Abfall-Schlämme waren Quelle des Übels

Lauterbach/ Großrosseln · Im September 2016 gab es – speziell aus Lauterbach und Emmersweiler – erneut Beschwerden über Gestank von der Chemieplattform Carling. Auf Anfrage des Umweltministeriums haben französische Behörden die Sache überprüft.

 Umhüllt von Dampf und Qualm: die Chemieplattform Carling/St. Avold. Unser Bild entstand im Februar 2014 – damals tobte gerade eine hitzige Debatte um Gerüche, deren Ursache die Anwohner auf der Plattform vermuteten. Archivfoto: Becker & Bredel

Umhüllt von Dampf und Qualm: die Chemieplattform Carling/St. Avold. Unser Bild entstand im Februar 2014 – damals tobte gerade eine hitzige Debatte um Gerüche, deren Ursache die Anwohner auf der Plattform vermuteten. Archivfoto: Becker & Bredel

Unangenehme Gerüche von der lothringischen Chemieplattform Carling/St. Avold sind für die Menschen auf der deutschen Seite der Grenze nichts Neues. Über Jahre hat das "Becken 7" in Carling - mittlerweile saniert - den Lauterbachern jeden Sommer gestunken. Auch 2013/14 klagten Warndt-Bewohner über "chemische" Gerüche, deren Ursache sie auf der Chemieplattform vermuteten. Und im September 2016 gab es eine neue Beschwerde-Welle, insbesondere aus Lauterbach und Emmersweiler (die SZ hat jeweils berichtet).

Der September-Fall ist aufgeklärt: Abfall-Schlämme der Firma Arkema waren Quelle des Geruchs. Dies habe das saarländische Umweltministerium mitgeteilt, berichtet Adriano Pitillo, Vorsitzender des Vereins "Saubere Luft für die Warndtgemeinden". Und fügt an, "der Informationsfluss über die Grenzen hinweg wie auch der Gestank selbst" seien "wiederkehrende Ärgernisse", die die Lebensqualität im Warndt beeinträchtigten.

Zum September-Fall hat André Johann, der zuständige Referatsleiter im Umweltministerium, jedoch Positives zu berichten, was die grenzüberschreitende Information angeht. Als man im September bei der französischen Umweltbehörde, der DREAL, nachgehakt habe, sagt Johann auf SZ-Nachfrage, sei sehr rasch Auskunft gekommen: Ja, es gebe auch in Lothringen Beschwerden, man überprüfe die Abläufe auf der Plattform. Das Ergebnis des Checks hätten die Franzosen im Dezember übersandt. Die Firma Arkema habe wegen "administrativer Probleme" Schwierigkeiten gehabt, riechende Schlämme aus ihrer biologischen Kläranlage zu entsorgen. Sie habe diese Schlämme deshalb vom 31. August bis 27. September in mehreren offenen Containern gelagert.

Ungünstiges Wetter, mit Hitze und niedrigen Windgeschwindigkeiten, habe dann dazu geführt, dass man die Gerüche in der Umgebung sehr stark wahrgenommen habe. Bei der späteren Inspektion durch die DREAL "erklärte die Firma Arkema, dass die Entsorgung der Schlämme wieder normal erfolge", heißt es in der DREAL-Mitteilung an die saarländischen Nachbarn.

Diese Erklärung, sagt Johann auf Nachfrage, gelte freilich nur für die September-Ereignisse. Was die Gerüche verursacht habe, die 2013/14 für Aufregung sorgten, sei weiter unklar. Das Geruchsmessungs-Projekt, das das Ministerium anschließend durchführte, habe keine handfesten Ergebnisse geliefert.

Auf der Chemieplattform sind derzeit unter dem Projekttitel "Chemesis 2020" Produktions-Umstellungen im Gange; neue Anlagen werden errichtet, ältere stillgelegt. Zu den Letzteren gehört der Steamcracker, der in großem Stil Naphtha - Rohbenzin - als Rohstoff nutzte. Verarbeitung und Lagerung von Naphtha, meint Fachmann Johann, kämen als Quelle "chemischer" Gerüche durchaus in Frage. Gewissheit habe man aber nicht.

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