Relikte der NS-Zeit Galgenfrist für die „Hitler-Glocke“

Rilchingen-Hanweiler · Heute sollte sie entfernt werden. Doch bei der beauftragten Firma gab’s einen Unfall. Daher bleibt sie noch hängen.

 Die evangelische Kirche von Rilchingen-Hanweiler.         

Die evangelische Kirche von Rilchingen-Hanweiler.        

Foto: Heiko Lehmann

Das Abhängen der „Hitler-Glocke“ in Rilchingen-Hanweiler wurde verschoben. Auf der Glocke sind vier Hakenkreuze. Außerdem steht dort der Satz: „Gott war in Gnaden, daß bald tue kund die Rückkehr zu Deutschland dein eherner Mund 1933“.

Ursprünglich hätte die Glocke am Donnerstag, 19. April, abgehängt werden sollen. Allerdings gab es bei der ausführenden Zwei-Mann-Firma einen Arbeitsunfall. „Wir werden rechtzeitig bekannt geben, wann die Glocke abgehängt wird. Wann das genau der Fall sein wird, können wir heute noch nicht sagen. Sie wird aber definitiv abgehängt“, erklärt Helmut Paulus von der Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirchenkreise an der Saar.

Im vergangenen Jahr wurde öffentlich bekannt, dass die Glocke der evangelischen Kirche in Rilchingen-Hanweiler eine sogenannte „Hitler-Glocke“ ist. Das Presbyterium hat daraufhin die Hakenkreuze mit schwarzem Klebeband abkleben lassen. Als bekannt wurde, dass das Presbyterium die Glocke abhängen lassen möchte, gründete sich die Bürgerinitiative „Lasst uns die Glock‘ im Ort“. Die beiden Historiker Franz-Ludwig Strauss und Wolfgang Harres sammelten im Ort 235 Unterschriften für den Verbleib der Glocke in Rilchingen-Hanweiler. Die Unterschriften-Liste wurde Ende Februar dieses Jahres an Pfarrer Gerd Schroer übergeben.

Im März hätte es zudem einen Runden Tisch geben sollen. Gemeinsam mit dem Presbyterium wollten die Bürgerinitiative und lokale Politiker über die Glocke diskutieren. Doch das Presbyterium gab unmissverständlich bekannt, dass die Glocke wegkommt und somit war der Runde Tisch geplatzt.

 Die sogenannte „Hitler-Glocke“ mit dem Teleobjektiv fotografiert. Die Glocke ist unter anderem mit vier Hakenkreuzen „verziert“.   

Die sogenannte „Hitler-Glocke“ mit dem Teleobjektiv fotografiert. Die Glocke ist unter anderem mit vier Hakenkreuzen „verziert“.   

Foto: Heiko Lehmann
 Franz-Ludwig Strauss mit einer Unterschriftenliste.

Franz-Ludwig Strauss mit einer Unterschriftenliste.

Foto: Heiko Lehmann

Im Herbst 1933 wurde die Glocke in der damals neu errichteten evangelischen Kirche aufgehängt. Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg sind auf der Glocke deutlich zu sehen. Die Bürgerinitiative sieht in der Glocke einen Zeitzeugen, der zum Ort gehört. Doch der Kampf der Initiative war vergebens. Die Glocke wird abgehängt und soll eine Attraktion im Historischen Museum Saar werden. Ob die evangelische Kirche eine neue Glocke bekommt, ist noch offen.

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