Stein auf Stein – Cent für Cent

Bildstock · Das älteste Gewerkschaftshaus Deutschlands soll natürlich erhalten bleiben. Dafür aber braucht es Geld. Eine Benefizveranstaltung brachte jetzt eine fünfstellige Summe ein, weil sich viele Akteure in den Dienst der guten Sache stellten.

 Jürgen Albers bei seinem Auftritt im Rechtsschutzsaal. Foto: Seeber

Jürgen Albers bei seinem Auftritt im Rechtsschutzsaal. Foto: Seeber

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"Not macht erfinderisch" - so lautet ein Sprichwort. Die Stiftung Rechtschutzsaal, die es seit mehr als einem Vierteljahrhundert gibt, sieht das wohl ähnlich. Ihre Aufgabe ist die Finanzierung des ältesten Gewerkschaftshauses Deutschlands. Eine Herausforderung, die angesichts steigender Unterhaltungskosten immer schwieriger wird. Um das finanzielle Überleben des Backsteingebäudes in der Hofstraße zu sichern, hatte die Stiftung nun zur Benefizveranstaltung mit Arbeitnehmerbezug in den Nikolaus Warken-Saal eingeladen. Die Pläne für "Stein auf Stein, Cent für Cent" seien erst Ende Oktober entstanden, erklärte Eugen Roth den Besuchern. "Die Idee der Solidarität lebt", steht für den Vize des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Rheinland-Pfalz/Saarland fest. Denn die Gäste entrichteten einen Obolus in Höhe von mindestens 25 Euro pro Person für Programm und Essen. Somit trug man indirekt dem ursprünglichen Gedanken beim Bau des Hauses Rechnung. Eine Reichsmark und zwei Backsteine war der Beitrag vor 125 Jahren, bis die 50 000 Reichsmark zusammen waren.

Und jetzt flatterte von den Künstlern, dem Caterer und dem Bierlieferanten keine Rechnung ins Haus. Weiteres Geld steuerten der DGB, der Förderverein Rechtschutzsaal und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) bei. Auf mehr als insgesamt 10 000 Euro, schätzt Christian Jung, Geschäftsführer der Stiftung Rechtsschutzsaal, werden am Ende zusammenkommen.

Lob für die Initiative gab es vom Stiftungsvorsitzenden, Bürgermeister Rolf Schultheis . Für Thomas Otto, Hauptgeschäftsführer der Saar-Arbeitskammer, ist das aktuelle Engagement ein Zeichen der Erinnerungskultur. "Das Haus der Solidarität", wie er es nannte, symbolisiere ein Kernanliegen der Gewerkschaft. Er konnte vermelden, dass der DGB-Bundesvorstand und die Hans-Böckler-Stiftung künftig ihre jährliche nationale Konferenz in Bildstock durchführen werden. "Der Rechtschutzsaal soll ein prosperierender Tagungsraum werden", gab sich Thomas Otto optimistisch. Liedermacher Wolfgang Winkler steuerte gleich mehrere Beiträge hinsichtlich der Arbeiterbewegung und des Solidaritätsgedanken bei. "Misch Dich ein", lautet nicht nur eines seiner Lieder, sondern ist auch das Credo des Sulzbachers. ,,Verbogene Hälse" gebe es schon genug. Kabarettist Jürgen Albers präsentierte derweil einen Einblick in sein aktuelles Werk "Ey Alder". Es handelt sich um das Jubiläumsprogramm aus 40 Jahren. Darin finden sich auch einige alte Bekannte wieder. Seine Lieder seien nicht alt, nein vielmehr klassisch. Einiges sei auch Kult. Manche Leute würden gar seine Auftritte mitverfolgen um zu sehen, ob er mit 64 noch die Gitarre halten kann, spielte der Radiomoderator humoristisch mit dem Thema. Und das in einem Bundesland, in dem Großes immer erst im Kleinen entsteht. Auch die inflationären Schlaglöcher.

Der Theaterverein "Edelweiß" Hasborn-Dautweiler war mit seinem Stück "Eckstein ist Trumpf", das aus der Feder von Gerhard Bungert und Klaus-Michael Mallmann stammt, zu Gast. Die Schauspieler gaben vier Szenen aus den Anfängen gewerkschaftlichen Lebens zum Besten. Das Volksstück beleuchtet das Leben des Arbeiterführers Nikolaus Warken alias Eckstein, nach dessen Namen auch der Veranstaltungssaal benannt ist. Warken arbeitete mit 15 Jahren auf dem Friedrichsthaler Helenenschacht als Bergmann. Mit dabei auch ein Gedicht von Johannes Kühn mit dem entsprechenden thematischen Bezug. Der Schriftsteller wohnt in Hasborn-Dautweiler.

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