Gedenkprogramm Die Nacht, in der Saarbrücken unterging

Alt-Saarbrücken · Evangelische Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken erinnert an die Zerstörung der Stadt und ihres Wahrzeichens – der Ludwigskirche.

 So sah die Kirche nach dem verheerenden Bombenangriff aus.

So sah die Kirche nach dem verheerenden Bombenangriff aus.

Foto: Sammlung Fritz Mittelstaedt, Stadtarchiv Saarbrücken

Rot: Das steht für Gefahr, für die Hitze, das aus den Trümmern lodernde Feuer. Grau: Hier ist alles verdreht, kaputt, spiegelverkehrt. Die Ludwigskirche, die Gebäude ringsum: Nichts ist mehr, wie es vor diesem Krieg, vor dieser Bombennacht war.

Die Motive sind auf von Ivica Maksimovic entworfenen Kunststoff-Tafeln zu sehen. Sie holen den Schrecken des Krieges in die Gegenwart – und in die Ludwigskirche. Die abgeflammten Ränder wirken, als glimme das Grauen noch nach. Dazu kommen Texte von Augenzeugen, etwa Erinnerungen an die Flucht in den Luftschutzstollen. Sie sind schräg über die Tafeln gelegt. Bei jedem Detail, das aus den Zeilen aufscheint, gewinnt das Grauen an Kraft.

Mit der Ausstellung beginnen am Donnerstag, 19. September, um 19 Uhr Wochen des Gedenkens, die auf ein Datum hinführen. In der Nacht zum 6. Oktober jährt sich zum 75. Mal der schwere Luftangriff, bei dem große Teile Saarbrückens – und die Ludwigskirche – zu Schutt und Asche wurden. Dann wird es aber auch, wie in den Wochen zuvor, um die Arbeit für den Frieden und die Versöhnung gehen.

Daran erinnern die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Saarbrücken, der Evangelische Kirchenkreis Saar-West, die Stiftung Ludwigskirche und der Verein Freunde der Ludwigskirche. Am Mittwoch stellten sie das Programm vor.

Die Aufnahme der Kirche in die Internationale Nagelkreuzgemeinschaft von Coventry wird im Festgottesdienst am Sonntag, 6. Oktober, der Höhepunkt der Feiern sein. Zu dieser Nagelkreuzgemeinschaft gehören weltweit rund 200 Kirchen und Schulen, die sich für eine Welt ohne Gewalt einsetzen.

Zeugen der Schreckensnacht haben im Programm einen festen Platz. Klaus Krüger zum Beispiel, Jahrgang 1930, kommt beim Zeitzeugengespräch am 3. Oktober zu Wort. Er war einer der letzten Konfirmanden in der noch intakten Kirche. Sein Vater sah das schwer getroffene Gotteshaus in der Schreckensnacht und hielt den Brand ungeschönt auf einem Gemälde fest.

Sigrid Wiedersheim wird erzählen, dass die jungen Leute damals schon am Brummen hörten, welche Luftwaffe gleich ihre tödliche Fracht über der Stadt abladen würde. Ein Utensil aus den Schreckensjahren hatte Wiedersheim mitgebracht. Die „Rätsch“, eine kleine handbetriebene Leuchte für den Weg durchs verdunkelte Saarbrücken und für die düsteren Luftschutzstollen.

 Präsentierten das Gedenkprogramm (von links): Prof. Ivica Maksimovic, Ulrich Seibert (Kantor der Ludwigskirche), Iris Fohr (Verein Freunde der Ludwigskirche), Klaus Krüger und Sigrid Wiedersheim (Gemeindeglieder und Zeitzeugen aus Alt-Saarbrücken), Pfarrer Thomas Bergholz.

Präsentierten das Gedenkprogramm (von links): Prof. Ivica Maksimovic, Ulrich Seibert (Kantor der Ludwigskirche), Iris Fohr (Verein Freunde der Ludwigskirche), Klaus Krüger und Sigrid Wiedersheim (Gemeindeglieder und Zeitzeugen aus Alt-Saarbrücken), Pfarrer Thomas Bergholz.

Foto: EVKS/Paulus
 In der Ludwigskirche gibt es ein großes Gedenkprogramm.   

In der Ludwigskirche gibt es ein großes Gedenkprogramm.  

Foto: BeckerBredel

Pfarrer Thomas Bergholz machte klar, wie sehr die Folgen der Vergangenheit noch immer die Arbeit in der Ludwigskirche bestimmen. So seien 15 der 28 Balustradenfiguren bislang nicht ersetzt. Kosten pro Stück: 150 000 Euro. „Das kann die Gemeinde nicht bezahlen.“ Und der Blick des Seelsorgers zur in die Jahre gekommenen Deckenfarbe zeigte, dass dort oben schon die nächsten Herausforderungen warten.

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