Kanalsanierung der filigranen Art

Friedrichsthal · Angehende Ingenieure haben in Friedrichsthal ein besonderes Verfahren der Kanalsanierung in Augenschein genommen. Die Straßen müssen nicht mehr aufgerissen werden, Lärm und Staub erübrigen sich weitestgehend.

 Dipl.-Ing. Michael Wolf erklärt den angehenden Ingenieuren der HTW die Rohrsanierung mit Epoxidharz. Im Vordergrund sieht man den Schlauch, der den defekten Kanal im ausgehärteten Zustand in der Elversberger Straße auskleiden wird. Foto: Thomas Seeber

Dipl.-Ing. Michael Wolf erklärt den angehenden Ingenieuren der HTW die Rohrsanierung mit Epoxidharz. Im Vordergrund sieht man den Schlauch, der den defekten Kanal im ausgehärteten Zustand in der Elversberger Straße auskleiden wird. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Raffiniert geht es nicht immer nur oberhalb der Erdkruste zu, sondern gelegentlich auch unterm dem Asphalt unserer Straßen. Einer solchen Raffinesse konnte man am Mittwoch in Friedrichsthal folgen. In der dortigen Stockbachstraße stand eine größere Gruppe von Studierenden vor einem Transporter des Mannheimer Unternehmens Diringer & Scheidel (D&S) - mit Niederlassung in Dillingen - und schaute zu. Die Firma (Slogan: ,,grabenlos gut") ist spezialisiert auf Rohrsanierung der eher filigranen Art.

Die angehenden Ingenieure und -ingenieurinnen der Saar-Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) konnten mitverfolgen, wie das sogenannte RS-Cityliner-Verfahren funktioniert. Die Erläuterungen hierzu steuerte der Technische Leiter von D&S, Dipl.-Ing. Michael Wolf, bei. Beim Ortstermin ebenfalls mit dabei: Dipl-Ing. Tahar Fouaghla, Mitarbeiter im Bauamt der Stadt Friedrichsthal , Gerhard Bös, Geschäftsführer der Entsorgungszweckverbandes Friedrichsthal (EZF) - Kooperationsunternehmen des Saarbrücker ZKE - und Christoph Breidt vom ZKE selbst.

Was die eigentliche Mischwasserkanal-Sanierung angeht, so war die Elversberger Straße in unmittelbarer Nähe der eigentliche Zielort. Die hier zur Geltung kommende Inliner-Technik verlangt es aber, dass die Vorbereitungsarbeiten auf ebener Erde stattfinden. Und das ist in der Elversberger Straße nicht gegeben. Zuvor erhitztes, flüssiges Epoxidharz in besonderer Ausprägung wird hier verwandt.

Um es in vereinfachter Form darzustellen: Mit dem Spezialharz wird ein langer Schlauch im benötigten Durchmesser gleichmäßig getränkt, aufgerollt und zum vorbereiteten Baustellen-Schacht transportiert. Dort wird er dann sorgsam unter die Erde eingebracht, mit Pressluft vorangetrieben, dann an die Innenwände des alten Kanalrohrs gepresst und mit heißem Dampf ausgehärtet. Somit wird der Kanal passgenau ausgekleidet und hält nachgewiesenermaßen die nächsten drei Jahrzehnte. Der Vorteil des Cityliner-Verfahrens: Die Straße muss nicht aufgegraben werden. Und: Der Abwasser-Durchfluss wird verbessert, da die vormals raue, weil stark angegriffene und abgenutzte Innenwand des alten Kanals nunmehr vollkommen geglättet ist.

Das Ganze dauert nur wenige Stunden und produziert weder Lärm noch Staub, erklärte Gerhard Bös am Rande des Geschehens: ,,Für die Bürger ist es die angenehmste Art der Sanierung." Für die Anwohner der Elversberger Straße soll es eine noch anzukündigende Informationsveranstaltung geben. Denn Inliner-Verfahren hin oder her: Ein Teilstück muss dann doch noch aufgegraben werden. Aus technischen Gründen, so Gerhard Bös, führe daran kein Weg vorbei. Auf einer Länge von insgesamt 850 Metern wird der Mischwasserkanal in besagter Straße saniert.

Eine Begleiterscheinung am Rande: Ratten, die hier heimisch sind, werden aufgeschreckt und suchen sich ein neues Zuhause. Nach drei, vier Tagen haben sie aber den ,,Umzug" überstanden.

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