Diamantener Meisterbrief Für viele Bauern rettete er die Ernte

Saarbrücken · Wenn Erntegeräte ausfielen, dann war Landmaschinen-Meister Manfred Michler viele Jahre zur Stelle. Nun freut er sich, dass die Handwerkskammer ihm den Diamantenen Meisterbrief verliehen hat.

 Der Landmaschinen-Meister Manfred Michler liebte seine Arbeit und war später in einem Reifenwerk in St. Ingbert tätig. 1994 ging er in Rente.

Der Landmaschinen-Meister Manfred Michler liebte seine Arbeit und war später in einem Reifenwerk in St. Ingbert tätig. 1994 ging er in Rente.

Foto: BeckerBredel

Er war der Held vom Weizenfeld. Manfred Michler beschreibt es so: „Wir arbeiteten viel – lebten aber wie Gott in Frankreich.“ Der Landmaschinen-Meister kam als Retter in der Not. Bauern riefen, wenn ihre Erntegeräte ausfielen, mitten in der Nacht, bei drohendem Gewitter und Regen. Dann kamen Michler und Kollegen und brachten Mähdrescher oder Unimogs wieder zum Laufen und retteten die Ernte.

Die Bauern entlohnten diesen Notdienst fürstlich: „Wir wurden eingeladen, bekamen Essen und Trinken reichlich und lernten die Dankbarkeit der Kunden kennen.“ Der heute 84-jährige Saarbrücker erhielt kürzlich von der Handwerkskammer den Diamantenen Meisterbrief, denn er machte vor 60 Jahren seinen Meister. Michler denkt gern an die Zeit zurück, als er im Saarland, Elsass und Lothringen für allein 500 Lanz-Bulldogs zuständig war. „Eine Wartung bedeutete, die Maschine in 500 Teile zu zerlegen und wieder zusammenzubauen. Zahnräder und Kolben wurden manuell repariert. Das gibt es heute nicht mehr. Auch den Beruf gibt es nicht mehr, der ist durch die Elektronik abgelöst worden“, sagt Michler, der auch ideelle Dinge vermisst. Als er Lehrling war, seien Tugenden wie Ehrlichkeit und Gerechtigkeit jedem Junghandwerker mitgegeben worden. Das vermisse er heute.

Michler hat die Veränderungen nicht nur beobachtet, er hat sie angestoßen. „Wir haben Landmaschinen auch verkauft und Höfe mit vielen Landarbeitern auf Erntemaschinen umgestellt. Da wurden viele Arbeitsplätze frei, doch das gab keine Spannungen, weil die Arbeiter von der aufblühenden Industrie aufgesogen wurden. Landarbeiter waren schlecht bezahlt und hatten plötzlich neue Chancen.“ Zuletzt war Michler im Reifenwerk St.Ingbert Leiter der Hauptwerkstatt. 1994 ging er in Rente. „Über den Diamantenen Meisterbrief hab ich mich gefreut, aber nicht über die Urkunde, sondern dass ich überhaupt das Alter erreicht habe.“

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