Kirche in Corona-Zeiten Katholiken und Protestanten suchen neue Wege für Seelsorge und Gebet – oft auch digitial

Saarbrücken · Die katholische und evangelische Kirche im Saarland gehen in Zeiten der Corona-Pandemie neue, aber auch unterschiedliche Wege. Wir haben mit dem Evangelischen Superintendenten Christian Weyer und dem Katholischen Dechant Benedikt Welter darüber gesprochen.

Gottesdienst in Corona-Zeiten: Wie die Kirchen im Saarland mit dem Virus umgehen
Foto: dpa/Claudio Furlan

„Anders als bei den katholischen Kollegen bleiben unsere Kirchen geschlossen. Wir wollen verhindern, dass man sich zum Beispiel an Türklinken ansteckt. Die Menschen sollen zuhause bleiben und unsere Angebote zum persönlichen Gebet über Internet oder Telefon nutzen. Alten Menschen bringen wir sogar Gebetstexte nach Hause", sagt Superintendent Weyer. Taufen und Hochzeiten würden verschoben, was bei bereits geplanten Feiern auch seelsorgerischen Aufwand bedeute. Aber man müsse jetzt jeden Kontakt vermeiden. Haustaufen, die es vereinzelt gegeben habe, seien lebensbedrohlichen Notfällen vorbehalten und möglich, jedoch die Strategie der Kirche seien Terminverschiebungen.

Aktuell sei man dabei, einen Hintergrunddienst der Seelsorge aufzubauen, könne die Lage momentan aber gut bewältigen. "Wir organisieren um und wollen da sein. Wir wissen nicht, wie lange die Krise dauert, aber wir alle sind hochmotiviert, sie zu meistern", sagt Weyer. Die behördlichen Auflagen bei Beerdigungen setze man um, man mache Trauerzeremonien in personell begrenzem Umfang im Freien: „Alle sind sehr bemüht, die Würde zu wahren. Die Familien organisieren sich und Urnenbeisetzungen versuchen wir ebenfalls zu verschieben", sagt der Superintendent.

Gottesdienst in Corona-Zeiten: Wie die Kirchen im Saarland mit dem Virus umgehen
Foto: Kirchenkreis Saar-West/Thomas Seeber

Die Fälle aus Rheinland-Pfalz, wo Pfarrer von Beerdigungen ausgeladen wurden, kennt er aus dem Saarland nicht. Beerdigungen seien möglich und würden unter Hygieneregeln durchgeführt. Nirgendwo sei bislang die Anwesenheit des Pfarrers in Frage gestellt worden.

Gottesdienst in Corona-Zeiten: Wie die Kirchen im Saarland mit dem Virus umgehen
Foto: BeckerBredel

Das bestätigt auch Benedikt Welter. „Man ist doch froh, wenn der Pfarrer dabei ist. Wir verzichten auf eine Andacht in der Kapelle, wir treffen uns vor der Trauerhalle und gehen zum Grab. Die Leitungen der Friedhöfe suchen überall nach Lösungen für die Menschen. Wir haben keine Schwierigkeiten", sagt Welter. Urnenbestattungen würden verschoben, das sei vielen Menschen nicht unrecht, weil nicht am Ort wohnende Angehörige momentan auch Probleme hätten, über weitere Entfernung anzureisen. „Trotzdem bleibt eine Beerdigung ein wichtiger Akt im Trauerprozess. Wir machen da neue Erfahrungen als Seelsorger", gibt Welter zu. Das gilt auch für die Klinikseelsorge. Momentan seien auch Geistlichen die Besuche bei Kranken untersagt. „Aus diesem Grund haben wir eine Task-Force aus fünf Priestern gebildet, die eine Hygieneunterweisung und Schutzkleidung bekommen und ab nächster Woche für Sterbesakramente zur Verfügung stehen und so auch in die Kliniken und Heime eingelassen werden können. Alle diese Priester haben keine Vorerkrankungen und sind unter 60 Jahre alt und haben sich freiwillig gemeldet", sagt Welter.

Bei den Protestanten führt man so etwas nicht ein. Weyer dazu: „Die Sterbesakramente sind für die Katholiken eine besondere Herausforderung." Welter plant für die Ostertage besondere digitale Angebote. An allen Ostertagen würden Ostergottesdienste ohne Publikum abgehalten und mit professionellem Aufwand live im Internet übertragen. Man spiele die Orgel, setze mehrere Kameras ein und blende die Liedtexte ein, damit die Nutzer auch eine gute Qualität bekämen. Welter selbst plant einen Podcast und will in den nächsten Tagen in großen Anzeigen in den Medien darstellen, welche Angebote wo zu bekommen sind. Dabei würden Angebote der telefonischen Seesorge ausgeweitet. Alle Dekanate würden feste Sprechzeiten per Telefon anbieten. „Wir kommen langsam auch zu ganz neuen Ideen. In einem Dekanat malen die Kommunionkinder Bilder für alte Menschen, die denen dann zugeschickt werden. In St.Jakob in Saarbrücken schließen wir die kleine, aktuell gut besuchte Marienkapelle und verlegen sie in den großen Kirchenraum, da man sich dort besser auf Abstand halten kann." Eine Schließung der Kirchenräume ist bei den Katholiken derzeit kein Thema. „Wir stellen auch fest, dass die Menschen hier deutlich auf Distanz bleiben und das stille Gebet suchen. Aber Abends brennen in unserer Kapelle alle Kerzen. Das war vorher nie so", sagt Dechant Welter.

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