Ein Wahrzeichen verschwindet
Bildstock · Es wird wohl viele Menschen traurig stimmen, dass dem Abriss des Hoferkopfturms nichts mehr im Wege steht. Die Konstruktion ist nach Expertenmeinung so baufällig, dass es dazu keine Alternative gibt.
Die Nachricht kam am frühen Mittwochabend aus dem Friedrichsthaler Rathaus: Der Hoferkopfturm wird abgerissen. Kurz zuvor hatte ein Gutachter festgestellt, dass dies unumgänglich ist, weil die Holzkonstruktion schwere Schäden aufweist. Eine Sanierung ist ausgeschlossen (wir berichteten in Kürze). Wohl ein Unding, das Wahrzeichen von Bildstock zu sanieren, unter finanziellen Gesichtspunkten wäre dies kaum vertretbar. Also steht der Abbruch unmittelbar bevor. Drumherum wurde das Gelände aufgrund erhöhten Sicherheitsrisikos mit Bauzäunen schon weithin abgeriegelt. ,,Ein Wunder, dass das Ding nicht schon umgefallen ist", meinte gestern ein Friedrichsthaler, der weitergehende Details zur jüngsten Untersuchung zu kennen meint.
Manfred Plaetrich, der Vorsitzende des Fördervereins Hoferkopfturm, der sich vor wenigen Monaten gegründet hat, sagte am Mittwoch: ,,Der Abriss ist bedauerlich." Es handele sich schließlich um ein Wahrzeichen der Stadt, das in kultureller und touristischer Hinsicht doch sehr bedeutsam sei.
Gleichwohl müsse man die Entscheidung akzeptieren: ,,Sie ist logisch und konsequent, und sie leuchtet ein." Nun wisse der Förderverein wenigstens, woran er sei. Man werde sich jetzt auf das Ziel eines Neubaus konzentrieren und diesen auch unterstützen, indem man beispielsweise mit vereinten Kräften auf die Suche nach Sponsoren gehe.
Bereits zu Beginn dieses Jahres zeichnete sich ab, dass die Tage des bei Ausflüglern und Spaziergängern sehr beliebten Hoferkopfturms gezählt sind (SZ vom 18. März). Damals informierte uns der Bildstocker SZ-Leserreporter Jürgen Weis darüber, dass bereits Fachleute vor Ort gewesen seien, die die Konstruktion in Augenschein nahmen. Im kranken Zustand erlebte der Turm im Juni noch sein 20-jähriges Bestehen, doch was danach folgte, war eine gute Portion Hoffnungslosigkeit.
Schon vor dem Jahreswechsel 2013/2014 hatte die Stadt Friedrichsthal das hölzerne Wahrzeichen sperren lassen, sodass sich viele Bürger das Silvester-Feuerwerk von einem anderen Standort aus anschauen mussten.
Die schönsten Erinnerungen an den Turm haben wohl Sandra und Steffen Bischof. Sandra, damals trug sie noch den Nachnamen Werny, hatte vor fünf Jahren ihren Lebensgefährten mithilfe einiger ,,Geheimnisträger" dorthin gelotst. Zuvor hatte sie ein aus Leintüchern gefertigtes Transparent am Turm befestigt. ,,Willst du mich heiraten?" stand mit großen Buchstaben darauf zu lesen. Luftballons in Herzform und Fackeln rund um den Turm vollendeten die romantische Inszenierung. Steffen Bischof wurde von dem Leona-Lewis-Lied ,,Bleeding Love" mitsamt seiner Freunde empfangen und sagte zu seiner Sandra ,,Ja".
Gerade gestern haben wir mit der jungen Frau telefoniert. Glücklich verheiratet ist sie immer noch, und mittlerweile hat das Paar eine hübsche Tochter mit Namen Hannah. Im Oktober wird sie drei Jahre alt. Die Geschichte vom originellen Heiratsantrag auf dem Hoferkopf wird Mama Sandra ihr bestimmt später mal erzählen.