Wenn Kinder Kinder malen

Friedrichsthal. "Da haben wir sie ja endlich, die erste Zahnlücke", ruft Lehrerin Juliane Schön und muss herzhaft lachen. Sascha hat sie bei Lukas entdeckt und gleich auf seinem Zeichenblock dokumentiert. Seit einer knappen halben Stunde versuchen die Mädchen und Buben (alle sieben oder acht Jahre alt) der Klasse von Juliane Schön, ein Porträt ihres Banknachbarn zu malen

 Zweitklässler der Friedrichsthaler Bismarckschule machen mit beim Mus-e-Projekt. Foto: ll

Zweitklässler der Friedrichsthaler Bismarckschule machen mit beim Mus-e-Projekt. Foto: ll

Friedrichsthal. "Da haben wir sie ja endlich, die erste Zahnlücke", ruft Lehrerin Juliane Schön und muss herzhaft lachen. Sascha hat sie bei Lukas entdeckt und gleich auf seinem Zeichenblock dokumentiert. Seit einer knappen halben Stunde versuchen die Mädchen und Buben (alle sieben oder acht Jahre alt) der Klasse von Juliane Schön, ein Porträt ihres Banknachbarn zu malen. Helga Stalter hilft den Kindern, gibt ihnen wichtige Tipps. Einmal in der Woche ist die Kinderbuchautorin und Künstlerin zwei Unterrichtsstunden in der Klasse von Juliane Schön. Möglich macht dies das Mus-e Projekt der Yehudi-Menuhin-Stiftung. Seit dem neuen Schuljahr nehmen zwei Klassen der Bismarckschule daran teil. In der anderen Klasse ist der Musikpädagoge Peter Knerner. "Wir sind sehr froh, dass wir als Teilnehmer ausgesucht wurden", erklärt Ursula Siekmann, Rektorin der Bismarckschule. Von dem Projekt profitiere die ganze Schule, ist sie überzeugt. Die Stiftung ermögliche mit ihren Programmen den Kindern eine ungezwungene Begegnung mit Kunst und mit Künstlern. Im künstlerischen und kreativen Tun werde bei den Kindern eine wichtige Basis geschaffen, ihre Potenziale zu entfalten. Zurück zur Klasse von Juliane Schön: Helga Stalter macht den Kindern deutlich, dass es auch beim Malen Regeln gibt. Beispielsweise diese: "Jeder malt für sich alleine." "Jeder malt so gut, wie er kann." Und: "Keiner lacht den anderen aus." In den ersten Stunden haben die Kinder bereits ein Porträt von sich gemalt. "Das haben sie schon ganz prima gemacht", lobt Stalter ihre kleinen Schützlinge. Sie hätten auch auf kleinste Details geachtet, wie Embleme auf dem Pullover oder lange schwarze Wimpern. Auch jetzt, beim Porträt ihrer Banknachbarn, schauen die Kinder ganz genau hin. "Das macht großen Spaß", verrät die acht Jahre alte Francesca. Sie malt die siebenjährige Svenja. Und die hat die langen schwarzen Haare von Francesca sehr gut getroffen. "Am Anfang waren die Kinder etwas zurückhaltend", erzählt Schön. Mittlerweile aber seien sie von den zusätzlichen Malstunden total begeistert. "Sie freuen sich schon die ganze Woche auf die Stunden." Die gesammelten Werke der kleinen Künstler will die Lehrerin mit einer Folie überziehen und im Laufe des Schuljahres eine Ausstellung mit den Bildern machen.

HintergrundMus-e ist die Abkürzung für "Music for schools in Europe". Der Geiger und Pädagoge Sir Yehudi Menuhin hat das Projekt 1992 initiiert. Ziel ist, über die Arbeit mit Künstlern die Kreativität von Kindern und Jugendlichen sowie ihre soziale Kompetenz zu stärken. Einmal pro Woche machen Künstler zwei Stunden Unterricht unter Mitwirkung der Lehrer. ll

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