Flucht in den Warndt genommen hatten. Mit den Schnittstellen von Kirche und Staat am Beispiel der Kirchensteuer beschäftigt sich eine Podiumsdiskussion am Donnerstag, 25. August, in der Hugenottenkirche. Auch ein Kinoabend (am 2. September), ein „Hugenotten-Dinner“ (17. September), eine Studienfahrt nach Paris (10. September) sowie mehrere Vorträge sind Teil des umfangreichen Veranstaltungskalenders.

Das Programm beginnt mit einem ökumenischen und grenzüberschreitenden Gottesdienst am Dienstag, 23. August, um 18.30 Uhr in der Hugenottenkirche in Ludweiler, Völklinger Straße 90.

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