Serie Menschen im Regionalverband Stefan Walzer mag nicht nur Dreivierteltakt

Friedrichsthal · Vielseitiger Musiker aus Friedrichsthal war Stammgast auf Festen und Hochzeiten. Bis zur Corona-Krise. Er will bald wieder loslegen.

 Hobbymusiker Stefan Walzer aus Friedrichsthal nutzt die Corona-Zeit, um in seinem Proberaum neue Lieder einzustudieren.

Hobbymusiker Stefan Walzer aus Friedrichsthal nutzt die Corona-Zeit, um in seinem Proberaum neue Lieder einzustudieren.

Foto: Heiko Lehmann

Wenn Stefan Walzer in seinem kleinen Proberaum sitzt, das Keyboard anwirft und Lieder aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen singt, geht ihm das Herz auf. Er grinst, und seine Augen strahlen. „Die Musik ist einfach meins. Singen und Keyboard spielen machen mir großen Spaß. Ich studiere gerade jetzt viele neue Lieder ein und erweitere mein Repertoire“, sagt der 44-Jährige. Er ist normalerweise an so gut wie jedem Wochenende mit seiner Musik unterwegs. Ob auf Stadt- und Dorffesten, Hochzeiten, Geburtstagen, Maskenbällen, Kappensitzungen oder Weihnachtsfeiern – Stefan Walzer spielt überall.

Sein Repertoire umfasst mittlerweile mehr als 600 Lieder zu allen Anlässen. Doch die Corona-Zeit hat ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Feste und Feiern sind seit zwei Monaten verboten und Stefan hat keine Auftritte mehr. „Das fehlt mir schon. Finanziell ist es kein großes Drama, da die Musik nur ein Nebenjob ist. Aber ich kenne viele hauptberufliche Musiker, die zurzeit große finanzielle Probleme haben“, sagt der Friedrichsthaler.

Von 1994 bis 2004 war er Beamter bei der Bundespolizei, arbeitete fast ausschließlich außerhalb des Saarlandes und erlitt eines Tages einen schweren Dienstunfall. Wegen der Arbeitszeiten bei der Polizei hatte er zudem kaum Zeit für seine Musik. „Es kam damals vieles zusammen. Ich habe auf mein Bauchgefühl gehört und von heute auf morgen bei der Polizei aufgehört. Viele haben den Kopf geschüttelt, weil ich so einen sicheren Job aufgab“, erinnert sich der Hobbymusiker.

Im Alter von sechs Jahren hat ihn Richard Claydermans „Ballade pour Adeline“ verzaubert, und er saß so lange am Klavier, bis er das Stück perfekt konnte. „Ich habe gemerkt, dass das genau mein Ding ist, und habe Klavierunterricht genommen bis ich 18 Jahre alt war“, erzählt der 44-Jährige. Zudem lernte er Keyboard spielen und war in mehreren Bands. An den Gesang hatte er in jungen Jahren noch gar nicht gedacht. „Ich habe eine Annonce in der Zeitung gelesen, in der eine Sängerin einen Keyboarder suchte. Ich hatte mich gemeldet, und wir waren über Jahre zusammen auf Tour. Eines Abends erkrankte meine Partnerin plötzlich, wir konnten den Auftritt aber nicht absagen. Also habe ich selbst zum Mikrofon gegriffen. Ich war überrascht, wie gut es dem Publikum gefallen hat“, blickt der Friedrichsthaler zurück.

Seit acht Jahren ist Stefan Walzer nun allein auf Tour. Er spielt jeden Auftritt ohne festes Programm. „Ich habe einen roten Faden, gehe aber in erster Linie auf das Publikum ein. Es ist wichtig, das Publikum zu lesen. Die Menschen sollen spüren, dass du etwas transportieren möchtest“, sagt er. Der Erfolg gibt ihm Recht, und das Bauchgefühl hat ihm damals den Weg gezeigt.

Beruflich hat er sich in eine andere Richtung orientiert. Er ist Industriemeister Metall bei einem großen Getriebehersteller. Durch die geregelten Arbeitszeiten hat er viel Zeit für seine Musik. „Ich muss in erster Linie meiner Frau Tanja und meinem Sohn Lucas danken. Ohne ihre Unterstützung könnte ich das alles nicht so machen“, sagt der leidenschaftliche Musiker. Er hofft, dass es bald wieder größere Veranstaltungen gibt, wo er und andere Musiker auftreten können. „Die Hoffnung ist groß, aber mein Bauchgefühl sagt, dass es Spätsommer wird, bevor es wieder so weit ist.“

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