Helfer gegen die Armut In den Ferien der Saarbrücker Tafel soll niemand hungern

Burbach · Ab dem 1. Juli machen Saarbrückens Lebensmittelretter drei Wochen lang zu. Hilfe gibt es in Notfällen ganz in der Nähe.

Von Frank Kohler

Die Häuser der Helfer liegen im Herzen Burbachs. Im Etzel arbeiten montags bis samstags die Lebensmittelretter der Saarbrücker Tafel, eines Vereins. In der Bergstraße 6 sind unter der Woche die meisten Beratungsangebote der Gemeinwesenarbeit (GW) zu finden. Und, nicht zu vergessen, der Stadtteiltreff Haltestelle. Dort gibt es kleine Stärkungen, die Gelegenheit zum Plausch mit Bekannten sowie jemanden, der zuhört, wenn Hilfe Not tut, und dann sachkundig über die Beratungsangebote der GW informiert.

„Wir arbeiten eng und sehr gut mit der Tafel zusammen“, sagt Andreas Neumüller, der als Sozialarbeiter und Sozialpädagoge zur GW-Mannschaft gehört. Er weiß das Engagement in der Nachbarschaft zu schätzen. „Die Tafel rettet Lebensmittel, das ist eine tolle Sache.“

Zugleich kann er verstehen, dass die Tafel ab dem 1. Juli eine dreiwöchige Pause einlegt. Dann ist einiges zu erledigen, was im stressigen Alltag nicht zu schaffen war. Ob es nun um die Fuhrpark-Wartung, Arbeiten am und im Gebäude oder die Umstellung von Computerprogrammen geht (wir berichteten).

Auch in der Bergstraße 6, wo es das ganze Jahr über Beistand gibt, geht die Zahl der Hilfesuchenden stets in die Tausende. 1300 Gespräche mit 600 Klienten verzeichnet die GW-Statistik des Jahres allein für allgemeine Sozialberatung – ohne die Schuldnerberatung wohlgemerkt, die separat erfasst ist.

Viele Menschen suchen Rat in Hartz-IV-Angelegenheiten, andere wollen sich Klarheit über ihre Ansprüche auf Grundsicherung, Wohngeld oder Sozialgeld verschaffen. Mittwochs gibt es solche Beratungen für Neubürger aus arabischen Staaten in deren Muttersprache. So bauen die GW-Leute ohne Sprachbarrieren Brücken für Ratsuchende, zeigen, wie bei den hier Geborenen, Auswege aus Schulden oder vertrackten Handyverträgen.

Der lange Aufschwung und die damit verbundene Entspannung auf dem Arbeitsmarkt haben den Alltag der Helfer in der Bergstraße nicht verändert. „An den Beratungszahlen ist nicht ersichtlich, dass sich die Lage deutlich entspannt“, sagt Neumüller. Das hänge zum Beispiel damit zusammen, dass manche zwar wieder eine Arbeit gefunden haben mögen, aber nicht zu einem bedarfsdeckenden Lohn. So müssen sie nun aufstocken – und deswegen wieder Rat in der Bergstraße 6 suchen.

Andererseits gebe es genauso gut Klienten, die dank der GW-Beratungsangebote nach einer einmaligen Krise wieder Tritt gefasst haben. Was für Neumüller beweist: „Unsere Arbeit, die Menschen selbst zu befähigen, hat einen Sinn. Wir haben immer das Gefühl, etwas zu erreichen.“ Und zwar weit über die Umgebung, den Distrikt Hochstraße, hinaus. „Zu uns kommen viele Klienten aus Altenkessel, Klarenthal und Gersweiler. Schließlich gibt es auch dort Mietschulden.“

Und Ratsuchende, denen die dreiwöchige Sommerpause der Tafel zu schaffen macht, sollen das Haus der Gemeinwesenarbeit in der Bergstraße nicht vergebens aufsuchen. Dazu sagt Andreas Neumüller: „Wir sind immer erreichbar. Außerdem haben wir eine Übersicht, wo es in der Stadt Essen für Bedürftige gibt und können dorthin weitervermitteln. Also ich gehe stark davon aus, dass wir die Hilfe in Notfällen hinbekommen.“

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