Mit Paten den Alltag meistern

Friedrichsthal · Ein Netzwerk bemüht sich darum, abseits der großen Worte und Sonntagsreden den Neuankömmlingen aus Syrien und Eritrea in Friedrichsthal konkret zur Seite zu stehen.

Nicht auf das Elend eingehen, das die Flüchtlinge hinter sich haben, und auch nicht die Diskussionen rund um Entscheidungen der EU zu der Thematik aufkommen lassen - stattdessen Handfestes bieten. Das war die Absicht einer Veranstaltung, die im Friedrichsthaler Rathaus ablief. Die Flüchtlinge aus Syrien und Eritrea und deren Anfangsschwierigkeiten standen dabei im Mittelpunkt. "Wir wollen den Menschen einen vernünftigen Start hier bieten", brachte es Bürgermeister Rolf Schultheis auf den Punkt.

Die Stadtverwaltung dient als Koordinationsstelle für das "Netzwerk Flüchtlingshilfe ", zu dem bislang bereits die Caritas-Gemeinwesenarbeit, Arbeiterwohlfahrt , katholische und die evangelische Kirchengemeinde, das Jugendzentrum, viele Ehrenamtler und eben die Stadt Friedrichsthal gehören. Gemeinsam möchte man "Willkommenspaten" organisieren. "Wer kann an welcher Stelle helfen, um Kräfte zu bündeln", erklärte Schultheis.

Die kleinen Dinge des Alltags, die uns selbstverständlich erscheinen - um die geht es, fügte Hans Jürgen Köbrich hinzu. Wie der stellvertretende Leiter Fachbereich II erklärte, gehören dazu Hilfe bei amtlichen Schreiben, das Eröffnen eines Kontos, Fahrten zum Arzt oder die Anmeldung bei einer Kita. Eine weitere Aufgabe sei es, Kontakte zu Sport- oder Musikvereinen zu knüpfen, um so schrittweise die soziale Integration zu ermöglichen. "Hier könnte man Willkommenspaten einbinden", so Köbrich.

"Die Bereitschaft in der Bevölkerung ist schon sehr groß, etwas zu tun", freute sich Stephan Franz vom Caritasverband für Saarbrücken und Umgebung. Wichtig sei das Erlernen der Sprache. Leider dauere es oft Monate, bis die Flüchtlinge einen Kurs belegen könnten. Daher sei es wichtig, diese Dauer zu überbrücken. Zeit und Engagement seien gefragt, etwa durch ehrenamtlich begleitete Sprachkurse , durch gemeinsame Behördengänge oder durch das Einbinden ins Vereinsleben. "Wenn man Gesichter bereits zwei- oder dreimal gesehen hat, vermittelt das den Eindruck von Heimat , von Angekommensein", so Stephan Franz.

Angekommen in der neuen Heimat ist auch Zoya Al Endary. Die junge Frau aus Syrien schilderte, wie sie ihrerseits Vorbehalte gegen die deutschen Bürger hatte, die sich mittlerweile jedoch völlig zerschlagen hätten. "Ich möchte den Menschen und den Mitarbeitern der Verwaltung danken", so Zoya Al Endary. Sie sei freundlich aufgenommen worden, ihre Kinder hätten sich gut in der Schule eingelebt. Gleichzeitig wies sie darauf hin, dass sie Frauen aus ihrer Heimat unterstütze. Einige der in ihrer Heimat Gebliebenen schicken ihr regelmäßig selbst genähte Sachen wie Taschen oder Handytaschen. Diese verkaufe sie hier und schicke das Geld in die Heimat .

Bereits im Vorfeld hatte Bürgermeister Rolf Schultheis einige Hintergründe erläutert. So kamen die ersten Flüchtlinge in Friedrichsthal am 31. Oktober 2013 an, sehr unvermittelt. Zurzeit seien 465 Flüchtlinge in den Städten und Gemeinden im Regionalverband Saarbrücken - ohne die Landeshauptstadt selbst - untergebracht. 45 wohnten derzeit in Friedrichsthal , vier davon aus Eritrea, die restlichen Neubürger aus Syrien. Weitere 20 würden bis Mitte des Jahres erwartet. Der größere Teil wohne in Privathäusern, einige in städtischen Wohnungen. Es werde oft vergessen, dass viele der Flüchtlinge noch traumatisiert sind.

Wer sich als Willkommenspate in Friedrichsthal engagieren möchte, kann sich bei Hans Jürgen Köbrich melden:

koebrich@friedrichsthal.de

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