Was Geschwister verbindet Sie bringen die großen Gefühle aufs Tanzparkett

SAARBRÜCKEN/FRIEDRICHSTHAL · Die Geschwister Teodora Elena Banciu und Diana Stefania Banciu aus Friedrichsthal teilen die Leidenschaft fürs Tanzen.

Teodora Elena (links) und Diana Stefania (rechts) Banciu.

Teodora Elena (links) und Diana Stefania (rechts) Banciu.

Foto: Thomas Annen

Die Geschwister Teodora Elena und Diana Stefania Banciu sind begeisterte Paartänzerinnen. Vor wichtigen Turnieren trainieren sie mit ihren Partnern fast jeden Tag beim SV Saar 05 Tanzsport Saarbrücken. Diana Banciu kommt meist direkt von der Schule. „Tanzen ist eine Kunstform“, sagt Teodora Banciu. „Jeder Tanz hat eine andere Charakteristik.“

Wer sich mit den Schwestern unterhält und ihnen bei ihrem Sport zuschaut, merkt schnell, worauf es ankommt. Die Technik ist wichtig, jeder Schritt, jede Pose muss sitzen. Aber erst die Emotionen lassen die Figuren lebendig werden, sie verwandeln Bewegung in Tanz. Freude, Wut, Trauer, Leidenschaft – auf dem Parkett liegen die großen Gefühle nahe beieinander. „Die positive Ausstrahlung ist wichtig“, sagt Teodora Banciu mit Blick auf Gestik, Mimik und Körperhaltung.

Die Erfolge der Schwestern zeigen, dass man schon in jungen Jahren ausdrucksstark tanzen kann: Die 18-jährige Teodora steht mit ihrem Partner Andrej Ten auf Platz zwölf der nationalen Rangliste. Das Paar ist zudem Mitglied im Bundeskader und gehört der Sonderklasse an. Ihre 15-jährige Schwester tanzt mit David Vestfrid in der zweithöchsten Klasse, in der nationalen Rangliste der Aktiven werden die beiden auf Platz 70 geführt. Trotz des Altersunterschieds kommt es vor, dass die Schwestern im Wettkampf in derselben Klasse antreten. So war es auch im September, als nach zweijähriger Corona-Zwangspause wieder Saarlandmeisterschaften stattfanden. In den Latein-Tänzen setzte sich die ältere gegen die jüngere Schwester und gegen die anderen Konkurrenten durch.

Aber auch Diana Banciu ging nicht leer aus. Mit ihrem Partner sicherte sie sich den Titel in zwei anderen Klassen. Rumba und Slowfox sind ihre Lieblingstänze. „Da kann man viel mit Emotionen spielen“, sagt Diana. Der Wiener Walzer hingegen zählt nicht zu ihren Favoriten. Der schnelle Tanz sei körperlich anstrengend, erklärt das Nachwuchstalent. „Vor allem, wenn er länger gespielt wird als üblich.“ Eine gute Kondition ist Grundvoraussetzung für den Sport. Wer außer Puste übers Parkett hechelt, strahlt keine Anmut aus. Neben dem Trainingsfleiß ist das Talent wichtig. Und das haben die beiden wohl nicht von ihren Eltern geerbt, Mutter und Vater tanzen nicht. „Auch nicht in der Freizeit“, erzählt Teodora. Die Familie, die in Friedrichsthal wohnt, stammt aus Rumänien. Dort lebten die Geschwister bis zu ihrem achten beziehungsweise elften Lebensjahr. Als Teodora fünf Jahre alt war, überlegten die Eltern, welcher Sport sich für ihre Tochter eignet. Ballett, Rhythmische Sportgymnastik und Tanzen sind bei Mädchen in Rumänien sehr beliebt. Die Wahl viel aufs Tanzen. „Weil das der ungefährlichste Sport ist“, erklärt Teodora. Ihre Schwester schaute oft im Training zu. Bei Diana sprang der Funke aber nicht sofort über. Erst nachdem sie Schwimmen, Karate, Judo, Tischtennis und Fußball ausprobiert hatte, entschied sie sich endgültig fürs Tanzen.

Geübt wird übrigens nicht nur im Tanzsportzentrum, manchmal wirbeln die jungen Damen auch zuhause durch die Küche. Während die Nudeln kochen, lässt sich schnell noch eine neue Schrittfolge ausprobieren. Gerne nimmt Diana die Tipps ihrer älteren Schwester an. „Auch außerhalb des Tanzens“, betont die Schülerin, „zum Beispiel in Mathe.“ Die Zehntklässlerin besucht das Gymnasium am Rotenbühl in Saarbrücken. An derselben Schule hat Teodora im Sommer das Abitur bestanden. Jetzt studiert sie Architektur an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes.

Die Geschwister verstehen sich prima, sie gehen zusammen Kaffeetrinken oder Shoppen. Und nachmittags treffen sie sich zum Tanzen. Nach unserem Gespräch beginnt das Training mit den Partnern. Schultern, Arme und Beine werden gedehnt, dann folgen einige Grundschritte. Zunächst ohne Musik, es geht um die Technik. Im großen Spiegel kontrollieren die Tänzerinnen und Tänzer ihre Bewegungen. Nach dem Aufwärmen bindet Teodora Banciu die Haare zusammen, ihre Schwester zieht die Brille aus. Dann wird die Musik eingeschaltet. Los geht‘s mit einer Rumba. Der Tanz stammt aus Südamerika, im kubanischen Sprachraum bedeutet der Name auch Fest oder Party. Und was machen junge Leute, wenn sie feiern? Na klar, sie flirten. Die Tanzpaare zeigen, wie sich auch ohne Worte um die Gunst des Partners werben lässt: Die Dame lockt den Herren, sie weist ihn ab, flieht, kehrt zurück ...

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