Kunst als Ausdruck von Lebenserfahrung Fußabdrücke symbolisieren Lebensgeschichten

Burbach · SaarArt-Workshop veranschaulicht die Tatsache, dass Kunst geprägt wird von den Spuren, die das Leben in der Seele eines Menschen hinterlassen hat

  Mit dem Lebenswege-Teppich: (v.l.)  Isabelle Federkeil,  Steffi Ludwig, Serbil, Mona, Emine.  Foto: Iris Maurer

Mit dem Lebenswege-Teppich: (v.l.) Isabelle Federkeil, Steffi Ludwig, Serbil, Mona, Emine. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maria Maurer

Mitten zwischen den Kunstwerken der Landeskunstausstellung SaarArt in der Lehrwerkstatt Burbach liegt ein Teppich auf dem Boden, verziert mit bunten und unterschiedlichen Fußabdrücken. Er ist das Ergebnis eines Workshops, der in Kooperation der SaarArt und des Kultur- und Lesetreffs Burbach in den letzten Wochen stattgefunden hat. An sieben Freitagvormittagen haben sich in einem Nebenraum der Lehrwerkstatt zwölf Teilnehmerinnen getroffen und unter Anleitung der Künstlerin Isabelle Federkeil den Teppich gestaltet.

Dabei war die grundlegende Idee des Workshops, dass die  Fußabdrücke der Frauen als Symbole für ihre Lebenswege von ihnen angefertigt, ausgeschnitten und anschließend bemalt oder verziert werden. Und das Ergebnis ist mehr als spannend. Denn man sieht Fußabdrücke, beklebt mit Gummibärchen, dann aus Folie oder Steinen, einer besteht aus Goldtalern samt kleinem Auto, andere sind ganz kunstvoll gestaltet mit Strass-Steinen, Federn oder Nägeln, und wieder andere sind bemalt oder sogar aus Legosteinen bebaut.

„Das hat uns allen ganz viel Spaß gemacht, und wir haben sehr viel gelacht“, erzählt Emine, eine der Teilnehmerinnen. Sie hat ihre Fußabdrücke mit Lavendelzweigen und Muscheln gestaltet, sie erinnern an südländische Urlaubsmitbringsel. Daneben hat sie aber auch nur die Kontur eines Abdrucks gestaltet, diesmal aus kleinen Blättern und Blüten. „Das soll darstellen, dass aus dem Nichts etwas Neues beginnt“, erklärt sie.

Mona aus dem Libanon hat dagegen aus ihren Fußabdrücken vier kleine Bilder gemacht. Sie zeigen – ganz unverkennbar – die vier Jahreszeiten, samt kleinen Blüten im Frühjahr und Wattebäuschen als Schnee im Winter. „Die vier Jahreszeiten sind das Leben“, sagt sie. Serpil ist eine geschickte Handwerkerin. Ihre Fußabdrücke sind richtige, kleine Kunstwerke. Einer ihrer Abdrücke besteht aus Nägeln, zwischen denen Fäden gespannt wurden, und der nun an einen kleinen Käfig erinnert. „Dieser Fußabdruck ist ein Symbol für die Isolation, die Serpil so gut kennt“, hilft Emine bei der Übersetzung. Denn ihr fehlen bis heute die Großfamilie, die Freunde, das soziale Umfeld aus der Türkei.

Manche Fußabdrücke wurden von der ganzen Gruppe gemeinsam gestaltet. „Anfangs waren auch zwei Syrerinnen beim Workshop dabei, die sogar im Winter 2016 hier in der Lehrwerkstatt drei Monate untergebracht waren. Ihre Fußabdrücke haben wir mit kleinen Steinen beklebt. Denn ihr Weg war schwer und steinig“, erläutert Isabelle Federkeil, Künstlerin und Kursleiterin. Dass manche der Teilnehmerinnen die Fußabdrücke auch humorvoll und mit einem Augenzwinkern gestaltet haben, zeigen die Arbeiten von Selamet und ihrem Sohn Umut. Selamet bedauert noch heute, dass sie keine Hochzeitstorte hatte. Daher ist sie nun auf ihrem Fußabdruck zu finden. Und Umut hat seinen Abdruck gleich aus goldenen (Bonbon-)Münzen gestaltet samt kleinem Auto. „Er hat erzählt, dass er einmal reich sein will und einen Porsche haben will. Und dass er jetzt schon darauf spart“, berichtet Isabelle Federkeil und die Frauen lachen. Überhaupt sei die Stimmung des Workshops ausgelassen gewesen, man habe viel gelacht, neue Kontakte sind entstanden. „Es war toll, leider nur zu kurz“, sagt dann Isabelle Federkeil. „Denn die künstlerische Gestaltung des Teppichs nach Farben und Komposition müsste eigentlich jetzt beginnen.“ Auch Stephanie Ludwig vom Saarbrücker Kulturamt und zuständig für den Kultur- und Lesetreff Burbach, ist als Mitorganisatorin des Workshops begeistert. „Es war ein Experiment, solch einen Workshop mit erwachsenen Frauen zu machen. Aber das Ergebnis ist toll, auch wenn die Zeit leider etwas zu kurz war.“ Ab Sonntag, wenn die Landeskunstausstellung in Burbach ihre Pforten schließt, beginnt die Suche nach einer Ausstellungsmöglichkeit für den Teppich. „Wir suchen einen besonderen Ort, wo wir ihn als Leihgabe präsentieren können“, erklärt Isabelle Federkeil.

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