Heribert Zimmer aus Friedrichsthal ist ein echter Naturbursche Pfadfinder mit Leib und Seele

Friedrichsthal · Der pensionierte Polizeibeamte Heribert Zimmer aus Friedrichsthal hat in seinem Hobby alle Höhen und Tiefen mitgemacht.

 Heribert Zimmer am Eingang zum Stammesgelände der Pfadfinger vom Stamm der Wikinger im Friedrichsthaler Stadtteil Bildstock.

Heribert Zimmer am Eingang zum Stammesgelände der Pfadfinger vom Stamm der Wikinger im Friedrichsthaler Stadtteil Bildstock.

Foto: Heiko Lehmann

Wenn Heribert Zimmer von seinem Leben als Pfadfinder erzählt, beginnen seine Augen zu funkeln, und die Leidenschaft für sein größtes Hobby ist fast greifbar. „Wir hatten schon viele Kinder und Jugendliche bei uns, die in anderen Vereinen nicht klarkamen oder sogar gemobbt wurden. Bei uns sind alle gleich, und es geht nicht darum, wer besser, schneller, größer oder stärker ist“, sagt Heribert Zimmer und fügt hinzu. „Im Gegenteil: Bei uns ziehen alle an einem Strang. Wir hatten Kinder, die plötzlich ungeahnte Talente zum Vorschein brachten. Von diesen Talenten wussten selbst die Eltern nichts“, erzählt der 62-Jährige weiter.

Sein Vater war schon Pfadfinder und nahm den jungen Heribert im Alter von acht Jahren einfach mal mit zum Stamm Wikinger in Friedrichsthal. Ein Stamm ist vergleichbar mit einem Ortsverein. Die Pfadfinder in Deutschland sind nicht einheitlich organisiert. Es gibt die  unterschiedliche Pfadfinderverbände der evangelischen und katholischen Kirche, und es gibt konfessionsfreie Pfadfinderbünde. Der Stamm Wikinger gehört zur Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg und ist ein katholischer Pfadfinderverband. Zudem ist er mit mehr als 100 000 Mitgliedern der größte Pfadfinderverband in Deutschland. „Das faszinierende bei den Pfadfindern ist das einfache Leben und Arbeiten in der Gemeinschaft. Alle helfen sich und sind füreinander da. So lernen am Ende alle, wir man richtig mit Werkzeug umgeht, wie man in der Natur klarkommt oder wie man nur mit Seilen und den richtigen Knoten eine Brücke bauen kann“, berichtet Heribert Zimmer. Er ist mittlerweile seit 54 Jahren Pfadfinder, war 23 Jahre lang Stammesführer und ist seit 30 Jahren der geschäftsführende Pfadfinder in Friedrichsthal.

Der pensionierte Polizeibeamte hat in seinem Hobby alle Höhen und Tiefen mitgemacht. „Ich kann mich an ein spannendes Zeltlager im Jahr 1974 in den französischen Alpen erinnern. Es war an einem Bach, der in der Nacht durch Wassermassen von den Bergen zu einem Fluss wurde. Damals mussten wir alles anwenden, was wir gelernt haben – inklusive Brücken bauen“, erinnert sich der 62-Jährige. „Danach kam die große Flaute. Die Mitgliederzahlen bei den Pfadfindern gingen in ganz Deutschland extrem zurück. Von 1976 bis 1990 gab es in Friedrichsthal keinen Pfadfinderstamm“, sagt der gebürtiger Friedrichsthaler, der heute mit seiner Frau und seinen beiden Kindern immer noch in seiner Heimat lebt.

Während der Pfadfinder-Flaute spielte Heribert Zimmer Handball und war auch Jugendtrainer. Als der neue Pastor in Friedrichsthal im Jahr 1990 die Pfadfinder wieder aufleben lassen wollte, war Heribert Zimmer sofort dabei. „Das ging damals wahnsinnig schnell. Wir hatten nach einem halben Jahr schon wieder 90 Mitglieder“, sagt er.

Heute hat der Stamm Wikinger im Friedrichsthaler Stadtteil Bildstock ein ganz tolles und vor allem richtig großes Stammesgelände mit Wiesen, einem kleinen Wald, vielen Zelten, einem Vereinshaus und einem Haus mit sanitären Anlagen und Duschen. Der Stamm hat mehrere Kinder- und Jugendgruppen und außerhalb der Corona-Zeit viel Besuch im ganzen Jahr. „Zu uns kommen Gruppen aus ganz Europa und schlagen hier ihre Zelte auf. Im vergangenen Jahr ging das wegen Corona nicht. Wir hoffen, dass es in der zweiten Jahreshälfte in diesem Jahr wieder möglich ist“, sagt Heribert Zimmer.

Aktuell hat der Stamm Wikinger eine Anfrage an die Stadt Friedrichsthal gestellt, ob sich die Kinder- und Jugendgruppen wieder treffen dürfen. Heribert Zimmer koordiniert mit der Stammesführung alles. Denn er ist nach wie vor Pfadfinder mit Leib und Seele. „Man ist kein Pfadfinder auf Zeit. Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder. Das ist eine Lebenseinstellung.“

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