Fachleute antworten „Experten“

Friedrichsthal · Knapp 50 Interessierte folgten am Montagabend der Einladung zu einer Bürgerversammlung ins Friedrichsthaler Rathaus. Im Festsaal ging es ums Thema Grubenwasser. Mit sachkundigen Redebeiträgen und kritischen Fragen bekundeten die Zuhörer ihr Interesse an diesem aktuellen Thema.

Die Bürgerversammlung hat sich als Veranstaltung in der Stadt etabliert. Und so waren es bei herrlichem Frühsommerwetter doch fast 50 Zuhörer, die am vorigen Montagabend ihre Aufmerksamkeit zwei Stunden lang den Experten der RAG widmeten und diese mit ihren Fragen "löcherten". Dr. Axel Schäfer und Markus Roth (beide RAG) stiegen in das Thema mit der Vorstellung der derzeitigen Planung der RAG ein. Das Bergbauunternehmen hatte Ende März ein "Konzept zur langfristigen Optimierung der Grubenwasserhaltung" dem saarländischen Wirtschaftsministerium übermittelt. Es sieht vor, die bisher noch trocken gehaltenen Schächte und Stollen bis 2035 stufenweise zu fluten. Das bedeute eine wesentliche Veränderung des aktuellen Zustands und sei deshalb genehmigungspflichtig. Somit stehe man seitens der Gesellschaft zurzeit am Beginn eines längeren Genehmigungsverfahrens. Das Konzept sieht vor, im Bereich des Bergwerks Reden den Grubenwasserspiegel zunächst um 280 Meter ansteigen zu lassen. Zu späteren Zeitpunkten sollen die wesentlich kleineren Wasserhaltungen Camphausen, Luisenthal und Viktoria eingestellt werden.

Im Moment liegt der Grubenwasserspiegel in Reden bei 600 Metern unter dem Meeresspiegel . Mehr als 13 Millionen Kubikmeter Wasser werden pro Jahr ans Tageslicht gefördert und fließen über den Klinkenbach in die Blies. In 320 Metern Tiefe unter dem Meeresspiegel wäre es ab 2017 möglich, das Wasser zum Standort Ensdorf-Duhamel übertreten zu lassen. Die fachkundigen Frager - teilweise ehemalige Bergleute oder Handwerker unter Tage - sorgten sich um die vielen Zusatzstoffe und die ehemaligen Maschinen und deren Teile, die bei Flutung mit nach oben gespült werden könnten. Hier verwiesen Schäfer und Roth auf Gutachten, die zum Beispiel bei PCB keine Grenzwertüberschreitung belegen konnten. Sollte die Qualität des gefluteten Grubenwassers aber bedenklich sein, werde das Unternehmen es aufbereiten. Das stehe außer Frage.

Groß war bei den Zuhörern auch die Angst vor möglichen Bergschäden und deren Regulierung für den Fall, dass die RAG-Stiftung irgendwann mal nicht mehr über Geld verfüge. Nach den Worten von Schäfer hat sich in Großrosseln/Warndt gezeigt, dass der großflächige Anstieg des Grubenwasserspiegels eine gleichmäßige Anhebung des Bodens um 20 bis 30 Zentimeter zur Folge hatte. Von größeren Schäden sei hier nichts bekannt. Wenn die Stiftung nicht mehr über Kapital verfüge, müssten die Bergbau-Bundesländer Saarland und Nordrhein-Westfalen sowie der Bund einspringen. Grubenwasser bleibt also auch in Friedrichsthal ein Thema.

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