Kaufhof macht dicht „Die Schließung ist ein starker Einschnitt für Saarbrücken“

Saarbrücken · Die Kaufhof-Filiale in der Bahnhofstraße schließt. Die Saarbrücker bedauern das Aus in einer SZ-Umfrage – und fühlen mit den Beschäftigten. Wir haben Stimmen gesammelt.

Galeria Kaufhof Saarbrücken: Schließung verkündet – Kundenandrang
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Nach der Hiobsbotschaft: Kundenandrang bei Galeria Kaufhof in Saarbrücken

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Foto: BeckerBredel

Das am Montag verkündete Aus für die Kaufhof-Filiale in Saarbrücken war ein Schock. Zum 30. Juni soll das Haus in der Bahnhofstraße schließen (wir berichteten). Dazu haben wir uns in der Saarbrücker Innenstadt umgehört.

„Die Schließung ist ein starker Einschnitt für Saarbrücken“

Gerdrud Scholtes ist enttäuscht: „Die Schließung ist ein starker Einschnitt für Saarbrücken und die Bahnhofstraße. Ich hoffe darauf, dass mit dem Gebäude etwas Niveauvolles passiert.“ Die Rentnerin ist selbst öfter im Geschäft und sorgt sich um das Wohl der Angestellten: „Die Mitarbeiter verdienen nur ein geringes Gehalt und mussten in finanzieller Hinsicht viele Einbußen ertragen. Ich hoffe, dass es eine gute Transferregelung gibt, damit so viele Angestellte wie möglich berufstätig bleiben können“, ergänzt die 73-Jährige.

Die Saarbrückerin Elisabeth Marx bedauert die Schließung ebenfalls. „Ich habe selbst erlebt, wie das Kaufhaus eröffnet wurde“, erzählt sie. „Es tut mir sehr leid, dass das Geschäft nun schließen muss. Ich war immer gerne dort.“ Die 85-Jährige erinnert sich: „Unsere Kinder haben immer gerne am Schaufenster gestanden, die Kaufhauskette ist schon ein echtes Traditionsunternehmen.“ Den Trend des Onlinehandels empfindet die Saarbrückerin als kritisch und sieht darin auch eine Ursache für die Schließung der Filialen. „Beim Einkauf im Internet kann man den Kindern nicht mehr zeigen, wie die Produkte wirklich sind, man kann sie schlechter sehen und nicht mehr fühlen. Solange es die Möglichkeit gibt, Produkte zu kaufen und diese dann kostenfrei zurückzusenden, wird der Onlinehandel immer groß bleiben.“

„Der Verlust von Galeria Kaufhof ist aber auch schädlich für kleine Geschäfte“

Auch Uta Eckensberger kritisiert den Versandhandel in diesem Zusammenhang scharf: „Das ist wie Weihnachten für die Leute. Man kann ein Paket bestellen und dieses sogar kostenfrei zurücksenden. Das führt dazu, dass solche alteingesessenen Unternehmen wie Kaufhof ihre Filialen schließen müssen.“ Die Saarbrückerin fügt hinzu: „Das ist ein riesengroßer Aufwand für nichts und bringt die Post und Paketboten an ihre Grenzen.“ Die 82-Jährige mag Galeria Kaufhof gerne, fragt sich jedoch: „Was sollen so viel Kaufhäuser und Einkaufszentren in Saarbrücken? Diese machen sich nur gegenseitig Konkurrenz. Gerade das Umfeld um den Bahnhof ist mit der Europa-Galerie schon gut bedient.“

 Uta Eckensberger

Uta Eckensberger

Foto: BeckerBredel

Kritisch blickt Helmut Dupper der Schließung entgegen. „Einer muss sterben“, sagt der 70-Jährige zur Entscheidung gegen Kaufhof und für die Karstadt-Filiale. Der Saarbrücker weiter: „Ich sehe es als äußerst problematisch an, dass kleinere Geschäfte schließen müssen. Nur die großen Konzerne überleben. Der Verlust von Galeria Kaufhof ist aber auch schädlich für kleine Geschäfte, da die größeren Kaufhäuser Leute von weiter weg anziehen, die dann möglicherweise auch nichts mehr in den kleinen Geschäften kaufen.“

Helmut Dupper   Foto: BeckerBredel

Helmut Dupper Foto: BeckerBredel

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„Heute bin ich öfter bei Karstadt“

Birgit Schreiner empfindet das Aus als sehr schade: „Früher habe ich das Kaufhaus oft frequentiert. Heute bin ich öfter bei Karstadt, darum betrifft mich die Schließung weniger.“ Die 65-Jährige fügt hinzu: „Beide Kaufhäuser sind sehr gut. Dort stimmen Qualität und Auswahl.“ Der Saarbrückerin tut die Schließung vor allem für die Beschäftigten leid: „Die Angestellten mussten schon auf Gehaltserhöhungen verzichten. Nun müssen sie sogar ganz gehen. Das ist traurig, wenn man bedenkt, dass die Besitzer währenddessen das Geld kassieren.“

 Birgit Schreiner   Foto: BeckerBredel

Birgit Schreiner Foto: BeckerBredel

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„Ich finde es sehr traurig, dass die Filiale geschlossen wird“, sagt Jennifer Fries.

Jennifer Fries

Jennifer Fries

Foto: BeckerBredel

Die 26-jährige Saarbrückerin verbindet das Kaufhaus mit ihrer Kindheit: „Kaufhof hat eine gute Möglichkeit geboten, in der Stadt einkaufen zu gehen. Das hat im Gegensatz zum Online-Einkauf ein besonderes Flair. Außerdem sollte der Einzelhandel viel mehr unterstützt werden.“

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