Wichtiges Ehrenamt Gedankenlosigkeit schafft überall Barrieren

Saarbrücken · Michael Wagner ist Rollstuhlfahrer, leitet ehrenamtlich die Volkshochschule Dudweiler und kämpft für barrierefreie Kinderspielplätze.

 Michael Wagner will dafür sorgen, dass auch behinderte Eltern auf Dudweiler Spielplätzen (hier der Platz in der Schlachthofstraße) mit ihren Kindern spielen oder ihnen im Notfall zu Hilfe kommen können.    

Michael Wagner will dafür sorgen, dass auch behinderte Eltern auf Dudweiler Spielplätzen (hier der Platz in der Schlachthofstraße) mit ihren Kindern spielen oder ihnen im Notfall zu Hilfe kommen können.    

Foto: Thomas Seeber

Der Spielplatz ist ein Paradies für kleine Kinder. Fällt ein Kind von der Schaukel, eilen die Eltern herbei, um ihm Trost zu spenden. Doch was ist wenn ihnen das nicht möglich ist? Ist der Weg zum Gerät zu sandig oder zu uneben, können Rollstuhlfahrer ihre Kinder nicht erreichen.

Michael Wagner hat sich dieses Problems angenommen. Der 72-Jährige ist seit 2009 ehrenamtlicher Behindertenbeauftragter für Dudweiler. Vor seiner Pensionierung arbeitete er als Abteilungsleiter für den Forstbereich der Landeshauptstadt Saarbrücken. Mittlerweile ist der Beauftragte auch ehrenamtlicher Leiter der Volkshochschule (VHS) in Dudweiler. Aufgrund seiner Erkrankung an Multipler Sklerose, ist er selbst auf den Rollstuhl angewiesen und daher für die Belange behinderter Menschen sensibilisiert. Als eines seiner Hauptanliegen nennt Wagner die Barrierefreiheit. Dies sei eine Grundvoraussetzung für die Inklusion behinderter Menschen, so Wagner.

Gemeinsam mit den anderen Beauftragten im Regionalverband habe er die mangelnde Barrierefreiheit von Kinderspielplätzen bemängelt. Seit ungefähr einem Jahr habe das Amt für Stadtgrün und Friedhöfe auf Drängen des Behindertenbeirates alle Spielplätze abhängig von ihrem Grad der Barrierefreiheit eingestuft.

Wagner, der selbst zwei bis dreimal die Woche schwimmen geht, betont, wie wichtig es sei, dass gerade auch behinderte Menschen die Möglichkeit haben, ohne Hindernisse Sport- und Freizeiteinrichtungen zu nutzen. „Die Bäderbetriebsgesellschaft Saarbrücken geht sehr stark auf die Barrierefreiheit ein“, lobt er. Beim Umbau des Dudo-Schwimmbades, habe er gemeinsam mit dem beauftragten Architekten „an der Umsetzung der Vorgaben zur Gewährleistung der Barrierefreiheit mitgewirkt.“

Außerdem setzt sich Wagner für eine behindertengerechte Gestaltung öffentlicher Gebäude, Straßen und Plätze ein. Auch hier treffe er immer wieder auf Probleme. Etwa bemängelt Wagner, dass die Grünphasen an Ampeln „grundsätzlich sehr knapp geschaltet sind“. Ein gehbehinderter Passant mit Unterarmstützen oder ältere Menschen, hätten Probleme, die Straße innerhalb dieses Zeitfensters zu überqueren.

Wagner weise oft Architekten bei Bauplänen auf die Einhaltung der Barrierefreiheit hin. „Ich verstehe nicht, warum studierte Architekten, die vorgeschriebene Barrierefreiheit nicht berücksichtigen“, beklagt Wagner. „Die müssen eigentlich nur die aktuellen Deutsche-Industrie-Norm(DIN)-Vorschriften einhalten!“ Oft werde Geld als Grund für fehlende Barrierefreiheit genannt. „Das kann nicht sein!“, beklagt er.

Allerdings beziehen die Ämter bei neuen Bauvorhaben und Bebauungsplänen die Behindertenbeauftragten zunehmend in die Planung ein. Zum Beispiel bei der aktuellen Verlegung des Nettomarktes in die Beethovenstraße, wird der Behindertenbeauftragte um Stellungnahme gebeten.

Nichtsdestotrotz herrsche eine gewisse Gedankenlosigkeit im Bezug auf die Belange von Behinderten. Deshalb müsse man die Menschen sensibilisieren und auf die alltäglichen Hindernisse immer wieder aufmerksam machen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort