Dreharbeiten in Friedrichsthal Quarantäne-Film statt „My Fair Lady“

Friedrichsthal · Die Musik- und Schaubühne „einzig.Art.ich“ hatte dieses Jahr viel vor. Das Corona-Virus warf das Programm des Vereins über den Haufen. Die Mitglieder fanden einen Ausweg.

 Konzentriert bei der Arbeit: Der Verein „einzig.ART.ich“ produziert den Film „Quarantäne“ im Naturfreundehaus Friedrichsthal.

Konzentriert bei der Arbeit: Der Verein „einzig.ART.ich“ produziert den Film „Quarantäne“ im Naturfreundehaus Friedrichsthal.

Foto: Iris Maria Maurer

Noch ein paar letzte Vorbereitungen, und es kann losgehen. Hier und da wird noch einmal eine Korrektur angebracht oder eine Position verändert, denn jedes Detail ist entscheidend. Danach ist es angerichtet. Den Protagonisten steht eine Mischung aus Anspannung und Konzentration ins Gesicht geschrieben. Es herrscht eine gespannte Stille im Naturfreundehaus in Friedrichsthal, und alles wartet auf die entscheidenden Kommandos. „Ruhe am Set.“ „Kamera?“ „Kamera läuft“. Sekunden später heißt es „3, 2, 1, Action“.

Es ist das Filmset der Musik- und Schaubühne „einzig.ART.ich“, die aus der Not eine Tugend gemacht und in der Corona-Krise den Sprung in kalte Wasser gewagt hat. Das für dieses Jahr eigentlich geplante Programm – unter anderem das Musical-Projekt „My Fair Lady“ – hat der Verein verschoben. „Als klar war, dass erst mal keine Vorstellungen mit Publikum mehr möglich sind, haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir weiterhin präsent bleiben können“, erzählt der künstlerische Leiter des Vereins, Robin Schmelzer. So sei die Idee zum Dreh des Films „Die Quarantäne“ entstanden.

„Die Produktion wird komplett vom Verein gestemmt und durch Spenden und Mitgliedsbeiträge finanziert“, fügt Robin Schmelzer hinzu, der auch als Regisseur fungiert. Während der Arbeiten an den verschiedenen Drehorten achtet der Verein genau darauf, alle Hygienevorschriften einzuhalten.

Während kleiner Pausen herrscht im Gegensatz zur Stille vor Beginn der Szene Betriebsamkeit. Hier werden kleine Fehler mit den Schauspielern besprochen, da wird an der perfekten Kameraposition gefeilt. Mit bemerkenswerter Akribie wird selbst auf die Positionen von nur scheinbar unwichtigen Requisiten geachtet. Da wird nichts dem Zufall überlassen. Sobald dann die gewohnten Kommandos erklingen, kehrt augenblicklich wieder Ruhe ein.

Als Drehbuchvorlage der Komödie dient der 2019 erschienene Film „Das perfekte Geheimnis“. „Wir haben das Drehbuch an das Thema Corona angepasst und möchten den Corona-Alltag der Menschen aus verschiedenen Perspektiven darstellen“, erzählt Regisseur Robin Schmelzer.

„Die Quarantäne“ handelt vom jungen Gastronomen-Paar Paul und Frieda, dessen Lokal von der Corona-Krise getroffen wird, und das mit Hilfe seiner Freunde versucht, der Lage Herr zu werden. Als nach einem gemeinsamen Arbeitseinsatz ein Corona-Verdacht auftaucht, entschließt man sich bis zum Vorliegen des Testergebnisses zu einer gemeinsamen Quarantäne, die viele Ideen, aber auch Wahrheiten zum Vorschein bringt.

Während einer längeren Drehpause genießen die Schauspieler draußen die Sonne und bereiten sich auf die nächsten Szenen vor. Tatjana Septimus aus Friedrichsthal schlüpft im Film in die Rolle der Frieda. „Ich habe schon oft auf einer Theaterbühne gestanden, aber noch nie vor der Kamera“, sagt die 30-Jährige. Und sie ergänzt: „Die Dreharbeiten sind wirklich eine willkommene Abwechslung zum Corona-Alltag.“

Die 40 Jahre alte Nina Müller ist als Schauspielerin dabei und verkörpert als Linda eine der Freundinnen von Paul und Frieda. „Auch für mich ist es der erste Film, in dem ich mitspiele. Ich habe schon einige Erfahrung im Bereich Theater und hatte einfach Lust auf etwas Neues. Zudem haben mich die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Charaktere im Film gereizt“, berichtet die Dudweilerin, die wie Tatjana Septimus im Vorstand von „einzig.ART.ich“ aktiv ist. Auch alle anderen Schauspieler sind aktive Vereinsmitglieder.

Der im April 2019 gegründete Verein hat im vergangenen Jahr bereits ein Projekt mit Musical-Dinner-Shows verwirklicht. „Wir mussten die Umstände jetzt so annehmen und versuchen, das Beste daraus zu machen“, sagt der Vorsitzende Patric Schmelzer, „wir sind schon ein wenig stolz darauf, dass wir das so auf die Beine stellen konnten.“

Eine Feier zur Filmpremiere hat der Verein zwar geplant, aber noch ist nicht klar, wie die Uraufführung über die Bühne geht. Die Einnahmen aus dem 90-minütigen Film kommen der Vereinsarbeit zugute.

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