Fantasy aus Friedrichsthal Fantasy und Fantasie made in Friedrichsthal

Friedrichsthal · Benjamin Spang arbeitet mit Ehrgeiz daran, vom Bücherschreiben leben zu können.

Am siebten Tage sollst du ruh’n. Benjamin Spang nimmt das ziemlich ernst – nur nicht aus religiösen Gründen. Wenn er Samstagnachmittag den Rechner runter und erst Sonntagabend wieder hochfährt, dann vor allem, um die Beziehung zu seiner Freundin nicht zu gefährden.

Ein Schriftstellerleben kann ganz schön einsam sein, verliert man sich obsessiv im Schreiben. Wobei die Gefahr bei Spang kaum besteht. Dafür ist sein Tag zu durchstrukturiert: Schreiben von fünf bis sieben Uhr, „Brot-Job“ von neun bis 17 Uhr, und ab 18 Uhr erledigt er Sachen wie Grafikerstellung und Videoschnitt – drei Stunden lang. Viel später als zehn liegt der junge Autor selten im Bett.

Im „Motivationsplan“ an der Tür sind alle Schreibstunden der letzten Monate akribisch aufgeführt. „Pro Woche will ich mindestens acht Stunden schreiben“, wofür er sich selbst mit olympischem Metall belohnt. Symbolisch. Ab sechs Stunden gibt es Bronze für die jeweilige Woche und ein „Gut so“, für zehn bis 13 „Silber. Hammerfett!“ und bei 14 erreichten Schreibstunden heißt es „Gold! Yeah Baby!“.

Und das motiviert? „Es zeigt mir, was ich bereits geleistet habe und zu was ich imstande bin“, meint Spang nüchtern. „Am Jahresende zähle ich die Stunden zusammen und nehme mir vor, diesen Highscore im nächsten Jahr zu überbieten.“

Klar kommt es vor, dass der Wecker morgens klingelt und er feststellt: Nee, zu müde, heute nicht. Dann stellt er die Uhr neu, um wenigstens pünktlich zur Arbeit zu kommen. Noch verdient der Mediengestalter seine Brötchen an der Uni Saarbrücken. Doch sein Ziel ist ein anderes: hauptberuflich Autor werden nämlich. 50 Prozent, die andere Hälfte Marketing, wären auch noch ok.

„Dass es schwer ist, vom Schreiben zu leben, hör ich immer wieder“, sagt Spang und es schwingt ein Fünkchen Trotz mit. „Ich habe keine Lust, mir sagen zu lassen, es geht nicht.“ Lieber steht er in aller Herrgottsfrühe auf und schreibt am zweiten Teil seines über Crowdfunding finanzierten, 2016 erschienenen Debütromans „Blut gegen Blut“ weiter.

Nebenbei betreibt der 33-Jährige eine umfangreiche, zeitfressende Fanpflege via Facebook, Instagram, Twitter und YouTube. Junge Mädchen schreiben dort schon mal: „Du bist mein Vorbild, ich will auch so fleißig sein.“ Spang antwortet prinzipiell jeder und jedem – weil es ihm „unglaublich wichtig“ ist. „Es wäre arrogant, nicht zu reagieren.“

Als Kind hat er bestimmt schon . . ., der Autor schüttelt den Kopf. „Nein, da habe ich noch nicht geschrieben.“ Wohl aber Unmengen Comics gelesen und auch selber gezeichnet. Später entwickelte er Zusatzlevel für Computerspiele: „Ich wollte immer etwas erschaffen, etwas kreieren.“

Zusammen mit Zeichnern und anderen Kreativen entwickelte Spang ab 2006 ein eigenes Computerspiel. Sechs Jahre arbeitete das virtuelle Team daran, dann brach die Gruppe auseinander.

Als Leiter des Projektes sah Spang schon alle Ideen „in der Schublade versauern“.

Um das zu verhindern, fing er an, Kurzgeschichten zu schreiben – angelehnt an die vorhandenen Storys und Charaktere. Vor seinem Roman veröffentlichte der Jungautor zwei Bände mit Fantasy-Geschichten aus dem „Doppelmond-Universum“, wo sich Werwölfe, Vampire und Menschen bekämpfen.

Die turbulenteste Phase seines realen Lebens war die, in der er Amateurtheater spielte. Bei der Laienbühne Quierschied brachte er es sogar bis zur zweiten Hauptrolle in „Leg doch mal die Nonne um“. Aber das war „zeitlich schon krass“. Also gab Benjamin Spang das Theaterspielen wieder auf – zugunsten des Schreibens. Wie auch das Fernsehgucken und Zocken am Computer. So ein Tag hat nun mal nur 24 Stunden.

Aber er joggt, „bei jedem Wetter“, und mit dem Schwimmen will er jetzt auch wieder anfangen. Einmal im Quartal lädt Spang zum Kreativtag ein. Dann wird mit Freunden gemalt – von Öl bis Typographie – und ausnahmsweise mal für ein paar Stunden auf den Motivationsplan gepfiffen.

www.benjaminspang.de

www.doppelmondsaga.de

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