Minigolf verbindet Wie die „Willkommensgruppe“ in Bildstock Ukrainern und Syrern ein Lächeln schenkt

Bildstock · Viele Initiativen, Vereine und Verbände bieten im Sulzbach- und Fischbachtal inzwischen Hilfe für flüchtende Menschen an. In Bildstock legt eine Gruppe besonderen Wert darauf, die Menschen zusammenzubringen.

 Die außerordentlich sportliche Familie Samoilov. Links ein Freund der Familie, Danil Zaichenko, der ein wenig Englisch sprach und übersetzte.

Die außerordentlich sportliche Familie Samoilov. Links ein Freund der Familie, Danil Zaichenko, der ein wenig Englisch sprach und übersetzte.

Foto: Dieter Steinmann

Als sich im April dieses Jahres abzeichnete, dass der Krieg in der Ukraine viele Betroffene zur Flucht zwingen würde, fragte sich die Bildstockerin Evelyne Bahr, wie sie trotz ihrer Vollzeitbeschäftigung noch helfen kann. Denn praktische Hilfeleistungen, wie etwa die Begleitung zu Ämtern oder zu Schulen, kamen für sie zeitlich nicht infrage. Für sie, wie auch für viele andere, blieben nur die Wochenenden. Es lag somit nah, ihre freie Zeit mit den Flüchtenden zu teilen, sportliche und gesellschaftliche Freizeitaktivitäten anzubieten, die Menschen zusammenzubringen und untereinander zu verbinden. „Praktische Unterstützungen im Alltag sind ebenso wichtig wie persönliche Beziehungen und gemeinsame Freizeitunternehmungen“, äußerte sich Evelyne Bahr am Sonntag auf der Minigolfanlage des BGC Bildstock. Der Einladung zu einer lockeren Spielrunde mit den kleinen bunten Bällen waren denn auch über 20 Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer gefolgt. Neben ukrainischen Bürgern auch eine syrische Familie und einige Mitstreiter der Initiative um Evelyne Bahr, Edeltraud Caspari und Volker Dorscheid. „Als ich meine Idee der regelmäßigen Freizeitreffen nach und nach mit Leben füllen wollte, bin ich sehr schnell auf viele empathische Mitstreiter getroffen, die mich unterstützen und sich einbringen. Wir sind sehr schnell dazu übergegangen, nicht nur auf die Kinder, sondern auch und besonders auf die Erwachsenen zuzugehen. Darüber hinaus gibt es in der Stadt Friedrichsthal nicht nur Flüchtende aus der Ukraine, sondern noch immer auch aus Syrien und anderen Ländern.“

So herrscht denn im Eingangsbereich der Minigolfanlage pünktlich zum Treffpunkt um 14 Uhr ein aufgeregtes, freudig erwartungsvolles buntes Sprachgewirr, während die Golfschläger und Bälle verteilt und Spielgruppen zu fünf oder sechs Personen zusammengestellt werden. Wo die englischen Sprachkenntnisse nicht ausreichen und selbst der Google-Übersetzer auf den Handys versagt, wird eben die gute alte „Hand- und Fußmethode“ zu Hilfe genommen. Ein freundliches Lächeln versteht dann sowieso jeder und das Bälleschlagen kann beginnen.

Mal wieder lächeln. Genau darum geht es. Den Betroffenen ein kleines Stückchen Normalität zu bieten, sofern das möglich ist in der fremden Umgebung. Dafür sorgen, dass sie ihre Sorgen auch mal zur Seite legen und einfach nur Spaß haben können. „Viele hier haben sehr viel Schreckliches erlebt. Wenn sie das alles jetzt für zwei Stunden vergessen und auch mal wieder lächeln können, dann ist damit schon viel gewonnen“, sagt Evelyne Bahr. Auf dem sonnigen Minigolfplatz in Bildstock gelingt es ihnen. Von den verschiedenen Bahnen her dringt fröhliches Lachen über den Platz. Auf der Bahn Fünf streckt Andreis Samoilov siegreich die Hände in den Himmel. Gerade hat der Familienvater erfolgreich eingelocht. Nicht ohne Stolz trägt er ein ukrainisches Olympiatrikot. Die Töchter Elizabet und Eva freuen sich mit. Eine sportliche Familie, die sich ohne Hemmungen auch vor die Kamera stellt. Die 19-jährige Eva ist eine talentierte Tennisspielerin, wie es heißt. „Wir werden da auch mal versuchen, dass wir Vereine finden für die Kinder und Jugendlichen“, regt Evelyne Bahr an.

Nebenan bemühen sich drei junge ukrainische Mütter mit ihren Kindern um den perfekten Abschlag an einer besonders kniffligen Bahn. Sie scheitern, aber sie haben dabei ein derartiges Vergnügen, dass viel und laut und ausgelassen gelacht wird. Sie zücken ihre Handykameras und posieren füreinander. Auch die Kinder lächeln fröhlich. „Es funktioniert“, meint Evelyne Bahr und freut sich. „Es hat schon bei unserem ersten Treffen im Mai funktioniert, als wir bereits knapp 30 Gäste zu einem Kaffee- und Kuchennachmittag eingeladen haben.“ Da waren bereits die vielen Unterstützer vor Ort, die auch jetzt wieder dafür gesorgt haben, dass der fröhliche Nachmittag auf dem Minigolfplatz stattfinden kann.

Anja Wagner-Scheid vom Verein „Groß für Klein“ etwa, die „die guten Aktionen“ gerne unterstützt. Oder auch Werner Hubertus vom Caritasverband Gemeinwesenarbeit Friedrichsthal, mit dem vereinbart werden konnte, dass bei schlechtem Wetter die Räumlichkeiten in der Alten Schule in der Elversberger Straße genutzt werden können. „Wir möchten uns in diesem Zusammenhang bei allen bedanken, die uns geholfen haben. Nicht zuletzt auch beim Minigolfverein hier in Bildstock, dem BGC, der uns einen Sonderpreis angeboten hat.“ Die nächste Aktion der „Willkommensgruppe“, wie Evelyne Bahr die Initiative schnell einmal mit einem Namen versieht, findet bereit am Sonntag, 24. Juli, ab 13 Uhr statt. An der Alten Schule ist dann Treffpunkt für einen geselligen Waldspaziergang mit anschließendem Beisammensein bei Kaffee und Kuchen.

Wer helfen oder einfach dabei sein möchte, ist herzlich eingeladen. Informationen unter www.evelyne.bahr@gmx

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort