Zehnkämpfer hat viel vor Ganz nah an der magischen Grenze

Saarbrücken · Marvin Bollinger hat das beste Jahr in seiner Karriere hingelegt, die U 23-EM trotz zweimal erfüllter Norm aber verpasst. Nun will der 21 Jahre alte Zehnkämpfer vom SV Saar 05 Saarbrücken die Marke von 8000 Punkten knacken.

Marvin Bollinger kann auf sein bestes Jahr im Zehnkampf zurückblicken. Zweimal konnte der Leichtathlet vom SV Saar 05 Saarbrücken die Norm für die U 23-Europameisterschaft von 7600 Punkten übertreffen. Das reichte zwar nicht für einen der drei deutschen Startplätze. Dennoch zieht der 21-Jährige ein positives Saisonfazit. „Ich bin super zufrieden mit 2017, weil ich zweimal eine Bestleistung mit so hoher Punktzahl geschafft habe“, sagt er. Ziel sei genau die Norm gewesen. Seine alte Bestmarke von 7208 Punkten steigerte er bei einem Wettkampf in Püttlingen zunächst auf 7715 und einen Monat später in Bernhausen auf 7735 Punkte.

„Die verpasste Europameisterschaft hat es mir ermöglicht, die Universiade als Event zu erleben, auch wenn es da nicht so gut lief“, erzählt Bollinger, der von seinem Start bei den Weltspielen der Studenten in Taipeh in Taiwan schwärmt. „Alleine die Begrüßung am Flughafen war schon Wahnsinn. Dann die riesige Eröffnungsfeier mit dem Team Deutschland im vollen Stadion.“ Seinen Zehnkampf musste der Saar-05-Athlet jedoch in aussichtsreicher Position liegend nach 2,04 Metern im Hochsprung abbrechen, weil eine alte Verletzung aufgebrochen ist. Dennoch hat dieses Erlebnis seinen Traum aufleben lassen, irgendwann einmal bei den Olympischen Spielen zu starten.

Mit der Leichtathletik hat Bollinger im Alter von sechs Jahren beim TV Ottweiler in der LG Saar 70 begonnen. „So mit 13 Jahren ging es dann richtig los. Seitdem begeistert mich die Leichtathletik“, erinnert er sich. Mit 15 Jahren wechselte Bollinger an die Eliteschule des Sports nach Saarbrücken. Er zog ein Jahr danach dort ins Internat und wechselte später auch den Verein.

Zum Mehrkampf ist Bollinger über den ehemaligen Zehnkämpfer Roland Schwarzl gekommen. „Roland war damals im Verband für Weit- und Hochsprung zuständig, wo ich ganz gut war.“ Unter ihm schaffte er es 2015 erstmals in die Nationalmannschaft. Bollinger wurde Zehnter bei der U 20-EM, bevor Lars Albert das Training übernahm. Mit ihm startete auch die Vorbereitung auf die neue Saison. Vor kurzem kam es nach Differenzen aber zur Trennung. Seitdem unterstützt Uli Knapp Bollinger bei der Planung. Das Training übernehmen hauptsächlich die Disziplin-Trainer vor Ort - zum Beispiel Lothar Altmeyer den Wurfbereich und Tanja Horbach die Hürden.

Da es 2018 keine internationalen U 23-Meisterschaften gibt, hat Bollinger sich eine Medaille bei der deutschen Mehrkampf-Meisterschaft als Ziel gesetzt. Er will die magische Marke von 8000 Punkten angreifen. „Die beiden Hallenwettkämpfe haben mir gezeigt, dass ich auf einem guten Weg bin“, findet der Saar-05-Athlet. In seiner Lieblingsdisziplin, dem Stabhochsprung, hat er sogar fast eine neue Bestleistung aufgestellt. Defizite sieht Bollinger  noch im Schnelligkeitsbereich, wo er sich verbessern will. Genau wie bei seiner Hassliebe: den 400 Metern.

Nimmt man seine Einzelbestleistungen, die er bis auf die 100 Meter und den Diskuswurf alle in Mehrkämpfen aufgestellt hat, käme Bollinger bereits jetzt auf einen potentiellen 7921-Punkte-Zehnkampf. Um seine Ziele zu erreichen, ist sein duales Studium der Sportökonomie als Stipendiat beim Landessportverband für das Saarland ganz auf den Leistungssport ausgerichtet. Den Praxisteil kann Bollinger als Nachwuchstrainer in seinem Verein SV Saar 05 Saarbrücken absolvieren, so dass er ausreichend Zeit für seine bis zu zehn Trainingseinheiten pro Woche hat. An freien Wochenenden freut der Zehnkämpfer sich besonders, etwas mit seiner Freundin oder mit seiner französischen Bulldogge Ted zu unternehmen.

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