Wähler sind leere Versprechungen leid

Friedrichsthal. Es ist Donnerstag, kurz nach zehn Uhr: Auf dem Wochenmarkt in Friedrichsthal ist nicht viel los. Die wenigen Händler stehen sich die Beine in den Bauch. Die Frau vom Käse- und Wurststand vertritt sich die Füße - kein Kunde in Sicht

Friedrichsthal. Es ist Donnerstag, kurz nach zehn Uhr: Auf dem Wochenmarkt in Friedrichsthal ist nicht viel los. Die wenigen Händler stehen sich die Beine in den Bauch. Die Frau vom Käse- und Wurststand vertritt sich die Füße - kein Kunde in Sicht.Da haben die Vertreter der Friedrichsthaler SPD und der Grünen an ihren kleinen Info-Ständen, sie stehen direkt an der Ecke vor der Imbiss-Bude, mehr zu tun. Der Standort ist auch gut gewählt. Hier ist die Fußgängerampel, hier müssen die Leute vorbei. Von den Linken und der FDP ist weit und breit kein Stand zu sehen. Die CDU-Leute stehen in Sichtweite am Markant-Markt, direkt gegenüber des Friedrichsthaler Rathauses. Andere Parteien machen in der Stadt keinen Straßenwahlkampf. "Das ist ein Trauerspiel", sagt ein Mann. Er meint damit den Wochenmarkt. "Früher war hier viel mehr los." "Die Leute haben einfach kein Geld mehr", meint eine ältere Frau. Für die 43-jährige Gabriele Nicodemo ist aber auch der Wahlkampf ein Trauerspiel. "Die riesigen Plakate sind völlig übertrieben." Und dann die vielen leeren Versprechungen, die nach der Wahl dann doch nicht eingehalten werden. Da seien sie aber alle gleich, meint Nicodemo. "Ich weiß nicht, wen ich da überhaupt wählen soll." Der 67-jährige Werner Schneider weiß, wo er am Sonntag sein Kreuzchen macht. Aber auch er schimpft über die vielen Prospekte, die er unaufgefordert in seinen Briefkasten bekommt. "Ich hole mir da lieber das, was mich interessiert, an den Info-Ständen", sagt er. Schneider erklärt, die Parteien sollten nicht so viel Geld für Werbung ausgeben und lieber einen Teil davon beispielsweise armen Kindern spenden. Die 38-jährige Dagmar Kriesch dagegen hat mit der ganzen Informationsflut keine Probleme. Sie wohnt erst seit einigen Monaten im Saarland, lebte zuvor in Hessen. "Jede Partei will doch so gut wie möglich auf sich aufmerksam machen. Das ist doch in Ordnung", findet sie. Nicht gut aber findet sie die vielen, "meist leeren Versprechungen" der Politiker. Aber da sei der Wahlkampf im Saarland nicht anders als in Hessen. Eine genaue Beobachterin des Wahlkampfes ist die 35-jährige Daniela Schmidt-Keskin. "Es gibt bei uns im Land schon einige charismatische Politiker", sagt sie und verrät lächelnd: "Einen davon wähle ich am Sonntag." Noch zwei Mal schlafen, dann ist Landtagswahl. Danach werden die Köpfe auf den Plakaten ausgetauscht. Denn der Wahlkampf geht weiter. Am 27. September ist Bundestagswahl. Und bis dahin werden die Info-Stände der verschiedenen Parteien wohl Alltag auf den Wochenmärkten bleiben, auch in Friedrichsthal.

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