Friedrichsthal Auf dem Jakobsweg wurde Rudolf Blatt zum Schriftsteller

Friedrichsthal · Am Dienstag liest der Friedrichsthaler aus seinem Buch „31 Jahre bis Santiago“ über die Erlebnisse auf den 2400 Kilometern bis Santiago de Compostela.

Dieses Selfie machte Jakobspilger Rudolf Blatt 2015 auf der dritten Etappe seiner langen Wanderung  in der Champagne.

Dieses Selfie machte Jakobspilger Rudolf Blatt 2015 auf der dritten Etappe seiner langen Wanderung  in der Champagne.

Foto: Rudolf Blatt

Rudolf Blatt war 66 Jahre alt, als er im Jahr 2014 aufbrach, um den 2400 Kilometer langen Pilgerweg von Friedrichsthal bis Santiago de Compostela zu gehen. Mit 71 Jahren erreichte er im Jahr 2019 sein Ziel. Den ersten Gedanken an dieses Vorhaben hatte er bereits im Herbst 1981, als bei dem Besuch eines Versicherungsvertreters die Rede auf dessen Pilgerreisen kam.

Davon inspiriert, wurde Blatt den Gedanken nicht mehr los, selbst einmal auf eine Reise über den Jakobsweg aufzubrechen. Darüber hat er ein Buch geschrieben, das im Mai erschienen ist: „31 Jahre bis Santiago oder wie ein Lebenstraum Wirklichkeit wurde“ heißt es. Dieses Werk wird der Autor am Dienstag, 26. September, im „Unverpackt Leben“-Laden in Friedrichsthal, Saarbrücker Straße 39, ab 19 Uhr vorstellen.

Seine Selbstständigkeit stand dem Traum zunächst im Weg

Mit seiner Pilgerreise hat sich Rudolf Blatt einen Lebenstraum erfüllt, der nur schwer zu verwirklichen war. Als Selbstständiger führte er in Saarbrücken ein mittelgroßes Architekturbüro mit bis zu acht Angestellten. Mit diesem Team hat er unter anderem die Gebäude der Cosmos-Versicherungen in Saarbrücken geplant und die Umbauten der Industrie- und Handelskammer bewerkstelliget.

Bedingt durch seine Selbständigkeit und die Auftragslage war es für Blatt unmöglich, die Zeit für solch ein Unterfangen zu finden. Zu seinem 50. Geburtstag 1989 schenkte seine Frau ein besonderes Schmuckstück: eine Halskette mit einer handgefertigten Jakobsmuschel, dem Symbol des Jakobsweges.

Diese Muschel erinnerte ihn fortan täglich an seinen Traum. Die Einladungskarte zu seinem 60. Geburtstag zierte denn auch ein Pilgerstab. „Damit wollte ich zeigen, dass der Wunsch noch immer in mir schlummerte und ich ihn noch nicht aufgegeben hatte“, erzählt der Autor.

Er hatte sich gedanklich in all den Jahren ständig mit dem Weg beschäftigt, Pilgerberichte gelesen, mit Menschen gesprochen, die den Weg gegangen oder gefahren waren, Reportagen geschaut. Und doch war ihm nach wie vor unmöglich, mehrere Monate von seinem Architektenbüro fernzubleiben.

Mit 66 Jahren fiel endgültig der Startschuss

So fasste er im Alter von 66 Jahren schließlich den Plan, den Weg zu Fuß von zu Hause aus in Etappen zu gehen. Im Mai 2014 startete er zur Probe eine erste kleine Tour und legte in dreieinhalb Stunden sechzehn Kilometer bis zum Saarbrücker Bahnhof zurück. Auf dem Rücken hatte er einen Rucksack mit Kleidern und Büchern, um herauszufinden, ob er das Gewicht tragen könnte. Es klappte.

„Wie viele Jahre hatte ich darauf gewartet, losziehen zu können. Nun begann es. Ich hatte aber keinem Menschen davon erzählt, da ich nicht als Versager oder Verlierer dastehen wollte, wenn es doch nicht klappen würde“, schreibt Blatt.

So brach er zur ersten Etappe auf. Sie führte von Saarbrücken nach Liverdun. Das bedeuteten um die 150 Kilometer in fünf Tagen. Blatt folgte nicht der Hauptroute, sondern ging seinen eigenen Weg. Er führte auf Etappen über sechs Jahre bis nach Santiago de Compostela.

Auf seinem Weg schreibt er Erfahrung nieder

Seine Erfahrungen und Begegnungen hielt der Pilger schriftlich fest und erzählt davon in seinem Buch „31 Jahre bis Santiago oder wie ein Lebenstraum Wirklichkeit wurde“. In dem Buch erzählt Blatt, wie es ein beruflich stark engagierter Mensch dennoch schaffen kann, so ein Unterfangen anzugehen.

Dabei stellt er auch dar, wie sich Schwierigkeiten auswirkten, die sich ihm in den Weg stellten, seien es gesundheitliche Rückschläge, betriebliche Belange oder private Interessen. „Das Buch soll Anregungen geben, wie man sich Lebensträume erfüllen kann, wie man den Glauben daran nicht verliert. Auch dann nicht, wenn es wie in meinem Falle 25 Jahre dauert, bis ich mich auf den Weg machen konnte und weitere sechs Jahre, bis ich in Santiago de Compostela angekommen war“, sagt Blatt. Ansonsten richtet er dieses Buch auch an all jene, die sich nicht nur für die Stationen einer Pilgerreise interessieren, sondern auch Antworten suchen auf Fragen wie: Wie kommt man dazu zu pilgern? Wann pilgert man? Was gibt es beim Pilgern zu beachten? Wofür kann eine Pilgerreise stehen? Was kann eine Pilgerreise bewirken?

Der Autor und das Team des „Unverpackt“-Ladens in Friedrichsthal hoffen auf viele Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Lesung an diesem Dienstag.

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