Bildstock. Es ist Samstag, kurz vor 9 Uhr. Das Thermometer an der Apotheke in der Bildstocker Ortsmitte zeigt minus sechs Grad. Ein eisiges Lüftchen pfeift über den Hoferkopf. Das Leben in Bildstock erwacht so langsam. Menschen gehen zum Bäcker oder in die Metzgerei zum Einkaufen. Sie sind dick eingemummt, haben Schals um den Hals, Handschuhe an. Reges Treiben herrscht um diese Zeit schon im kleinen Pfarrsaal an der katholischen Pfarrkirche St. Josef. Nach und nach treffen dort die Sternsinger ein. Vera Heinz hat Sohnemann Christian (11) vorbeigebracht. "Es ist ganz schön kalt heute Morgen", erklärt sie lachend, während Christian im warmen Pfarrsaal verschwindet. "Aber besser trocken-kalt, als Regen wie im vorigen Jahr", sagt sie und steigt ins Auto. "Ich muss zur Arbeit." Mittlerweile geht es im Pfarrsaal rund. Gemeindereferentin Christa Paul-Simon - sie ist für die Sternsingeraktion verantwortlich - und Mütter helfen den Kindern in die Königskleider. "Wir haben gestern angefangen. Da waren die Gruppen schon sieben Stunden in Bildstock und Friedrichsthal unterwegs", erläutert die Gemeindereferentin. Sie schätzt, dass diesmal 120 Kinder und Jugendliche mitmachen. Immer wieder kämen Neue hinzu, freut sich Paul-Simon. "Die meisten sind Wiederholungstäter", sagt sie lachend. Wie beispielsweise Tobias Henrikus, Markus Lambert, Daniel Weber, Carsten Kopainski und Cedric Benoit. Cedric ist 14, die anderen alle 15. "Wir sagen unseren Spruch nicht einfach nur auf, wir rappen ihn", erzählt Tobias und berichtet: "Wir sind alle schon seit unserer Kommunion bei den Sternsingern dabei." Es mache immer wieder großen Spaß, versichern alle Jungs übereinstimmend. "Das sind unsere lustigsten und auch die schönsten", sagt schmunzelnd Margret Geßner, während sie den drei Sternsingern aus der Gruppe von Nico Sabedot und Caroline Backes (beide 13) in die Kleider hilft. Die drei Könige heißen Larissa Theil, Michèle Vicart und Jana Kemmer. "Larissa hat extra heute ein Fußballspiel abgesagt, nur um bei den Sternsingern dabei zu sein", erzählt Christa Paul-Simon. "Das ist mir überhaupt nicht schwer gefallen, mehr schon das frühe Aufstehen", sagt Larissa und muss lachen. "Los, los, auf. Wir müssen weg", drängt Betreuer Nico. Es ist mittlerweile 9.45 Uhr. Christa Paul-Simon und Egon Flachsland bringen die Gruppe mit ihren Autos nach Maybach. "Maybach und die Erkershöhe sind unser Gebiet", erklärt Betreuerin Caroline. Der Pfarrsaal ist fast leer. In der Küche machen sich die Frauen des Jugendausschusses ans Kochen. Sie bereiten Spaghetti mit verschiedenen Soßen vor. Und Tee wird gekocht. Den bringen Nikhil Schmidt und Sebastian Kopp sowie andere Mitglieder der katholischen Jugend zu den Gruppen. Ein heißer Tee bei der eisigen Kälte tut gut. Das Thermometer an der Apotheke zeigt immer noch minus sechs Grad.

HintergrundDie Sternsingeraktion steht in diesem Jahr unter dem Motto "Kinder suchen Frieden". Das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend rechnen damit, dass bundesweit 500 000 Mädchen und Jungen als Sternsinger in den Gewändern der Heiligen Drei Könige wieder von Haus zu Haus ziehen und den Segensspruch an die Türen schreiben. Diesmal steht Kolumbien im Mittelpunkt. Bei der zurückliegenden 50. Sternsingeraktion hatten die Kinder und Jugendlichen Anfang 2008 rund 39,7 Millionen Euro gesammelt. ll