Serie Menschen im Regionalverband Saarbrückerin gibt Menschen eine Stimme

Saarbrücken · Sängerin und Gesangslehrerin Denise Rixecker ließ alle Sicherheiten hinter sich. Schon bald dürfte ihr nächster Wunsch wahr werden.

 Die Gesangslehrerin und Sängerin Denise Rixecker hat den Entschluss nicht bereut, ihren Beruf als Krankenschwester aufzugeben.

Die Gesangslehrerin und Sängerin Denise Rixecker hat den Entschluss nicht bereut, ihren Beruf als Krankenschwester aufzugeben.

Foto: Iris Maria Maurer

„Und eines Tages, da fällt dir auf, dass du 99 Prozent nicht brauchst, du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck…,“ singt Stefanie Kloß von Silbermond. Es gibt nur wenige Menschen, die das wirklich schaffen: Alles hinter sich lassen, Sicherheiten aufgeben, sich von Unnötigem trennen, ihren eigenen Weg gehen – mit vollem Risiko. Denise Rixecker aus Saarbrücken gehört zu den Wenigen.

Für ihren Lebenstraum, zu singen und andere Menschen für das Singen zu begeistern, hat sie ihren Beruf und damit die sichere Einkommensquelle aufgegeben, hat sich anfangs mit Mini-Jobs durchgeschlagen, war Schließerin am Staatstheater, sie hat geputzt, Babys gesittet. „Es waren steinige Jahre,“ erklärt sie rückblickend.

Heute ist Denise Rixecker froh, dass sie damals als 30-Jährige den Sprung ins Ungewisse gewagt hat: eine Befreiung, wie sie sagt. Wir sitzen in ihrem gemütlichen Unterrichtsraum in der Nauwieser Straße. Zu Hause, erzählt sie, wurde viel gesungen: Opa mit der Gitarre vor dem Radio schmetterte Schlager von Freddy Quinn und Wencke Myrrhe. Der Vater ist Orgelbauer. Ihre Großmutter Elisabeth Bettscheider hat Klavier und Gesang an der hiesigen Musikhochschule studiert, dann aber als gelernte Arzthelferin gearbeitet.„Ich hab’s genau andersherum gemacht“, sagt Denise und lacht dabei. Denn obwohl sie sich schon in der Jugend sehr für Alternative, Indie-Rock und Singer-/Songwriter sowie allgemein für die Musik der 1990er-Jahre interessierte, entschied sie sich für die Ausbildung zur Krankenschwester.

Warum? „Das weiß kein Mensch. Ich kam gar nicht auf die Idee, etwas mit Musik zum Beruf zu machen“, erinnert sie sich. Doch die Musik bleibt bei ihr – oder bleibt Denise bei ihrer Musik? Schon während der Ausbildung zur Krankenschwester nimmt sie Gesangsunterricht, zuerst bei Cornelia Krempel, später bei Marion Wildegger, die ihren Stil zu singen und später auch zu unterrichten, prägen wird.

Denise arbeitet jahrelang in Kliniken und Sozialstationen und bemerkt langsam, aber sicher, dass ihr Leben mehr und mehr aus der Balance gerät. Sie fasst darum den Entschluss, Musiktherapeutin zu werden, drückt noch einmal die Schulbank, um das Fachabitur nachzuholen und danach zu studieren. Doch es kommt anders: Denise gibt Freunden und Bekannten „just for fun“ Gesangsunterricht und bemerkt: „Das ist cool. Das macht Spaß. Das kann ich.“ Sie schreibt sich an der Musikhochschule als Gasthörerin ein. Nun will sie wissen, wie man Gesang unterrichtet.

Marion Wildegger, vor allem aber ihr damaliger Partner, „ein begnadeter Schlagzeuger“, unterstützen sie, machen ihr Mut, das Singen und das Unterrichten zum Beruf zu machen.

Zehn Jahre später ist Denise Rixecker Gesangslehrerin, die nach der Methode des „Institute for Vocal Advancement-IVA“ unterrichtet und sich dort auch weiterbildet.

Die Methode trainiert die Stimme stil-unabhängig, beruht auf Gesangsprinzipien der alten italienischen Schule und wird durch Erkenntnisse aus der Stimmwissenschaft kontinuierlich weiterentwickelt. „Im Kern geht es mir um die individuelle Entwicklung und nicht um das Nacheifern eines Schönheits- beziehungsweise Klangideals,“ erklärt sie, „das bedeutet, jeden Schüler mit seiner Stimme dort abzuholen, wo er steht.“ Denn: „Ich liebe es, selbst zu singen, aber ich liebe es ebenso, Menschen ihre Stimme zu geben – und das ist durchaus doppeldeutig gemeint. Singen eröffnet neue Horizonte – kann befreien, beruhigen und manchmal auch verzaubern.“

Neben dem Einzelunterricht in Saarbrücken wie auch online gibt Denise Rixecker Workshops, leitet ihren „Sing out loud“-Chor, bereitet junge Talente auf das Gesangstudium vor und verwirklicht so manches „Herzensprojekt“. Zum Beispiel dieses: 2020 möchte sie erstmals mit einem Sänger Duette von bekannten und weniger bekannten Singer-Songwritern in den einschlägigen Musikcafés vortragen.

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