WM-Serie Fünf Fans fiebern heute mit Neymar und Kollegen

Saarbrücken · Brasilianer Klaus Liebert kam zum Studieren nach Deutschland und machte sein Glück. Nun drücken er und seine Familie der Nationalelf die Daumen.

 Brasilianer, die Saarbrücken mögen: Klaus Liebert mit seiner Frau Daniele und seinen drei Töchtern Sabine, Lisa und Julia (von links).  Sie wohnen seit 14 Jahren in Deutschland.

Brasilianer, die Saarbrücken mögen: Klaus Liebert mit seiner Frau Daniele und seinen drei Töchtern Sabine, Lisa und Julia (von links).  Sie wohnen seit 14 Jahren in Deutschland.

Foto: Heiko Lehmann

Wenn der brasilianische Superstar Neymar da Silva Santos Júnior, kurz Neymar, bei den aktuellen WM-Spielen der brasilianischen Nationalmannschaft gefoult wird, spielen sich zum Teil filmreife Szenen ab. Selbst bei einem kleinen Tritt gegen den Fuß hebt der 26-Jährige ab und schreit wie am Spieß. In den sozialen Medien und auf Videoplattformen im Internet gibt es schon diverse Zusammenschnitte von den Schauspielereien des Stars, der von vielen schon für den nächsten Oscar nominiert wurde.

„Ja, das ist eindeutig zu viel, was er da macht. Er hat das gar nicht nötig. Brasilien hatte schon immer Spieler, die gerne ein bisschen geschauspielert haben. Aber Neymar ist in diesem Punkt einzigartig. Er muss anscheinend alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen“, sagt Klaus Liebert, ein waschechter Brasilianer, der in Saarbrücken lebt. Seine Urgroßeltern sind in den Jahren zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg von Deutschland nach Brasilien ausgewandert. Die wirtschaftliche Lage in Deutschland war schlecht, und so zog es damals viele nach Südbrasilien. „Dort gibt es heute noch ganze Dörfer, die einen deutschen Hintergrund haben und in denen sehr deutsch gelebt wird“, erzählt Klaus Liebert aus seiner Heimat.

Klaus ist in Rio de Janeiro geboren und in Sao Paolo aufgewachsen. Deshalb ist er auch ein waschechter Fan der Corinthians, des großen Fußballclubs aus Sao Paolo. „Ich habe in Brasilien Volkswirtschaftslehre studiert und ein Stipendium für ein Semester an der Uni in Passau bekommen. Also sind meine Frau und ich vor 14 Jahren einfach losgezogen und haben uns angeschaut, was uns in Europa beziehungsweise in Deutschland erwartet“, sagt der heute 37-Jährige.

Heraus kam eine beachtliche Karriere mit abgeschlossenen Studien in Volks- und Betriebswirtschaftslehre und schließlich einem Job bei der ZF in Saarbrücken als Finanz-Controller.

Seit mittlerweile 14 Jahren lebt Klaus Siebert mit seiner Frau und seinen drei Töchtern nun in Deutschland. Zwei Töchter kamen in Passau auf die Welt, eine in Saarbrücken. „Wir erziehen alle drei zweisprachig und sprechen mit ihnen zu Hause viel portugiesisch“, sagt der 37-Jährige, der mittlerweile nahezu perfekt deutsch spricht und in Saarbrücken heimisch geworden ist.

„Ich vermisse das Wetter in Brasilien. Dort war es bis auf zwei, drei Wochen im Winter immer warm. In Deutschland ist es fast das halbe Jahr über kalt und dunkel“, sagt der dreifache Familienvater. Einen Kulturschock haben er und seine Frau Daniele aber nicht erlebt. „Was die Kultur angeht, sind beide Länder gar nicht so unterschiedlich. Auch beim Essen nicht. Da ist es viel schlimmer, wenn man nach Asien zieht.“

Einen großen Unterschied gibt es dann aber doch zwischen beiden Ländern – die Sicherheit. „Hier in Deutschland gehen meine Kinder morgens zu Fuß zur Schule, und wir haben überhaupt keine Bedenken. In Brasilien hätte ich wegen der hohen Kriminalität Angst, sie alleine gehen zu lassen“, sagt Klaus Liebert.

Und dann gibt es noch einen kleinen, aber feinen Unterschied. Brasilien kann in diesem Jahr noch Fußball-Weltmeister werden. Deutschland ist schon ausgeschieden. Heute, Freitag, um 20 Uhr trifft Brasilien auf Belgien.

„Die Belgier sind sehr stark, und es wird schwer. Aber wir stehen alle hinter unserer Mannschaft. Die Leidenschaft für Fußball ist in Brasilien auch anders als in Deutschland. Für die Brasilianer bedeutet Fußball unglaublich viel“, sagt Klaus Liebert, der mit seinen vier Mädels den Brasilianern heute die Daumen drücken wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort