Zeugnisse und Geschichten

Bildstock · Wenn es um die Aufarbeitung von 700 Feldpostbriefen seines Vaters Joseph geht, handelt das Buch des Sohnes Josef natürlich auch vom Zweiten Weltkrieg. Aber es trägt auch viele persönliche Züge.

Es ist schon eine Art saarländische Familiensaga, die Josef Schmitt in seinem Buch "Bin noch am Leben" beschreibt. Die familiären Wurzeln des Autors liegen in den beiden Ortsteilen Außen und Bettingen der Gemeinde Schmelz und in Bildstock .

In "Bin noch am Leben" hat Josef Schmitt mehr als die Hälfte der 700 Feldpostbriefe , Fotos und Zeichnungen seines Vaters Joseph Schmitt (1909-1985), eines ehemaligen Gefreiten der Deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, ausgewertet. Auf einer Reise 2012 in die ehemalige Sowjetunion und die Ukraine konnte Josef Schmitt einige der Stätten besuchen, in denen sein Vater als Soldat eingesetzt war.

Joseph Schmitts Ehefrau Susanne ist eine geborene Reuter aus der bekannten Bildstocker Kaufmannsfamilie Michel Reuter.

Es sind erschütternde Dokumente, die Joseph Schmitt nach ersten Einsätzen in Frankreich später aus dem Ostfeldzug an seine Frau übermittelte: Das elende Schicksal der russischen Bevölkerung, der Tod von Kameraden und die Schlacht um Stalingrad, in der Joseph Schmitt verwundet wurde. Sein froher Lebensmut verließ ihn nie. Als Schwerverwundeter entkam er der Hölle von Stalingrad. Nach mehreren Lazarettaufenthalten konnte er im Dezember 1945 als Kriegsinvalide nach Bildstock zurückkehren.

1933 hatte er die erste Profess im Orden der Redemptoristen abgelegt. Bis 1936 studierte er an der philosophisch-theologischen Hochschule Hennef-Geistingen. Unmittelbar vor der zweiten Profess trat er allerdings aus dem Orden aus. Nach einer kaufmännischen Lehre war er bis zur Einberufung in die Wehrmacht Industriekaufmann im Neunkircher Eisenwerk .

Die Geschichte der Familien Schmitt und Reuter nehmen einen besonderen Raum im vorliegenden Buch ein.

Joseph Schmitts Vater kam 1897 nach Bildstock , um hier als Bergmann seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) war er Soldat. In Bildstock kaufte er ein sogenanntes Prämienhaus, hatte natürlich wie damals üblich auch zwei Ziegen ("Bergmannskühe"). Politisch war er ein Konservativer mit einer Bevorzugung des christlich-katholischen Lagers, eine Haltung, die ihn auch nach dem Zweiten Weltkrieg in die CVP und in den Gemeinderat Bildstock führte und 1955 zu einem Befürworter, also "Ja-Sager" des Saarstatuts machte.

Michel Reuter, der Schwiegervater von Joseph Schmitt, war mit 16 Jahren von Hüttersdorf nach Bildstock gekommen, um hier als Bergmann zu arbeiten. Mit seiner Frau Anna Maria Bach hatte er elf Kinder. Nach einem Arbeitsunfall unter Tage eröffnete er 1916 ein Kaufhaus mit Textil- und Lebensmittelabteilung. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde auf dem Bürgersteig vor dem Geschäft eine Esso-Tankstelle errichtet. Ein ausführliches Kapitel befasst sich mit der Übergabe Bildstocks an die amerikanische Armee und dem Kriegsende 1945.

Das Buch "Bin noch am Leben" kostet 29 Euro. Es kann bei der Buchhandlung Pieper in Saarlouis erworben werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort