Eine bemerkenswerte Veranstaltung Gegen Hass und Menschenverachtung

Sulzbach · Aktionstag des Bündnisses „Bunt statt braun Sulzbach“ in der Aula mit einer 94-jährigen Zeitzeugin.

 Auf unserem Bild in der Aula (von links): Karl-Heinz Butterbach, Claus Kuhn, Wolfgang Winkler, Anneliese Maaß, Zeitzeugin Ilse Hasse, Brigitte Quack, Fred Herger und Petra Pabst.

Auf unserem Bild in der Aula (von links): Karl-Heinz Butterbach, Claus Kuhn, Wolfgang Winkler, Anneliese Maaß, Zeitzeugin Ilse Hasse, Brigitte Quack, Fred Herger und Petra Pabst.

Foto: Iris Maria Maurer

Dem Bombenhagel entkam sie, flüchtete zu Fuß nach Hamburg und setzte einen eindringlichen Appell an die Zuhörer ab: Die Schilderungen von Zeitzeugin Ilse Hasse waren wohl die emotionalsten Momente des Aktionstages, der am Donnerstag in der Aula stattfand. Zu diesem Tag im Zeichen der Demokratie hatte das Bündnis „Bunt statt braun Sulzbach“ eingeladen. Die 94-jährige Ilse Hasse erzählte davon, wie sie als ehemalige Buchhändlerin aus dem Saarland nach Dresden kam – und dort 1945 die Bombardierungen der Alliierten erlebte. Sie entkam und flüchtete in die Hansestadt. „Wir hatten noch Glück, dass wir die Sprache beherrschten“, spannte sie den Bogen in die heutige Zeit. Denn so wie sie seinerzeit ein Flüchtling war, kann sie den Schrecken der Syrer, die nach Europa flüchteten, nachvollziehen. So sieht sie die geöffneten Grenzen auch als positives Signal.

Phlipp Weis, Vorsitzender von „Bunt statt Braun Saarland“, pflichtete ihr bei: „Das war für mich eine Sternstunde der Menschlichkeit.“ Während der Fragerunde, die sich an die Lesung aus Ilse Hasses neuem Buch „Was geschehen, kehrt nicht wieder“ anschloss, setzte er sich dafür ein, das eigene Medienverhalten kritisch zu hinterfragen. Denn das derzeit aufkommende, offen formulierte rechtsgerichtete Gedankengut habe auch viel mit der in Medien hochkochenden Berichterstattung zu tun. Beide Akteure  warnten eindringlich davor, dass sich solche Schrecken wie zur NS-Zeit nicht wiederholen dürften.

Wie man „Hate Speech“ begegnen kann – also herabwürdigenden Äußerungen im Internet – war Teil eines Workshops des Adolf-Bender-Zentrums innerhalb des Aktionstages. Besucher des Jugendzentrums Sulzbach und die Mediatorengruppe des Theodor-Heuss-Gymnasiums (THG) hatten dazu einen Ist-Zustand erarbeitet, wie Birgit Neises erläuterte. Die Lehrerin für Sport, Religion und Kunst am THG ist in der Gruppe engagiert und lobte den Einsatz der Jugendlichen, die aufgeschrieben hatten, wofür man alles Opfer von Hate Speech werden konnte: ganz oft seien das Oberflächlichkeiten wie Narben auf der Haut, eine Haarfarbe, ganz allgemein das Äußerliche. „Das ist wirklich das, was man im Internet findet“, so Neises. Gleichzeitig wurden Möglichkeiten besprochen, wie man den Demütigungen begegnen kann. Die Zusammenarbeit soll im Januar zum Thema Rassismus weitergeführt werden.

Viel Beachtung fand die Ausstellung „Nie zu Hitler!“, die nur an dem Abend zu sehen war, und von Anneliese Maaß eröffnet wurde. Sie wies darauf hin, dass der Aktionstag „ein besonderer Tag für die Demokratie“ sei und dies auch die Staatsform, die jeden Bürger selbstbestimmt und gleichberechtigt leben lässt. Die Ausstellung zeigte den historischen Ablauf des Widerstandes in Sulzbach gegen die „Saarfrage“ zwischen 1933 und 1935 – eine emotionale Aktion der Antifaschisten mit dem Willen, Hitler an der Saar die Stirn zu bieten. Musikalische Beiträge von Wolfgang Winkler, Uwe Brandt und Helmut Eisel rundeten das Rahmenprogramm ab.

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