Einstimmung in den Beruf? Der Betriebsleiter bekommt eine Eins

Friedrichsthal · Achtklässler der Gemeinschaftsschule Dudweiler besuchten das Friedrichsthaler Logistikzentrum der Firma Lidl.

 Betriebsleiter Christoph Tauermann führte die Schüler durch die Lagerhallen.

Betriebsleiter Christoph Tauermann führte die Schüler durch die Lagerhallen.

Foto: Iris Maria Maurer

„Das soll klein sein“, grinst Luka seinen Kumpel vielsagend an. „Übelst klein“, gibt Fernando amüsiert zurück. Es ist eben alles relativ. So auch die Dimensionen eines Logistikzentrums, wie es die Achtklässler der Gemeinschaftsschule Dudweiler am vergangenen Freitag in Friedrichsthal bei Lidl von innen erkunden durften. Mit 27 000 Quadratmetern, was fast vier Fußballfeldern entspricht, gilt man in der Branche als Zwerg. „Wir platzen aus allen Nähten“, bestätigte Betriebsleiter Christoph Tauermann beim Rundgang. Neue Logistikzentren verfügen im Schnitt über 45 000 Quadratmeter.

Egal, der Betriebsbesichtigung tat das keinen Abbruch. Man musste nur auf der Hut sein, ständig rauschten Stapler, Kommissionierfahrzeuge und Sprinter durch die Gänge, in denen „Einbahnstraßenverkehr“ herrscht. 120 Stück der kleinen wendigen Elektromobile gibt es. Was davon nicht gerade mit Karacho Paletten von A nach B bewegt, „tankt“ Strom an den Ladestationen.

61 Filialen werden von hier aus beliefert, informierte Tauermann, sieben Tage die Woche. Wofür 180 Menschen im Schichtbetrieb Sorge tragen. „Die Filialen bestellen heute Mittag und haben die Waren morgen Früh.“ Für den Abtransport sind vor den Toren, an denen die Lkws draußen „andocken“, schmale Streifen auf dem Boden markiert, in denen die mit den bestellten Lebensmitteln und Non-Food-Produkten bestückten Paletten bereitgestellt werden. Die ideale Pack-Höhe liegt zwischen 1,80 und zwei Metern – darunter wird es unwirtschaftlich, darüber hat das Verkaufspersonal später Mühe beim Auspacken. Angeliefert werden die Waren ebenfalls rund um die Uhr, 33 Paletten bringt jeder Lkw mit.

Am Tag summiert sich das auf 1800 Paletten. Die gilt es anzunehmen, zu zählen, auszupacken und in den Regalen bis in maximal zwölf Metern Höhe zwischenzulagern. Faszinierend ist die Technik, die hinter allem steckt. Die Mitarbeiter werden per Headset oder Monitor geleitet, „das System errechnet, wo die eingehenden Paletten optimal zwischen gelagert werden“. Beim Abarbeiten der Bestelllisten wiederum lotst der Computer die Kommissionierer Warengruppe für Warengruppe zu den entsprechenden Regalen. Effizienz in Reinkultur.

Großes Hallo gab es bei den Zigaretten, mit das Hochpreisigste, was man zu bieten habe, so Tauermann. Weshalb die Regale per „unsichtbarem Laservorhang“ gesichert sind. Pflichtschuldig sprang die Alarmanlage augenblicklich an, als die Schüler diese passierten.

Zur Mutprobe wuchs sich anschließend das Betreten der Kühlhalle aus: Wer hält es bei eisigen 24 Minusgraden länger als ein paar Atemzüge aus? Gearbeitet werden darf dort nur mit Spezialkleidung und maximal zwei Stunden am Stück, klärte der Betriebsleiter auf.

Der Besuch der 23 Schüler war die erste Aktion im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung, die Lidl und die Gemeinschaftsschule für zwölf Monate abgeschlossen haben. Demnächst ist ein Bewerbertraining in der Schule geplant, verriet Ausbildungsleiter Christian Kautenburger: „Dabei geben wir Tipps und führen Gespräche inklusive Feedback für die Schüler.“ Vorstellbar sei zudem ein Ernährungslehre-Projekt rund ums gesunde Frühstück.

Wie Didaktikleiterin Isabel Pont informierte, beteiligten sich dieses Jahr insgesamt zehn Betriebe am Wirtschaftstag der Dudweiler Gemeinschaftsschule. Die 150 Mädchen und Jungen der achten Klassen hatten die Chance, in die Arbeitswelt reinzuschnuppern und mal hinter die Kulissen zu blicken, beispielsweise im Kindergarten, in einer Gärtnerei, im Drogeriemarkt oder in der Uni-Mensa. Die größte Nachfrage bestand nach den Stippvisiten im Altenheim, weswegen man gleich zwei Pflege-Einrichtungen einbezog.

Die Entscheidung für Lidl dürfte indes auch keiner bereut haben, schon des leckeren Imbisses wegen. Der wartete nach der Führung, bevor es weiter in den Markt in Dudweiler ging, wo die Schüler sogar selbst kassieren durften. „Und, habt ihr euch gelangweilt?“, erkundigte sich Christoph Tauermann, nachdem er seine 45 Minuten deutlich überzogen hatte – auch wegen der vielen interessierten Rückfragen. „Nein, es war ganz schön“, lobte Efe. „Ich gebe Ihnen eine Eins.“

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