Gesundheitsamt des Regionalverbands Strategiewechsel im Umgang mit Kontaktpersonen

Saarbrücken · Das Gesundheitsamt des Regionalverbandes erklärt, warum positiv Getestete ihre engen Kontakte selbst informieren sollen.

 Ulrike Schiedermaier (r.) und Regina Conrad besprechen sich im Gesundheitsamt über Nachverfolgungen von Corona-Kontaktpersonen.

Ulrike Schiedermaier (r.) und Regina Conrad besprechen sich im Gesundheitsamt über Nachverfolgungen von Corona-Kontaktpersonen.

Foto: BeckerBredel

Die Nachricht, dass positiv auf Corona getestete Personen im Regionalverband ihre Kontaktpersonen selbst informieren müssen und diese nicht mehr vom Gesundheitsamt angerufen werden, sorgte für Irritationen. Viele vermuteten darin eine Ohnmacht des Amtes. Das sei eine Fehlinterpretation, sagt die Leiterin des Gesundheitsamtes beim Regionalverband, Dr. Ulrike Schiedermaier. Vielmehr gehe das geänderte Informationsverhalten der Behörde auf eine neue Situation zurück, die einen Strategiewechsel möglich gemacht habe.

„Mit den Ausgangsbeschränkungen wurde für uns vieles einfacher. Anfangs mussten wir komplette Hochzeitsgesellschaften oder Insassen ganzer Reisebusse ermitteln“, erklärt Regina Conrad, die im Ermittlungsteam des Amtes arbeitet. Da seien auf einen Infizierten schnell 100 Kontaktpersonen gekommen. Das sei nun anders. Jetzt seien noch der enge Familienkreis und die direkten Arbeitskollegen betroffen. Auf einen Infizierten kämen im Schnitt nur noch fünf Kontaktpersonen, die auch ausreichend eng in Kontakt standen, um in Quarantäne zu müssen.

Diese engen Kontakte seien vom Betroffenen viel schneller selbst erreichbar, als von Mitarbeitern des Amtes, sagt Schiedermaier: „Die Menschen kennt man, man weiß, wo und wie sie erreichbar sind. Das funktioniert auch in der Praxis sehr gut, wir wissen, dass die Informationen wirklich fließen.“ Das Amt gebe die Namen und Adressen dennoch an die Ortspolizeibehörden weiter, die spätestens am Folgetag die Quarantäneanordnung auch per Post zustellen würden.

„Wir kommen da gut zurecht“, bescheinigt die Amtsärztin, die die Ausgangsbeschränkungen lobt. Ohne die wäre auch die Nachverfolgung im Amt an ihre Grenzen gekommen. Und dabei seien die Nachverfolgung und Quarantäne noch immer die Mittel der Wahl bei der Beherrschung der Pandemie. „Wir haben das Verfahren ja nicht erst seit Corona“, erklärt Schiedermaier. Das Gesundheitsamt habe in der Vergangenheit bei anderen meldepflichtigen Infektionen ebenfalls nachverfolgt, zuletzt am Jahresanfang bei Masern-Fällen. Es seien 700 Kontaktpersonen ermittelt worden. Die Masern hätten erfolgreich eingedämmt werden können. „Und Masern sind um ein vielfaches ansteckender als das Corona-Virus.“ Bei Corona seien die Menschen Kontaktpersonen, die längere Zeit (über 15 Minuten) in direkter Nähe zur infizierten Person gewesen seien oder direkt von ihr angehustet wurden. Damit könne man im Ermittlungsteam sehr gut arbeiten. Ein Passant oder eine Person, die zufällig mal im gleichen Raum war, scheiden aus.

140 Mitarbeiter sind im Gesundheitsamt mit Corona beschäftigt, 30 dem Ermittlungsteam zugeordnet. Personell komme man damit derzeit gut zurecht, jedoch gelte im Gesundheitsamt die 7-Tage-Woche. Auch über Ostern sei der Dienstplan gemacht. Die Pandemie dulde keine Feiertage.

Die Quarantäne-Auflagen würden in aller Regel gut befolgt. „Die Menschen wollen niemanden gefährden. Viele machen allein deswegen den Test, weil sie genau das ausschließen wollen“, so Schiedermaier. Vereinzelt gebe es Rückfragen, ob es wirklich sein müsse. Dann prüfe man nochmal nach. Bislang habe man immer Lösungen gefunden. Von offiziellen Widerspruchsverfahren sei nichts bekannt.

Das Gesundheitsamt bescheinigt der Bevölkerung und allen Betroffenen eine gute Mitarbeit im Sinne aller. Von Lockerungen der Ausgangsbeschränkung will man noch nichts wissen. „Die Zahlen sind noch nicht eindeutig. Wir sollten uns bis nach Ostern in Geduld üben“, erklärt Ulrike Schiedermaier. Positive Effekte durch die Ausgangsbeschränkungen gebe es unbestritten. Jetzt müsse man aber noch etwas abwarten.

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