Hoch zu Ross blüht Dennis richtig auf

Friedrichsthal · Etwas Gutes tun wollte Andreas Pohl aus Friedrichsthal und stieß so auf einen 19-Jährigen, der an Autismus leidet. Der junge Mann liebt offenkundig Pferde. Und deshalb darf er nun regelmäßig in Beckingen-Düppenweiler reiten.

 Dennis Gross hoch zu Ross mit seiner Ergotherapeutin Sarah Kügler. Foto: Pohl

Dennis Gross hoch zu Ross mit seiner Ergotherapeutin Sarah Kügler. Foto: Pohl

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"Man muss das Luxusgut Gesundheit hoch ansehen", sagt Andreas Pohl. Wenn der Friedrichsthaler Fahrlehrer das sagt, wirkt er nachdenklich. Vieles, was für uns eine Selbstverständlichkeit darstellt, sei für Menschen mit einer Behinderung völlig außergewöhnlich, versichert er. Pohl musste deshalb auch nicht lange überlegen, als eine Freundin ihn auf der Geburtstagsfeier seiner Frau fragte, ob er durch eine Geldspende einem behinderten Jungen eine Freude machen würde. Der 37-Jährige, der einem mit Lebensfreude und Elan im Gespräch begegnet, hat sich in der Vergangenheit bereits sozial engagiert und als Betreiber mehrerer Fahrschulen Geld für karitative Zwecke gespendet. "Ich habe da gar nicht lange nachgedacht", blickt Andreas Pohl zurück.

Die Freundin, Soraya Fickus, ist die Erzieherin von Dennis Gross. Der 19-jährige Mann ist Autist und leidet an extremen Wahrnehmungsstörungen. Seit acht Jahren befindet er sich in ergotherapeutischer Behandlung. Man hat herausgefunden, dass er beim Reiten alle seine Berührungsängste verliert und dabei regelrecht aufblüht.

Seit etwa einem halben Jahr geht der junge Mann aus Dillingen deshalb einmal pro Woche nach Beckingen-Düppenweiler auf den Reiterhof des Gestüts Schlenderhannes. Die Kosten sind für die Mutter nicht aufzubringen. Sie kümmert sich in Vollzeit um den Sohn und kann deshalb nicht arbeiten gehen. Der autistische Mann besucht die Förderschule für geistige Entwicklung am Ökosee in Dillingen, eine Einrichtung der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Andreas Pohl hat nun für einige Zeit die Finanzierung der Reitstunden übernommen. Es sei ein überschaubarer Betrag, sagt er ganz bescheiden. Pohl liegt fern, sich mit der Unterstützung in den Vordergrund stellen zu wollen. "Der Junge lebt doch am Leben vorbei", stellt der Unternehmer fest. Er findet das schlimm. Jeder denke nur an sich und bekomme nicht mit, dass viele Menschen ganz andere Sorgen haben. Seine Förderung soll eine Initialzündung darstellen. Er hofft, damit zum Nachahmen zu motivieren. Es muss ja nicht der gleiche Zweck sein. Spenden könne man ja auch zugunsten einer Schule oder eines Kindergartens. "Wir jammern hier alle auf einem hohen Niveau. Dabei geht es den Leuten gar nicht schlecht. Erst wenn man sieht, dass bei anderen beispielsweise etwas in Sachen Gesundheit nicht stimmt, merkt man, dass das Leben auch ganz anders sein kann. Ein Mensch, der eine solche Beeinträchtigung hat, durchlebt auch seinen Alltagstrott. Nur eben umgekehrt", meint der Spender. Doch das klingt sentimentaler als es ist. Pohl ist Optimist und kann sich möglicherweise auch vorstellen, seine Reitstunden-Förderung zu verlängern. Für ihn war es auch zunächst gar nicht wichtig, Dennis zuvor jemals gesehen und kennengelernt zu haben. Er wollte damit auch abwarten, bis sich das Wetter etwa bessert. Das hat sich zwischenzeitlich geändert. Vor wenigen Tagen haben sich die beiden nun kennengelernt. Beeindruckt hat ihn vor allem, wie die Mutter von Dennis alles allein hinbekommt. Pohl, selbst Vater eines sechsjährigen Sohnes, stellte fest, dass die Anstrengungen bei der Kindererziehung im Vergleich dazu gar keine sind. Und vielleicht findet sich ja jemand, der genau wie er Geld für die Reitstunden des Jungen spenden möchte. Er kann sich gern mit der Erzieherin Soraya Fickus per E-Mail (sorayafickus@aol.com) in Verbindung setzen.

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