Dieses Thema ist noch längst nicht ausgestanden „Hypothek für die nächsten Generationen“

St. Ingbert/Dudweiler · Greenpeace Saar schlägt Alarm wegen der Waldwirtschaft in der Region. Sie gehe auf Kosten des Bodens, der Pflanzen und der Tiere.

 Am Brennenden Berg wurden zahlreiche Bäume gefällt.

Am Brennenden Berg wurden zahlreiche Bäume gefällt.

Foto: Greenpeace Saar

In der Diskussion über die Arbeit des Saarforst Landesbetriebs im St. Ingbert benachbarten Revier Sulzbach, zu dem unter anderem Dudweiler gehört, hat sich nun auch Greenpeace Saar zu Wort gemeldet. Überschrift: „Raubbau am Wald spielt Klimawandel in die Hände.“ Michaela Couturier, Greenpeace-Sprecherin und Referentin für Globales Lernen, stellt ihren Ausführungen voran, dass die Leistungen und Funktionen von Wald klimapolitisch sowohl national als auch international anerkannt seien: „Neben Erholung für Waldbesucher ist der Klimaschutz nur in vielfältigen und zurückhaltend bewirtschafteten Wäldern möglich: Nur naturnahe Ökosysteme können auf immer deutlicher auftretende Wetterextreme flexibel und angemessen reagieren.“

Daher würde eine naturnahe Waldwirtschaft auf die verschiedenen Ökosysteme und Nischen im Wald größte Rücksicht nehmen und wirtschaftliche Aspekte zurückstellen. Dies sei sogar in einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes aus dem Jahr 1990 ganz klar so festgehalten. Das naturnahe Wirtschaften sei leider seit langem in vielen deutschen Waldgebieten nicht der Fall: „Die FSC-Kriterien werden in zahlreichen Fällen mangelhaft umgesetzt und so die bundesdeutschen Ziele zur Erhaltung von Wildnis und Vielfalt verfehlt.“ Zur Erläuterung: FSC steht für Forest Stewardship Council, ein internationales Zertifizierungssystem für Waldwirtschaft.

Zehn weltweit gültige Prinzipien garantieren, dass Holz- und Papierprodukte mit dem FSC-Siegel aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammen. Diese Prinzipien sind in einem internationalen Standard festgelegt.

Auch in saarländischen Waldarealen werde jedoch oftmals von den FSC-Richtlinien zur naturnahen Waldbewirtschaftung und Erhaltung von wertvollen Naturräumen abgewichen. Und so habe auch sie, Michaela Couturier, im Verlauf mehrerer Waldbegehungen unter anderem im Dudweiler und im Sulzbacher Wald am Brennenden Berg eine übermäßige Totholz-Entnahme, das Entfernen zu vieler alter Bäume und flächendeckend Erosion und Bodenverdichtung festgestellt.

Schon seien viele Spechte, Kauz-Arten und Fledermäuse geflohen, und Siebenschläfer, Haselmaus und seltene Käferarten würden ihren Lebensraum verlieren. „Unter solchen Umständen ist es nicht mehr vertretbar, von einer Einhaltung der FSC-Kriterien zu sprechen“, sagt die Greenpeace Saar-Sprecherin, und: „Es gibt einfühlsamere Formen der Holzvermarktung – ohne die im Saarforst so problematische Vorratshaltung Ein schonenderer Umgang mit der Ressource Wald ist eine unerlässliche Investition in die Zukunft.“

Die jetzigen Schäden würden für die nächsten Generationen eine „üble Hypothek“ bedeuten, die Vorgänge im Saarforst ruinierten die saarländische Forstwirtschaft.“ Ohnehin würden Greenpeace International und Greenpeace Deutschland zum Januar kommenden Jahres die Mitgliedschaft im „Forest Stewardship Council“ beenden, weil seine Inhalte nicht mehr den notwendigen Zielen der Umweltorganisation entsprächen.

Greenpeace Saar werde daher „auch weiterhin die Waldwirtschaft im Saarforst beobachten und die dabei gewonnenen Eindrücke an die Kollegen von Greenpeace Deutschland in Hamburg weitergeben“, heißt es abschließend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort